IG Metall: Mitglieder stärker vernetzen
Ralf Claessen arbeitet seit sechs Monaten als 1. Bevollmächtigter seiner Gewerkschaft in Krefeld. Ein erstes Fazit.
Krefeld. Er hat das Amt zum 1. Oktober 2010 übernommen — und Ralf Claessen, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Krefeld (IGM), hat klare Vorstellungen davon, wie er dies mit Leben füllen will.
„Die Präsenz der IG Metall in den Betrieben ist entwicklungsfähig“, sagt Claessen. „Und auch die Kontakte zu Parteien und Verbänden sind ausbaufähig.“ Strukturarbeit heißt das für ihn, da sei noch einiges zu tun.
Entwickelt und beschlossen ist bereits ein neues Betriebsbetreuungskonzept, das nun in der Umsetzungsphase sei, sagt Claessen. Es gibt dazu feste Kriterien, zum Beispiel das Funktionieren der Zusammenarbeit zwischen der Gewerkschaft und den IGM-Vertretern in den Betrieben.
Die Zusammenarbeit wurde neu organisiert, es gibt auch neue Zeitfenster für die Betreuung zum Beispiel der Betriebsräte. „Es ist eine Situation wie im Labor: Wir unternehmen einige Experimente, um zu einer besseren, sprich wirkungsvolleren Gewerkschaftsarbeit zu kommen.“
Wir, das heißt: die Beschäftigten, der 15-köpfige Ortsvorstand der IG Metall Krefeld als Steuerungseinheit, dessen Leiter er ist, sowie die 130-köpfige Delegiertenversammlung.
Claessen, der seit 2001 bei der IG Metall beschäftigt ist, ist erblich vorbelastet: „Auch mein Vater war Gewerkschaftssekretär. Ich habe die Probleme und Schwierigkeiten gesehen, mit denen er zu kämpfen hatte.“
Claessen hat auch gesehen, wie sein Vorgänger als 1. Bevollmächtigter — die Bezeichnung gefällt ihm übrigens nicht besonders — zehn Jahre lang Krisen und die dazugehörigen Szenarien bewältigen musste.
Claessen will an die Aufgaben anders herangehen und vor allem stärker präventiv eingreifen — über Bildungsveranstaltungen, stärkere Vernetzung und Beteiligung von Gewerkschaftsmitgliedern.
„Wir haben tolle Leute in den Betrieben, die sich als Betriebsvertreter, weniger als Gewerkschaftsvertreter sehen. Das will ich ändern und sie dafür sensibilisieren, einen Gewerkschaftsjob im Betrieb zu machen.“
Sein Anliegen ist aber auch, das „Frühwarnsystem“ auszubauen, wenn ein Betrieb oder Arbeitsplätze in einem Betrieb gefährdet sind. „Die Alarmglocken müssen früher angehen. Es muss früher geprüft werden, ob ein Betrieb situativ in der Klemme steckt oder größere Probleme vorliegen.“
Ein Beispiel: Wenn das Weihnachtsgeld in einer Firma nicht auf einmal, sondern gestreckt ausgezahlt werde, könne das ein Indiz für einen kurzfristigen finanziellen Engpass oder für grundlegende Probleme der Firma sein.
„Das geht auf Kosten der Mitarbeiter, das ist nicht gut für einen Betrieb.“ Die Beschäftigten seien das schwächste Glied in der Kette, „aber auch der stärkste Hebel, an dem man ansetzen kann“.
Er habe einen hohen Anspruch an sich selbst, dem er aber nach eigener Ansicht noch nicht gerecht werden konnte. Rückhalt für seine Arbeit sei seine Familie. Und wenn man die neunjährige Tochter nach seiner Arbeit fragt, sagt sie: „Mein Papa sorgt mit dafür, dass die Leute unter guten Bedingungen arbeiten.“