Interview: „Lasst die Elefanten hier“
Der frühere Krefelder Zoodirektor Dr. Walter Encke (76) zu den Dickhäutern und zur Aufgabe der zoologischen Gärten.
Krefeld. Herr Dr. Encke, Sie haben 1971 die beiden Indischen Elefantenkühe Rhena und Mumptas Mahal in Empfang genommen, 1977 das Großtierhaus errichtet und 1980 dann Yheetoo als dritten Elefanten bekommen. Wie sehen Sie die Haltung in Krefeld heute?
Dr. Walter Encke: Wir sind damals davon ausgegangen: Was Inder 3000 Jahre lang erfolgreich gemacht haben, kann nicht falsch gewesen sein. Schon 1988 war uns klar, dass es so nicht weitergehen kann. Immerhin gehörte Krefeld in den 80er Jahren zu den ersten deutschen Zoos, die versucht haben zu züchten. Mumptas und Yheetoo wurden zu Bullen nach Rotterdam und Hannover verschickt. Hätte Mumptas ihr Neugeborenes nicht im Schmerz getötet, stünde die Elefantenhaltung in Krefeld heute anders da.
Sind Sie der Meinung, dass die drei Elefanten abgegeben werden können?
Encke: Auf keinen Fall. Die Tiere sind mit ihren Pflegern zufrieden, sie haben zusätzlichen Auslauf bei Spaziergängen im Zoo. Bitte lasst die Drei hier. Wenn man sie abgibt, würden sie ungemein leiden. Das gilt übrigens auch für Yheetoo, sie darf man nicht von der Gruppe trennen. Man soll die Tiere in Ruhe in Krefeld sterben lassen. Sie haben vielleicht noch gut zehn Jahre zu leben.
Halten Sie eine kettenfreie Haltung im Krefelder Zoo für möglich?
Encke: Mit Wolfgang Nehring als Elefantentrainer ist das zu machen. Einzelboxen könnte man mit geringen baulichen Veränderungen schaffen. Wenn ich aber ein ganz neues Haus errichte, muss ich nach dem Tod der drei alten Kühe wieder neue Elefanten haben. Es gibt ein großes Problem: In zehn Jahren wissen wir nicht mehr, wohin mit den in Zoos geborenen Bullen. Die Stadt-Zoos haben schon jetzt keinen Platz mehr. Warum sollen heute Elefanten gezüchtet werden, wenn eine Elefantenschwemme absehbar ist?
Die Nashörner haben auch nicht viel Platz in ihren Boxen...