Gericht Hat Frau ihre Firma aus Liebe geprellt?

Angeklagte und Zeuge beschuldigen sich gegenseitig.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. 264 000 Euro soll eine 53-Jährige Buchhalterin eines Krefelder Unternehmens veruntreut haben. 91 Mal soll sie sich, so die Anklage, an Firmengeldern bedient haben. Dafür muss sie sich jetzt vor dem Schöffengericht verantworten. Dort entspann sich eine ganz andere Geschichte, die nur in Teilen mit den Vorwürfen gegen die Frau zu tun hatte. Die Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft räumte die Krefelderin grundsätzlich ein. Ihr Verteidiger machte aber die Einschränkung, dass bei den angeklagten 91 Fällen auch durchaus rechtmäßige berufsbedingte Buchungen dabei waren. Die Angeklagte schätzte, dass sie ihren Arbeitgeber um rund 150 000 Euro erleichtert hat.

Das Geld habe sie einem Mann gegeben, in den sie „bis über beide Ohren verliebt“ gewesen sei. Der hätte ihr von seiner kranken Mutter in Bosnien erzählt und später von Unbekannten, die hinter ihm her seien. Deswegen habe er Geld gebraucht, welches ihm die Frau bereitwillig bar aus der Firmenkasse übergab. Der Mann, Bus- und Bahnfahrer bei einem großen Krefelder Verkehrsunternehmen, stellte alles anders dar. Er habe die Frau im Bus kennengelernt. Eine Liebesbeziehung habe es nie gegeben. Er habe der Angeklagten später 35 000 Euro gegeben, die er von einem Kollegen geliehen hatte. Die Frau habe eine Reinigungsfirma gründen und das Geld mit dem Gewinn zurückzahlen wollen. 30 000 Euro seien noch offen.

Wie sich herausstellte, saß genau der Arbeitskollege, von dem der Zeuge das Geld bekommen haben will, im Zuschauerraum. Von Investitionen in eine Reinigungsfirma hatte der den beiden Männern nichts erzählt. Sehr wohl aber von seiner kranken Mutter, für die er Geld benötige. Später hätte er dringend sein Auto reparieren oder es aus einer Verwahrstelle herauslösen müssen. Ein wenig Geld habe er bereits zurückgezahlt, weit über 20 000 Euro seien noch offen. Ein Ermittlungsverfahren gegen den Mann gibt es derzeit nicht. Der Prozess gegen die Krefelderin wird fortgesetzt. sp