Karnevalsbilanz: Der Zugleiter will nicht länger der Buhmann sein
Rolf Kox sieht die Stadt in Sachen Sicherheit stärker in der Pflicht. Wenn sich nichts ändert, will er sein Amt abgeben.
Krefeld. Eigentlich sind ja alle zufrieden. Das Wetter war gut, die Stimmung beim Rosenmontagszug fröhlich, alkoholbedingte Ausfälle und dumme Einfälle hielten sich gleichermaßen in Grenzen. „Der Zug ist in sehr vernünftigem, ruhigem Rahmen abgelaufen“, erklärt dessen Leiter Rolf Kox. Die Polizei nickt dazu.
Doch Kox ist noch nicht fertig mit seiner Bilanz, das spürt man. Und tatsächlich: Das Thema Sicherheit brennt dem Karnevalisten unter den Nägeln. Die strengeren Auflagen (die WZ berichtete) erhöhen nämlich nicht nur die Kosten des Zugs um 10 000 Euro auf 92 000 Euro. Sie belasten auch das Gewissen von Rolf Kox: „Wenn man in Ruhe über die Konsequenzen nachdenkt, dann kriegt man Angst.“
Denn unter dem Sicherheitskonzept, dass alle Fragen rund um den Zug klärt, vom Absperrgitter bis zum Verkehrskadetten, steht nur eine einzige Unterschrift — die von Rolf Kox. Will heißen: Wenn etwas schiefgeht, dann ist Kox dran. „Kein Veranstalter kann diese Verantwortung tragen“, sagt er. „Ich auch nicht.“ Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: „Wenn die Verteilung der Lasten so bleibt, werde ich das nicht mehr machen.“
Nun ist Kox keiner, der die Brocken einfach hinschmeißt, er leitet den Zug immerhin seit sieben Jahren. Doch er sieht die Stadt ab sofort stärker in der Pflicht: „Krefeld hat Nutzen von so einem Groß-event, also muss die Stadt auch Lasten mit übernehmen.“ Der alleinige „Buhmann“ wolle er nicht sein.
Doch das ist nicht das einzige, was sich im kommenden Jahr beim Rosenmontagszug ändern soll. Auch der Zugweg kann nicht bleiben, wie er ist. Durch Baustellen an Ostwall und Rheinstraße, St.-Anton- und Neusser Straße müssen die Narren sich eine neue Route überlegen. Eventuell soll sich der Zug 2013 schon am Südwall auflösen.
Auch für das seit langem geforderte Glasverbot sehen die Karnevalisten und die Polizei 2013 gute Chancen. Vor allem im Bereich Sternstraße habe es nach Rosenmontag „drastisch ausgesehen“, wie Horst Petrikowski von der Krefelder Polizei erklärt. Sorgen bereiten vor allem die kleinen Schnapsflaschen, die sich, wenn ein Reifen darüber rollt, schnell in Geschosse verwandeln können.
Zwar hat es diesmal nur eine Schnittverletzung gegeben: „Aber ich habe die Befürchtung, dass das nicht so bleibt“, sagt Petrikowski. „Wir können warten, bis etwas Schlimmes passiert — aber dann ist das Geschrei groß.“
Bis Mai wollen Polizei, Stadt und Karnevalisten ein Konzept entwickeln, dem der Rat dann zustimmen müsste. Kox findet es „nicht abwegig, dass wir das durchbekommen“. Allerdings werde ein Glasverbot „nicht zum Nulltarif“ zu haben sein. Ob das die Politik abschreckt, bleibt abzuwarten.