Stadtwerke Krefeld im Fokus Herr Liedtke, wer wird das alles am Ende zahlen müssen?

Interview | Krefeld · Carsten Liedtke, Vorstand der Stadtwerke (SWK), spricht über aktuelle und künftige Gas- und Strompreise – und den teuren Umbau der Versorgung

 SWK-Vorstand Carsten Liedtke.

SWK-Vorstand Carsten Liedtke.

Foto: wz/swk

Herr Liedtke, seit dem 1. April liegt die Mehrwertsteuer auf Gas wieder bei 19 Prozent statt bei den zeitweise reduzierten sieben Prozent. Ist Gas also wieder zu einem teuren Gut geworden, oder hat das ein sinkender Gaspreis aufgefangen?

Carsten Liedtke: Alle Energieversorgungsunternehmen müssen die Mehrwertsteuer-Erhöhung, die vom Bund vorgegeben ist, an die Kunden weitergeben und abführen. Der Beschaffungsmarkt ist sehr volatil, seit einigen Wochen mit steigender Tendenz auch aufgrund des Konfliktes im Nahen Osten. Das führt bei Energieversorgern, die kurzfristig beschaffen zu unplanbaren Preisen für die Kunden. Dagegen sichern wir uns als seriöser Energieversorger ab und beschaffen die Energiemengen langfristig im Voraus und bieten damit Planungssicherheit für den Kunden.

Wie hängen Gas- und Strompreis immer noch zusammen – und kann sich diese Kopplung über das Merit-Order-Prinzip absehbar ändern?

Liedtke: Der Strompreis im deutschen Markt ist direkt und indirekt abhängig vom Gaspreis. Direkt, da in Zeiten von wenig erneuerbarer Energie – Stichworte sind „windstille Nacht“ oder „Dunkelflaute“ – aufgrund des Merit-Order-Effekts Gaskraftwerke im Strommarkt preissetzend sind. Bei höheren Gaspreisen gibt es dann einen direkten Effekt auf den Strompreis. Indirekt wirkt der Gaspreis auf die Merit-Order: bei hohen Gaspreisen wird mehr Kohle zur Stromerzeugung verfeuert. Dies führt zu einem höheren Bedarf an CO2-Zertifikaten. Der höhere CO2-Preis wirkt dann wiederum auf den Strompreis. Weniger technisch gesprochen: Sinkende Gaspreise sind mittelfristig auch gut für sinkende Strompreise.

Wie ist ihre Prognose für die Energiepreise in den kommenden Monaten, auch im Angebot der SWK?

Liedtke: Die Energiepreise am Markt weisen seit dem sich zuspitzenden Nahost-Konflikt eine steigende Tendenz auf, in den letzten zwei Monaten sind die Energiepreise um etwa 30 bis 35 Prozent gestiegen – bei Strom und Gas. Die Auswirkungen der volatilen Energiepreise werden durch unsere langfristige Beschaffungsstrategie für die Endkundenpreise abgedämpft.

Wie teuer wird der Umbau der Energieversorgung in Deutschland für den Kunden, und was wird durch wen abgefedert?

Liedtke: Die Schätzungen für den Umbau der Erzeugungslandschaft für Strom, die Umgestaltung des Wärmemarktes sowie den Aufbau dazu passender Wasserstoff-Infrastruktur dürften sogar die Grenze von 1 000 Milliarden Euro bis 2045 überstiegen. Es ist überhaupt nicht vermeidbar, dass auslaufende fossile Energieträger wie Gas und Heizöl unter anderem durch CO2-Preise und unterausgelastete Infrastruktur Teuerungen erfahren. Zugleich steigt aber auch der Aufwand für alternative Energien, vor allem durch die von ihnen verursachten zusätzlichen Systemkosten. Dazu gehören Netzausbau, Besicherungskraftwerke und Gebäudeinvestitionen. Energie wird also insgesamt teurer. Am Ende werden die Energiekunden, also Private, Gewerbe und Industrie, einen Großteil dieser Belastungen tragen müssen. Der Staat kann und muss allerdings massive Unterstützung für die Betreiber bestehender und neuer Infrastruktur leisten und gegenüber den Kunden Entlastungsmaßnahmen umsetzen, um einen sozialen Ausgleich zu schaffen. Und auch, um Schlüsselindustrien vor einer Abwanderung zu bewahren.

Wie begegnen Sie der wieder zunehmenden Konkurrenz durch kleine Stromversorger, deren Scheitern Ihnen in den vergangenen Jahren viele neue Kunden zugeführt hat.

Liedtke: Auch wir stellen fest, dass Stromversorger, die in der Vergangenheit ihre Kunden im Stich gelassen haben, jetzt wieder aktiv auf Kundenfang gehen. Diese Umgangsweise war und wird nie unser Ziel sein. In der Krisenzeit konnten Kunden sich auf die Versorgungssicherheit in Stadtwerkequalität verlassen. Wir versorgen unsere Kunden langfristig zu fairen Konditionen und halten dabei an unserer Preisgarantie fest. Zudem zeichnen wir uns durch persönliche Beratung vor Ort und einen exzellenten Kundenservice aus. Unsere Kunden wissen dies auch weiterhin zu schätzen und bleiben uns als seriösem Energieversorger treu. Darüber hinaus freuen wir uns über jeden zusätzlichen Kunden, den wir mit unserem Angebot überzeugen können. Wir warnen vor unseriösen Discountern, die Lockangebote mit hohen Boni anbieten. Diese Preise sind im zweiten Jahr deutlich höher.

Wie kann der Kunde sparen, sowohl im Verbrauch als auch in den Tarifen?

Liedtke: Um bei den Tarifen zu sparen lohnt sich oft ein Produkt mit langer Preisgarantie. Hier empfehlen wir daher den Kunden, einen SWK-Tarif mit einer 24-monatigen Preisgarantie abzuschließen, da diese oft attraktiver angeboten werden können.

Und beim Verbrauch?

Liedtke: Hier empfiehlt sich, bei den großen Haushaltsgeräten wie etwa dem Kühlschrank und Gefrierschrank auf die richtige Temperatureinstellung zu achten. Die Spülmaschine sollte im Eco Mode verwendet werden und bei möglichst niedrigen Temperaturen waschen. Moderne Heizungen lassen sich darüber hinaus komfortabel per App steuern und etwa in einen Urlaubs- oder Nachtbetrieb schalten.

Welche Entwicklung im Markt macht Ihnen selbst eigentlich Mut, dass Energie bezahlbar bleibt?

Liedtke: Mut machen mir zahlreiche Initiativen und Ideen von Verbänden wie dem VKU (Verband kommunaler Unternehmen), wie sich die anstehende Transformation günstiger gestalten lässt: Mit der Berücksichtigung von Kraft-Wärmekopplungsanlagen bei der Erzeugung, mehr Technologieoffenheit bei der Frage der Farbe des Wasserstoffs, mehr Überlandleitungen statt Erdkabel bei den Hochspannungsleitungen, mit einer stärkeren Rolle des CO-2 Emissionshandels und nicht zuletzt einer – von der Bundesregierung versprochenen - Kostenrückerstattung an den Bürger über das Klimageld.