Heimatforscher Reinhard Feinendegen gestorben: Das Gedächtnis der Stadt
Reinhard Feinendegen ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Für Krefeld ist er unersetzlich.
Krefeld. Sein größter Wunsch ist unerfüllt geblieben. Über Jahrzehnte hatte Reinhard Feinendegen für eine stadtgeschichtliche Abteilung auf Burg Linn gekämpft, doch trotz eines gültigen Ratsbeschlusses aus dem Jahr 1989 existiert sie bis heute nicht. „In höchstem Maße blamabel“ hat Feinendegen das im Juni 2009 genannt und traurig angefügt: „Ich habe mich damit abgefunden, dass ich diesen Moment nicht mehr erleben werde.“
So ist es nun eingetreten: Reinhard Feinendegen ist in der Nacht zu Karfreitag im Alter von 79 Jahren gestorben. Obwohl er lange schwer krank war, trifft dieser Verlust viele Menschen tief, man könnte sogar sagen: Er trifft ganz Krefeld. Feinendegen war die Instanz in Sachen Heimatkunde, er war das Gedächtnis dieser Stadt.
Welch Glück im Unglück, dass er der Nachwelt Teile dieses Schatzes hinterlassen hat, auf 3600 Seiten, in fünf Bänden Krefelder Stadtgeschichte, Gesamtgewicht: 7,5 Kilogramm. Mit Hans Vogt hat Feinendegen dieses Lebenswerk binnen 13 Jahren gestemmt, dafür gab es erst kürzlich den Niederrheinischen Literaturpreis.
Noch länger, 33 Jahre, hatte der promovierte Historiker die Schriftleitung der „Heimat“ inne, stets hart und exakt in der Sache, liebenswert und bescheiden im Umgang. So kannten ihn auch seine CDU-Parteifreunde, mit denen er über Denkmalpflege und Stadtgestaltung stritt, und so haben ihn auch die meisten seiner Schüler in Erinnerung. Reinhard Feinendegen war Lehrer aus Überzeugung. Der Sohn eines Schulleiters baute ab 1970 das Gymnasium Horkesgath mit auf und führte es bis 1995.
Im Ruhestand konnte er sich noch intensiver dem Thema widmen, das sein Leben wie ein Motto begleitet hat: Heimat. Für ihn hatte das nichts mit Kitsch zu tun, schon gar nichts mit Nationalstolz und Volkstümelei. Feinendegen war weltoffen, er reiste mit seiner Frau durch halb Europa, beantwortete geduldig und präzise Anfragen anderer Heimatforscher aus aller Herren Länder.
Für ihn selbst, der 1932 in Uerdingen geboren wurde, war Bockum mehr als 50 Jahre lang die Heimat, hier fand er Gelassenheit und Zufriedenheit. „Heimat ist für mich das Gefühl, einen festen Standpunkt zu haben, statt durch die Luft zu vagabundieren“, sagte er einmal. Heimat, das hieß auch Familie. Für seine Frau, seine drei Kinder und die Enkel hatte er zuletzt mehr Zeit.
Das Mammutprojekt Stadtgeschichte lag da hinter ihm, er hoffte, das Werk möge 100 Jahre gelten. Zumindest dieser Wunsch wird sich wohl erfüllen.