Hier entsteht ein Porzellanschwein
Handarbeit statt Fließband: Diplom-Designer Herwart Frie zeigt in seiner Werkstatt, wie aus einem Modell ein fertiges Produkt wird.
Dießem. In der „Manufaktur für gute Laune“ in der ImBrahm-Fabrik empfängt der Diplom-Designer Herwart Frie die Teilnehmer des SPD-Ferienprogramms und führt sie durch seine Werkstatt. Gisela Brendle-Vierke, Bezirksvorsteherin in Krefeld-Süd, freut sich besonders über den großen Andrang am Freitagnachmittag zum Besuch in der Porzellanmanufaktur.
Gleich drei Gruppen führt der Diplom-Designer Herwart Frie nacheinander durch seine Werkstatt. Hier fertigt er kleine Porzellan-Figürchen, die eine Menge Handarbeit und Fingerspitzengefühl erfordern, an. Frie will den fachfremden Besuchern seine Arbeit in der Manufaktur heute genauer erklären. „Alles beginnt mit dem Modell. Das muss ich mir zunächst aus Gips schnitzen.“
Er hält einen kleinen Modell-Hahn in den Händen. „Man muss beachten, dass Porzellan im Brennvorgang etwa 15 Prozent seiner Größe verliert“, erklärt er weiter. Die Modelle müssen daher immer größer sein, als die Figur, die man im Endergebnis erhalten will.
Anhand des Modells wird dann, ebenfalls aus Gips, die Gießform hergestellt, indem man ein Negativ produziert, die sogenannten „verlorenen Hälften“. Nach der Theorie gibt es nun die Live-Vorstellung: Frie veranschaulicht das Gelernte an einer Gießform für ein Schweinchen. Mit einem Messbecher schüttet er behutsam den fertig angerührten Porzellan-Schlicker — eine Masse aus Porzellanpulver und Wasser — in die kleine Öffnung der Form.
Den Rest, das, was an Schlicker überflüssig ist, gießt er wenige Minuten später wieder aus der Form. „So wird die Form hohl. Der Scherben entsteht“, sagt er. Bewundernde Blicke aus dem Publikum. „Und das wird alles in Handarbeit hergestellt? Auch die China-Ware?“, fragt einer der Teilnehmer. Frie bejaht, zwar gebe es natürlich Fließbandproduktionen, aber auch dort arbeite man von Hand mit Gießformen. Weiter geht’s: Vorsichtig löst der Diplom-Designer ein anderes Schweinchen, welches schon einige Zeit getrocknet ist, aus der Gießform.
Das rohe Porzellanteil ist noch weich. Behutsamkeit ist hier gefragt. Kleinere Teile, wie die Schweinenase, werden erst nach dem Guss manuell angebracht. Dann muss das Schweinchen noch etwa einen halben Tag trocken, bis es das erste Mal zum Brennen in den Ofen darf. Der erste Brand ist der Schrühbrand bei 900 Grad Celsius, danach ist der Scherben zwar fest, aber noch wasserdurchlässig.
Nachdem man ihn in Glasur getaucht hat, kann er zum zweiten Mal in den Ofen für den sogenannten Glattbrand: bei hohen 1300 Grad Celsius. Da kann es schon mal heißer werden in der kleinen Werkstatt. Vor dem letzten Brand, dem Dekorbrand, wird die Figur noch mit Porzellanfarbe verschönert. „Nach einem letzten Mal Schwitzen bei 800 Grad Celsius, hat es das Schweinchen dann geschafft und ist verkaufsbereit,“ erklärt Frie. Wie er denn überhaupt zum Material Porzellan gekommen sei, wird er aus der Runde gefragt. „Ich habe in Krefeld Design studiert und erst viel mit Keramik gearbeitet.“ Schnell habe er jedoch gemerkt, dass ihm das Arbeiten mit Porzellan mehr liegt.
Die Besucher konnten aus der Manufaktur viel neues Wissen mitnehmen: „Am erstaunlichsten finde ich diese filigrane Handarbeit“, sagt eine Teilnehmerin. Auch Bezirksvorsteherin Gisela Brendle-Vierke ist begeistert: „Das ist etwas ganz Besonderes, was es so in Krefeld kein zweites Mal gibt.“ Eines wird hier sicher niemand vergessen: Die Teilnehmer wissen nun zu schätzen, wie viel Arbeit in einer kleinen Porzellanfigur steckt.