Hirschgasse wandelt sich

Ein Schritt in Richtung neues Gestaltungskonzeptes ist gemacht. Für mehr fehlt es noch an Unterstützung und Geld.

Krefeld. Es sind in diesem Falle die kleinen Dinge, die das große Ganze verändern können. Prof. Nicolas Beucker von der Hochschule Niederrhein hat mit Studenten im Rahmen des „Identitätsstiftendes Gestaltungskonzept für die Krefelder Innenstadt“ Vorschläge zur Verschönerung erarbeitet. Unter anderem für die Hirschgasse. Michael Esser vom gleichnamigen First-Reisebüro hat bei der Modernisierung seines Geschäftshauses Ideen aufgegriffen. Die rückwärtige Fassade an der Hirschgasse ist inzwischen vom Werbeballast befreit und einheitlich in dezentem Hellgrau gestrichen.

Esser fragt sich schon länger, wie das Karree zwischen Rhein-, Königstraße, Hirschgasse und Lohstraße attraktiver gestaltet werden kann. Deshalb ist er Mitglied in der Interessengemeinschaft Königstraße und seit neuestem auch Mitglied in der vom Stadtmarketing angestoßenen Immobilien- und Standortgemeinschaft. Darüber haben Hauseigentümer und Geschäftsleute Gelegenheit, Ideen und Maßnahmen für ihr Quartier zu erarbeiten und Zuschüsse aus dem Programm „Stadtumbau West“ zu beantragen.

Michael Esser hat diese Chance ergriffen. Bei einer Präsentation hatten ihn die Vorschläge von Beucker beeindruckt, allen voran die optische Aufwertung des Durchgangs an UdU am Ostwall mit wenigen Handgriffen. Als er im Frühjahr seine Geschäftsräume modernisieren ließ, bat er Beucker und sein Team um einen entsprechenden Gestaltungsvorschlag für die Hirschgasse.

Der Vorschlag unter dem Titel „InnenStadtpfade“ präsentiert in wenigen Schritten die Veränderung aus verschiedenen Blickrichtungen. Für die Hirschgasse aus Richtung Königstraße schlägt Beucker zunächst das Abnehmen der riesigen Werbetafel linksseits und einen weißen einheitlichen Anstrich bis zum verklinkerten Eckgebäude an der Lohstraße vor. In einem nächsten Schritt akzentuieren hängende Pflanzkübel die weiße Hausfassade und ein Spruch von Oscar Wilde lädt zum genaueren Hinschauen ein. Und das selbst am Abend, denn die Pflanzkübel sind mit Strahlern ausgestattet.

Auf die Miete der Städtereklame verzichtet Esser gern, wenn er dadurch eine bessere Optik erzielt. Aus eigener Tasche hat er auch das Nachbarhaus streichen lassen. Doch für die anderen Schritte braucht er die Unterstützung der anderen Hauseigentümer und Geschäftsleute.

„Die Ideen der Hochschule sind ja ganz schön, aber teilweise auch fern der Realität“, sagt er pragmatisch. Wie sollen die Pflanzkübel gegossen und vor Vandalismus geschützt werden? Und wie wird die Hausfassade vor wilden Pinklern geschützt. Esser hat sich deshalb für dunkelgraue 1,20 Meter hohe Granit-Platten entschieden. Gemeinsam mit Beucker und seinem Architekten sucht er nun nach einer Lösung für das Wandtattoo, um es vor Schmierereien zu schützen. „Doch der Aufwand lohnt sich“, ist er überzeugt.