Hilfsaktion: Odyssee mit Röntgengerät

Ein früherer Chefarzt und eine Röntgen-Spezialistin aus Krefeld reisten für eine Hilfsaktion ins nigerianische Hinterland.

Krefeld. Noch vor zwei Wochen hatten die Menschen im nigerianischen Nkpologwu keine andere Chance. Sie mussten eine halbe Stunde mit dem Moped in die nächstgrößere Stadt fahren, wenn sie geröntgt werden wollten. Ganz gleich, ob sie einen Beinbruch erlitten, eine Lungenentzündung oder 40 Grad Fieber hatten. Das ist jetzt vorbei. Dr. Klaus Broicher und Röntgen-MTA Marlies Schiergen aus Krefeld haben nach einer wahren Odyssee im Memorial Community Hospital die erste Anlage in Betrieb genommen.

Die beiden Fachleute sind ehrenamtlich nach Nigeria gereist. Für Broicher, früherer Chefarzt am Cäcilien-Hospital, ist es die achte Reise in das Dorf. „Doc Klaus“ nennen ihn die Einheimischen. „Wir entwickeln die ärztliche Versorgung dort weiter“, berichtet der Mediziner. Dass dies nicht ganz einfach ist und selten glatt geht, gehört zur afrikanischen Mentalität. Auch deutsche Fachleute hatten einige Steine in den Weg gelegt.

Die Mission Röntgenanlage begann bereits Ende 2009. „Wir hatten eine gebrauchte Röntgenanlage aus einem deutschen Krankenhaus bekommen, die wir per Container nach Lagos verschifften“, erzählt der Arzt. Doch vor Ort funktionierte sie nicht. Selbst ein Ersatzteil, das per Luftfracht geschickt wurde, passte nicht. Der afrikanische Monteur ließ sich, nachdem er 50 Prozent der Reparaturkosten vorab gefordert und erhalten hatte, nicht mehr blicken. Die Anlage funktionierte auch nicht, nachdem deutsche Techniker eingereist waren. Der Frust war groß.“

Das nächste Jahr wurde für die Beschaffung eines anderen mobilen Gerätes genutzt. In Erlangen wurden die engagierten Leute des Projekts Nkpologwu fündig. Nachdem genügend Geld für den Transport zusammen gekommen war, ging der Apparat samt Entwicklungsmaschine, Kassetten, Filmen und Entwicklerlösung im Oktober auf die Reise. Der Flug der deutschen Fachleute hingegen wurde im Februar dieses Jahres abgesetzt, weil ein Generalstreik das afrikanische Land hemmte. Erst am 12. März startete die Reise für Broicher und Schiergen, die in der Helios-Klinik Hüls arbeitet.

Vor Ort war die Freude groß, als dieses Gerät funktionierte. König Ogbonnaya Obi, Schwager von Krefelds Bürgermeisterin Karin Meincke, ist der zuständige Mann für das Gebiet um Nkpologwu. Er testete die Anlage und ließ sich freiwillig als erster röntgen. In fließendem Deutsch, da er in Deutschland studiert hat, berichtete er voller Freude: „Das Röntgengerät funktioniert, und meine Lungen sind in Ordnung.“