Handel Krefelder Buchhandlungen wollen liefern

Krefeld · Weil die Läden dicht machen müssen, möchten Geschäftsleute Romane vor die Tür der Kunden bringen. Trotz dieser Lösung gibt es Ärger um die Schließungen.

 Buchhändlerin Sabine Schütz in der Klein’schen Buchhandlung.

Buchhändlerin Sabine Schütz in der Klein’schen Buchhandlung.

Foto: Andreas Bischof

Es sind eher Stunden als Tage, in denen sich für etliche Einzelhändler alles ändert. Plötzlich sollen sie ihre Geschäfte schließen. Feierabend an der Ladentheke – bis wann auch immer. Auch Buchhandlungen trifft dieser Schlag. Ihre Läden gehören zu den Geschäften, die zur Corona-Eindämmung nicht weiter öffnen dürfen. Was der Gesundheit dient, ist für die Geschäftsleute eine Katastrophe. Laufkundschaft wird fehlen, im Internet dominiert Amazon den Markt. Trotzdem: Aufgeben wollen die Krefelder Buchhändler in keinem Fall. Stattdessen wollen sie mit Alternativen zum Verkauf im Laden weiter Romane und Sachbücher zu ihren Kunden bringen. Die hätten nun viel Zeit für Bücher, ist immer wieder zu hören. Schließlich sollen möglichst viele daheimbleiben.

Zwei Mal die Woche
gehen Lieferungen raus

Die Klein‘sche Buchhandlung an der Rheinstraße gibt es seit dem Jahr 1836. An den hohen Holzregalen mit den Unmengen an Literatur stöbern sonst die Kunden. Auch wenn damit vorerst Schluss ist, geht das Lesen weiter. „Wir sind startklar“, sagt Inhaberin Monika Jacobi. Kunden können nun den Online-Shop nutzen. „Auch auf allen anderen Kanälen sind wir erreichbar“, sagt Jacobi. Telefonisch, per Mail und sogar per Fax nehmen sie und ihre Kolleginnen Wünsche entgegen. Zwei Mal pro Woche soll den Kunden dann alles vor die Haustür geliefert werden. Das Geschäft sei gut aufgestellt, sagt Jacobi. „Wir sind digital vernetzt. Dafür ist das Internet gut.“

Damit Interessierte Orientierung im großen Angebot finden, stelle ihr Team rasch neue Empfehlungen auf die Internetseite der Klein‘schen Buchhandlung. Jacobi erzählt das alles mit einem Enthusiasmus, der dieser Tage rar scheint. Ob sie keine Angst um ihr Geschäft hat? „Natürlich hoffe ich, dass das nicht zu lange so geht“, sagt sie. Die vielen Stammkunden geben ihr Hoffnung. „Wir werden es überstehen“, sagt Jacobi.

Anke Brauer ist Chefin der Hülser Buchhandlung. Die neue Lage habe ihr eine schlaflose Nacht bereitet, sagt sie. Ihre Notlösung, um den Betrieb zu retten, ähnelt den Plänen an der Rheinstraße. „Innerhalb von Hüls möchte ich an zwei oder mehr Tagen pro Woche mit dem Rad Bücher an die Türen ausliefern“, sagt Brauer. Kunden können sich per Mail oder am Telefon melden, wenn sie diesen Service möchten. Alternativ bleibt der Online-Shop. „Solange die Post liefert“, sagt Brauer.

Für die Einschränkung ihrer Arbeit hat sie Verständnis. „Ich bin bereit, da mitzumachen“, sagt Brauer und schiebt hinterher: „Vielleicht ist meine Hoffnung naiv. Aber hoffentlich ist es schneller vorbei, wenn wir jetzt schnell etwas tun.“ Natürlich hat sie wirtschaftliche Sorgen um ihre Buchhandlung. „Mir geht der Arsch auf Grundeis.“ Besonders ärgert sich Brauer über die NRW-Landesregierung. Für Ladeninhaber fehle Klarheit in der Kommunikation. Ab wann gilt die Schließung? Montag? Dienstag? Mittwoch? „Da fehlten Informationen“, sagt Brauer. Sie habe sich zumindest gewundert, dass Dienstag noch vieles geöffnet hatte.

Reiner Volkmann, Inhaber der Bockumer Buchhandlung, kritisiert das Verbot für seine Branche. „Ich hoffe auf eine Ausnahmegenehmigung“, sagt Volkmann. „Zeitschriften und Zeitungen dürfen auch weiterhin verkauft werden. Warum keine Bücher? Das finde ich komisch.“ Er könne sich etwa eingeschränkte Öffnungszeiten vorstellen. Einen Mindestabstand zwischen Personen im Laden könne man schaffen. Gerade in diesen Tagen sind Bücher aus Volkmanns Sicht wichtig. „Theater und Konzerte gibt es nicht mehr. Und nur Fernsehgucken macht ein bisschen blöd“, sagt der Buchhändler und lacht kurz. Zudem hätten viele Schüler für die Heimarbeit lange Leselisten bekommen. „In den letzten Tagen habe ich viele Bestellungen erhalten“, sagt Volkmann. Diesen will er weiter nachkommen.

Damit das klappt, wird sich Volkmann wie seine Kolleginnen etwas überlegen müssen. Lösung ist wohl ebenso ein Lieferdienst für Bockum. Auf die Schnelle soll ein Lastenrad her. Dann lohnen sich die Touren hoffentlich. „Hier in Bockum haben wir zum Glück recht buchhandlungsaffine Menschen“, sagt Volkmann.