Jugendverkehrsschule: Das endgültige Aus

Die Betroffenen erfuhren von den Schließungsplänen aus der WZ. Keiner hat mit ihnen gesprochen.

Krefeld. Rolf Rönsch schaut mit versteinerter Miene aus dem Fenster. Wo im Frühjahr Mädchen und Jungen auf Fahrrädern unterwegs sind und Kinderlachen zu hören ist, wirkt an diesem grauen Herbsttag alles irgendwie trostlos. Das passt zur Stimmung, die bei Rönsch und seinen Mitstreitern herrscht.

Der Geschäftsführer der Verkehrswacht hat wenige Stunden zuvor aus der Zeitung erfahren, dass das Aus der Jugendverkehrsschule auf dem Gelände in Fischeln so gut wie sicher ist. Nach dem Beschluss des Finanzausschusses wird es der Stadtrat in seiner Sitzung am 9. Dezember wohl endgültig besiegeln.

"Mit uns hat keiner von der Verwaltung oder aus der Politik gesprochen", sagt Rönsch, der wie seine Mitstreiter ehrenamtlich bei der Verkehrswacht tätig ist. Selbst Verkehrsfachberater der Schulen seien nicht gefragt worden, wie wichtig die Einrichtung für die Verkehrserziehung sei. "Die Folgen werden erst in vier, fünf oder sogar zehn Jahren zu spüren sein - durch höhere Unfallzahlen. Ich hoffe, dass nicht sogar ein Kind ums Leben kommt", sagt Rönsch, der im Hauptberuf Polizeibeamter ist.

Es sei Fakt, dass Förderschüler oder die Mädchen und Jungen aus den Innenstadt-Grundschulen nirgendwo so üben könnten wie an der Erkelenzer Straße. In der City seien Radfahrübungen zu gefährlich, und die Anforderungen des Übungsgeländes könnten nicht ansatzweise auf Schulhöfe übertragen werden. Die Verkehrserziehung sei zudem wichtige Säule der Initiative "Krefelder Fairkehr" zur Bekämpfung der hohen Kinderunfall-Zahlen.

Rönsch ärgert, dass die Politik mit falschen Zahlen argumentiere. "Da wird behauptet, die Jugendverkehrsschule werde nur an 45 Tagen genutzt. Das passt rechnerisch, wenn man die Zahl der Schulen nimmt. Doch aus jeder Schule kommen doch mehrere Klassen", sagt er. Dann das Argument, die Schule aus Kostengründen zu schließen. "Knapp 29 000 Euro im Jahr können eigentlich nicht der Grund sein. Schon gar nicht, wenn es Pläne gibt, die Jugendverkehrsschule an eine andere Stelle zu verlagern."

Dagegen hat Rönsch prinzipiell auch nichts. Allerdings sei ein Übungsgelände wie jetzt an der Erkelenzer Straße wichtig. "Und das kostet viel Geld." Das passe wiederum nicht zum angeführten Sparwillen. Für Rönsch ist klar: Die Stadt will das Gelände für den Bau eines Feuerwehr-Gerätehauses - die WZ berichtete exklusiv über die Pläne. Möglicherweise sei sogar die Umgehungsstraße das Fernziel. Denn die werde vielleicht später von der Feuerwehr benötigt, um von ihrer neuen Wache zügig in den Fischelner Osten zu kommen.

In der Schulverwaltung jedenfalls wird tatsächlich über einen Alternativstandort für die Jugendverkehrsschule nachgedacht. Das bestätigte Fachbereichsleiter Rainer Hendrichs auf WZ-Anfrage. Wenn der Stadtrat der Schließung am 9. Dezember zustimmen sollte, werde er Verkehrswacht und Polizei zu einem Gespräch einladen. Dass es in Oppum eine Option für die Schule gebe, wollte Hendrichs weder bestätigen noch dementieren. Es sei allerdings klar, dass die Schließung an der Erkelenzer Straße nicht zum Jahreswechsel, sondern erst zum Ende des Schuljahres erfolgen solle.