Die Aufklärungsquote ist mit nicht einmal zehn Prozent sehr gering. In Krefeld werden mehr als 1000 Fahrräder im Jahr gestohlen

Krefeld · Immer wieder geklaute Räder, immer wieder dieselben Orte - so ist die Fahrraddiebstahl-Lage in Krefeld.

 Mit einer Kette um einen Laternenmast abgeschlossene Fahrräder am Behnisch Haus. 

Mit einer Kette um einen Laternenmast abgeschlossene Fahrräder am Behnisch Haus. 

Foto: Andreas Bischof

Schwerpunkte von Fahrraddiebstählen gibt es im gesamten Stadtgebiet verteilt. Vor allem dort, wo viele Räder abgestellt sind, schlagen Diebe gerne zu. So berichtet es Karin Kretzer, Sprecherin der Polizei in Krefeld. Eben ein Rad aus der Menge aufbrechen, bei einem schwachen Schloss geht das schnell. Das Umfeld des Bahnhofs gehört zu diesen Schwerpunkten. Die Schwimmbäder – gerade im Sommer – ebenso. Das sorgt immer wieder für Unmut. So kam das Thema „Fahrraddiebstähle“ in der Juni-Sitzung der Bezirksvertretung Fischeln auf die Tagesordnung. Dort werden am Schwimmbad seit Jahren immer wieder Räder gestohlen. Die Politiker befassten sich daher mit sichereren Abstellmöglichkeiten.

Einen Trend sieht die Polizei
über die Jahre nicht

Das Fischelner Beispiel steht exemplarisch für die Stadt: immer wieder geklaute Räder, immer wieder dieselben Orte. Im kompletten Stadtgebiet meldeten die Bürger im vergangenen Jahr 1388 Fahrraddiebstähle bei der Polizei. Das sind 99 mehr als im Vorjahr. Einen Trend sieht die Polizei über die Jahre aber nicht, eher Stagnation. Man sei konstant bei etwas über 1000 Fahrraddiebstählen, so Kretzer.

Nun sind in der warmen Jahreszeit wieder mehr Menschen mit dem Rad unterwegs. Die Polizei kann hingegen wenig gegen die Diebstähle tun. „Man kann kaum mit polizeilichen Maßnahmen gegensteuern“, sagt Kretzer. Schließlich agieren die Fahrraddiebe meist schnell. Wessen Fahrrad einmal weg ist, kann zudem kaum auf Aufklärung hoffen. Die Aufklärungsquote sei sehr gering, so Kretzer. Es sind nicht mal zehn Prozent. Für einen Zeugenaufruf reichen die Delikte nicht. Zudem ist es kompliziert, die Tatzeit überhaupt einzugrenzen. Morgens stellt ein Bürger das Rad am Bahnhof ab und will es abends wieder abholen – ein Täter hat viele Stunden, um zuzuschlagen. Manchmal gelinge es zumindest, eine Serie aufzuklären, so Kretzer.

Für Radfahrer ist die Lage ärgerlich. Zunehmend sind Besitzer von E-Bikes betroffen. Ihre Räder sind wertvoll und so freilich besonders interessant für Diebe. Die Polizei appelliert an die Bürger, ihre Räder bestmöglich zu schützen. Ein stabiles Schloss sei eine gute Investition, sagt Kretzer. Zudem sollten Räder an festen Gegenständen angeschlossen werden. Alles, was es Dieben schwieriger macht, senkt die Wahrscheinlichkeit, dass das eigene Rad betroffen ist.

Fahrradboxen sind hilfreich, nützlich und zweckmäßig

Um Räder besonders sicher abzustellen, bieten sich bewachte Parkplätze an. Diese gibt es in Krefeld am Hauptbahnhof. 300 bietet die Radstation dort an. Ein Euro pro Tag kostet der Stellplatz. Zudem sind im Stadtgebiet Fahrradboxen verteilt. Die Boxen lassen sich per App auf dem Handy mieten. Das Rad kann dann in eine Kiste eingeschlossen werden. Seit November 2018 stehen diese Boxen an elf Haltestellen von Bus und Bahn zur Verfügung. Die Fahrradboxen können übers Internet für einen Tag (ein Euro), eine Woche (fünf Euro), einen Monat (15 Euro) oder ein Jahr (90 Euro) gebucht werden. Verantwortlich für die Boxen ist die Plattform Dein-Radschloss.de. Das Angebot soll erweitert werden, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Geplante Standorte sind an der Straße Hees in Fischeln, am Ostwall gegenüber von Primark und an der Haltestelle Hafenstraße. Im Zuge der Fahrradoffensive der Verwaltung würden auch weitere Standorte für Fahrradboxen vorgeschlagen, teilt die Stadt mit.

Jörg Breuer, zweiter Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Krefeld, vertritt die Belange von Radfahrern. Die Abstellboxen seien der richtige Weg, sagt er. Er sieht neben dem Schutz vor Dieben weitere Vorteile: Das Rad ist vor der Witterung geschützt. Zudem kann man die Box beim Bummel auch als Abstellkammer nutzen. „Ich würde mir mehr solcher Boxen wünschen“, sagt Breuer. Nur ist eben nicht überall ausreichend Platz. An solchen Orten, gerade in der Innenstadt, solle es Ständer geben, um das Rad anzuketten. Im Zentrum müsse dieses Angebot etwas kleinteiliger werden, so Breuer. Schließlich wollten die meisten Radfahrer nicht noch zu Fuß gehen.

Breuer sieht neben sicheren Stellplätzen eine weitere Option, um es Dieben schwer zu machen: Räder können codiert werden. Eine Graviermaschine oder ein spezieller Aufkleber verewigt dabei auf dem Rahmen des Fahrrads einen verschlüsselten, personenbezogenen Code. Die Markierung zeigt, wer der Eigentümer des geklauten Rads ist. Die Codierung soll es somit erschweren, Diebesgut weiterzuverkaufen. In Krefeld bietet die Radstation diese Möglichkeit an, sagt Breuer. Er bedauere, dass die Polizei dieses Angebot auf Märkten allerdings nicht mehr liefere.