Irische Asphalt-Mafia zockt Krefelder ab
Peter Niersbach bezahlte viel Geld für Pfusch an seinem Parkplatz. Die Masche ist alt, aber wirksam.
Krefeld. Den hellroten Kipplaster, der neulich auf seinen Hinterhof rumpelte, hat er mittlerweile im Internet entdeckt. Über dem Foto des Fahrzeugs prangt die Schlagzeile: „Asphalt-Mafia zockt Autohändler ab!“
Peter Niersbach ist kein Autohändler und bei dem Wort „Mafia“ handelt es sich um eine boulevardeske Übertreibung. Aber die Schlagworte „Abzocke“ und „Asphalt“ könnten auch über seiner Geschichte stehen.
Und die erzählt er so: „Es war ein Dienstagnachmittag. Es schellt und da steht ein Mann; gepflegtes Äußeres, höfliches Auftreten.“ Dieser Mann, er habe sich als Mr. Peters vorgestellt, habe ihm ein Geschäft vorgeschlagen: „Er sagte, er arbeite für eine irische Baufirma, die gerade Bauarbeiten an der B 9 durchgeführt habe. Jetzt sei noch Material übrig — ob man damit nicht seinen Parkplatz asphaltieren solle?“
Eigentlich hatte Niersbach kein Interesse, der Parkplatz hinter seiner Firma war schon asphaltiert. Aber Mr. Peters’ Angebot sei so „überzeugend“ gewesen, dass er nicht habe ablehnen können: „Er sagte, er könne die Bodenwellen abschleifen und dann drei frische Lagen Asphalt verlegen.“ Für einen vereinbarten Preis von 1500 Euro schlug Niersbach schließlich ein.
Die Arbeiter rückten am nächsten Tag an. „Es waren sechs“, erinnert sich Niersbach. „Mr. Peters war übrigens nicht dabei.“ Zwei oder drei der Arbeiter hätten sehr gut Deutsch gesprochen, die übrigen hätten sich untereinander auf Englisch unterhalten, ansonsten aber gar nichts gesagt.
Die Männer seien mit drei Fahrzeugen vorgefahren, darunter auch dem hellroten Kipplaster: „Alle mit Rechtssteuerung und gelben Nummernschildern, die waren aber so dreckig, dass man sie nicht entziffern konnte.“
Noch bevor die Männer mit der Arbeit begannen, hätten sie Ärger gemacht: „Auf einmal verlangten sie 4500 Euro. Außerdem forderten sie 1000 Euro in bar als Anzahlung, und eine Rechnung wollten sie mir auch nicht ausstellen.“
Die Stimmung sei rapide umgeschlagen: „Es wurde etwas bedrohlich. Die Männer kamen mir sehr nahe und redeten alle gleichzeitig auf mich ein.“ Aber nach einigem Palaver einigte sich Niersbach mit den Arbeitern auf einen Preis von 1900 Euro — mit Rechnung, ohne Anzahlung.
Und dann begann der Pfusch. Die Männer verlegten keinen Asphalt, sie bedeckten den Parkplatz lediglich mit Splitt und Schotter. Dann verkleckerten sie Bitumen, versprühten Wasser und ließen eine Walze rollen, um so eine glatte und glänzende Oberfläche zu erzeugen.
„Auf den ersten Blick sah das sogar ganz gut aus“, erinnert sich Niersbach. „Aber ich merkte schnell, dass das alles locker und lose war.“ Sie hätten ihm daraufhin gesagt, dass das Bindemittel noch trocknen müsse, und in 24 Stunden eine feste Asphaltdecke entstehen würde.
Wirklich überzeugt war Niersbach davon nicht. Aber er war genervt und fühlte sich von der unterschwelligen Aggression der Männer bedroht. Also gab er ihnen 1750 Euro in bar und ließ sie ziehen. In der Hand hielt er eine Rechnung mit gefälschtem Briefkopf. Am nächsten Tag verständigte er die Polizei.
Dort kennt man diese Masche schon. Polizeisprecher Dietmar Greger: „Ein alter Trick — den gibt es schon seit Jahren und der läuft immer nach dem gleichen Muster ab.“ Viel dagegen machen könne die Polizei leider nicht, vor allem weil diese „Wanderbetrüger“ niemals lange in einer Stadt bleiben würden. Auch die Männer, die Niersbach betrogen haben, seien vermutlich „längst weg“.
Gar nicht erst aufgetaucht sind sie an der B 9. Anders als von Mr. Peters behauptet, haben seine Männer dort keine Bauarbeiten durchgeführt. Christine Binz, Sprecherin bei Straßen NRW: „An der B 9 wird derzeit gebaut, das stimmt. Aber Iren arbeiten da keine. Auch sonst nirgendwo, wir haben noch nie Aufträge an irische Firmen vergeben.“