Gericht "Ich habe ihm gesagt, dass er dabei ist, mich zu töten"

Im Juni sticht ein 18-Jähriger in Krefeld-Traar auf einen engen Freund ein. Am ersten Prozesstag gibt er zu, die Tat geplant zu haben. Das Motiv bleibt unklar.

Das lebensgefährlich verletzte Opfer des Messerangriffs am Abend des 19. Juni wurde von einem jungen Pärchen zu einer Eisdiele in Traar gebracht.

Foto: Archiv: samla.de

Krefeld. Es ist die eine wichtige Frage, die im Gerichtssaal 167 am Montag unbeantwortet bleibt. Während der wegen versuchten Mordes angeklagte 18-jährige Krefelder die Tat an sich einräumt, bleibt das Warum vollkommen unklar. Weder die drei Richterinnen, noch der Staatsanwalt und auch nicht sein Verteidiger erhalten von dem Beschuldigten eine Antwort, warum er am Abend des 19. Juni versuchte, auf heimtückische Art und Weise seinen besten Freund B. zu töten.

Schüchtern gibt der junge Mann vor Gericht lediglich zu verstehen, dass er sich von seinem Opfer zuvor über einen längeren Zeitraum in ihrer Freundschaft dominiert gefühlt habe. „Deshalb habe ich keinen Ausweg mehr gesehen und diesen Plan gefasst“, sagt der Beschuldigte zum Prozessauftakt am Landgericht.

Diesen tödlichen Plan brachte er zwei bis drei Wochen vor der Tat nicht nur zu Papier, er setzte ihn am Abend des 19. Juni auch in die Tat um. Ort und Zeitpunkt des Angriffs soll der 18-Jährige zuvor gezielt ausgesucht haben. „Er hatte mich eingeladen, an diesem Abend bei ihm zu übernachten. Er hat mir sogar gesagt, welchen Bus ich nehmen soll“, sagt B.. Maskiert und bewaffnet mit einem Butterfly-Messer und Pfefferspray wartet T. gegen 20.45 Uhr am Tatabend unweit seines elterlichen Wohnhauses in Traar in einem Gebüsch versteckt auf sein Opfer. In der Absicht, es zu töten.

So lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, den T. durch seinen Anwalt auch einräumt. Als B. am 19. Juni am Tatort erscheint, wird er nach eigener Aussage zunächst von einem maskierten Täter mit Pfefferspray attackiert. Danach sei er unvermittelt von der ihm zu diesem Zeitpunkt unbekannten Person mit einem Messer attackiert worden. B. erleidet lebensgefährliche Verletzungen.

Ein Stich geht mehrere Zentimeter tief und verletzt seine Lunge. B. rennt weg, der Täter folgt ihm und versucht, weiter auf sein Opfer einzustechen. Erst als beide eine größere Straße erreichen, kann sich B. zu einem zufällig vorbeifahrenden Wagen eines jungen Pärchens schleppen und wird von ihm zu einer Eisdiele in Traar gebracht. Dort kümmern sich Ersthelfer um den lebensgefährlich verletzten Mann.

T. flüchtet in dieser Zeit nach eigenen Angaben zunächst nach Hause, bevor er sich die Nacht über im Wald versteckt. „Mein Vater hat dann Kontakt zu mir aufgenommen und wir sind zusammen zur Polizei gegangenen“, berichtet der Beschuldigte. Seit rund acht Jahren kannten sich Täter und Opfer, seit fünf Jahren waren sie sehr eng befreundet.

Am Montag würdigen sich beide nicht mal eines kurzen Blickes. Bei der über einstündigen Befragung von B. vermeidet der Beschuldigte jeden Blickkontakt mit ihm. Auch das Opfer kann sich nicht erklären, was T. dazu trieb, es auf diese Art und Weise anzugreifen. „Während der Tat habe ich ihm gesagt, dass er dabei ist, mich zu töten und dass er doch mein bester Freund sei, wir über alles reden könnten und ich ihn liebe“, sagt B. aus.

Diese letzte Aussage soll T. während seiner Attacke erwidert haben. Vor Gericht erklärt er, sie würde sich auf die Freundschaft der beiden jungen Männer beziehen, nicht aber auf eine mögliche Liebesbeziehung hinweisen. Die beiden jungen Männer verbrachten laut eigenen Angaben täglich Zeit miteinander. Sie waren Freunde, die zusammen ein großes Hobby teilten. Beide tanzten Breakdance und übten mehrmals in der Woche in einer Krefelder Tanzschule. Gemeinsam waren sie im Mai bei einem Wettbewerb in München erfolgreich aufgetreten. Sieben Wochen später kam es zu der tragischen Tat. Der Prozess wird am 22. Dezember fortgesetzt.