Arbeitsmarkt Hunderte Lehrstellen sind frei

Am 1. August beginnt in den meisten Betrieben die Ausbildung. Viel zu viele Plätze sind noch unbesetzt. Die Gründe sind vielschichtig, die neue WZ-Lehrstellenbörse kann helfen. In einer speziellen Serie.

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Krefeld. Blickt Petra Pigerl-Radtke auf die Situation auf dem Ausbildungsmarkt, legt sie die Stirn in Falten. Allein in der Lehrstellenbörse für das Gebiet, für das sie als Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein zuständig ist, finden sich noch immer 498 freie Stellen. Die IHK versucht zwischen Betrieben und Bewerben zu vermitteln — und hat nun die WZ an ihrer Seite. In einer neuen Serie stellen wir Unternehmen in Krefeld und Umgebung vor, die noch Azubis suchen.

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Der Überschuss an Bewerbern gegenüber Lehrstellen ist nämlich groß: Laut Arbeitsagentur kommen auf 4075 Bewerber in Krefeld etwa 2769 gemeldete Lehrstellen. Doch offenbar finden nicht alle Bewerber die richtige Stelle — und nicht alle Betriebe den richtigen Bewerber.

„Bei vielen kleineren Betrieben gibt es zu wenige Bewerber“, sagt Pigerl-Radtke. Nicht jeder der wenigen Bewerber bringe dann die richtigen Voraussetzungen mit.

Manchmal fehle Kompetenz in bestimmten Bereichen — gute Mathe- und Deutschnoten seien häufig gefragt. Trotzdem seien nicht immer nur die Noten entscheidend. „Viele Unternehmen suchen vor allem Bewerber, die motiviert sind.“

Zudem erhielten kleinere Betriebe oft zu wenig Aufmerksamkeit, wenn es um die Ausschreibung ihrer Lehrstellen geht. „Ein Zwei-Mann-Betrieb kann einfach nicht die gleiche Öffentlichkeitsarbeit leisten, wie ein größeres Unternehmen“, sagt die Geschäftsführerin. Über verschiedene Formate versucht die IHK, Schüler und Unternehmen zusammenzubringen. „So gibt es zum Beispiel Schulpartnerschaften und ‚Bosse in Schulen’. Bei der , Check-In-Berufswelt können Schüler in Unternehmen reinschnuppern und beim Azubi-Speed-Dating Betriebe in einem zehnminütigen Bewerbungsgespräch kennenlernen“, sagt sie weiter. Diese Aktionen helfen Schülern bei der Orientierung.

Ein großes Problem sei, dass viele eine Ausbildung nach wie vor nicht für den besten Weg nach dem Schulabschluss hielten. „Gerade von Abiturienten wird oft erwartet, dass sie studieren“, sagt Pigerl-Radtke. Dabei sei die duale Ausbildung oft der bessere Weg. „Sie bietet mit einer anschließenden Aufstiegsfortbildung wie zum Beispiel dem Fach- oder dem Betriebswirt eine gleichwertige Berufsperspektive wie ein Bachelor- oder Masterabschluss.“ Viele Unternehmen schätzten Mitarbeiter, die in der Praxis Erfahrungen sammeln konnten. Daher sei auch für Abiturienten eine Ausbildung in vielen Fällen der richtige Weg.

Die IHK berate Unternehmen wie Schüler und Eltern, dabei den richtigen Weg zu finden. Eines wünscht sich Petra Pigerl-Radtke: „Dass alle Betriebe die richtigen jungen Menschen finden.“