Kontroverse Heftige Kritik für Hannelore Kraft aus Krefeld

Landtagsabgeordnete und Kandidaten reagieren auf Ministerpräsidentin, die im TV Freude über geschlossene Grenzen äußert.

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Krefeld. Hannelore Kraft hat aufreibende Monate hinter sich. Jetzt bestaunt Fernseh-Deutschland ihren Auftritt in der WDR-Fernsehsendung „Ich stelle mich“. Über den derzeit abgeflauten Flüchtlingsstrom sagt Kraft dort: „Deshalb bin ich schon froh, dass die Grenzen jetzt erstmal dicht sind.“ Die Krefelder Landtagskandidaten üben daran heftige Kritik.

„Die Aussage der Ministerpräsidentin zeugt ein wenig von Konzept- und Hilflosigkeit. Wir wissen alle, dass die Flüchtlingskrise weiterhin existiert. Das Land NRW hinkt in der Abwicklung der Flüchtlingsunterbringung und bei der Unterstützung der Kommunen im Vergleich zu den meisten anderen Bundesländern nach wie vor hinterher“, sagt CDU-Kandidat Marc Blondin. „Man kann sich doch jetzt nicht zurücklehnen, weil die Grenzen dicht seien. Das ist Augenwischerei.“

Der Grünen-Kollegin Monika Brinner ist „diese Aussage von Frau Kraft völlig unverständlich, denn ich dachte, dass die SPD und die Grünen in NRW bei der Integration von Geflüchteten vertrauensvoll zusammenarbeiten. Dazu gehört meiner Meinung nach auch, die Willkommenskultur nicht in Frage zu stellen.“

Krafts Parteikollegen Ina Spanier-Oppermann und Benedikt Winzen verfassen eine gemeinsame Antwort aus dem Urlaub: „Wir sind uns der Verantwortung bewusst, den vor Krieg und Verfolgung nach Krefeld geflüchteten Menschen zu helfen. Die Belastungen für Krefeld sind hoch, für die Sportvereine und Schulen durch die Nutzung von Sporthallen als Unterkunft, sind beim Blick auf Not und Leid der hierher Geflüchteten aber zu ertragen. Dass der Flüchtlingszustrom derzeit geringer ist als noch vor einigen Wochen, hilft allen in der Flüchtlingshilfe engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Dies wird auch die Ministerpräsidentin gemeint haben.“

Der Grüne Karsten Ludwig wird sehr deutlich: „Wir Grüne stehen für ein Europa der offenen Grenzen. Wenn hilfsbedürftige Geflüchtete an Europas- oder Deutschlands Grenzen abgewiesen werden, ist das traurig und kein Grund zur Freude. Die Äußerungen von Hannelore Kraft finde ich daher sehr irritierend, denn sie spielt damit Horst Seehofer und der AfD in die Karten.“

CDU-Frau Britta Oellers sieht Kraft komplett überfordert. „Bei allen Schwierigkeiten, die wir haben, muss sie als Ministerpräsidentin zeigen, dass sie alles im Griff hat. Das hat sie nicht. Hilfreich für die Flüchtlingsarbeit ist es auch nicht, die Menschen sind ja da.“