Kinderkunst Kinder lernen, ihre Gefühle mit Kunst auszudrücken

Im Atelier Regenbogen arbeiten sie mit einer Kunsttherapeutin zusammen. Die Werke werden bis 12. Januar ausgestellt.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Nach diesem Prinzip funktioniert die Kunsttherapie. Katrin Petri, Diplom-Kunsttherapeutin, weiß, dass es oft einfacher ist, den Gefühlen beim Malen oder Werken Ausdruck zu verleihen, als über die Sprache. Im „Atelier Regenbogen“ des Krefelder Kinderschutzbundes arbeitet sie mit einer „bunten Mischung“ von Kindern zusammen, die teilweise traumatische Erlebnisse zu verarbeiten haben. Die Ergebnisse der Arbeit können ab sofort im Nachbarschaftsbüro Chempunkt in Uerdingen bewundert werden.

Am Freitag wurde die Ausstellung „KinderkunstPunkt“ offiziell im Beisein der kleinen Künstler eröffnet. „Wir freuen uns immer, wenn die Bude voll ist“, sagt Mario Bernards, Leiter Politik- und Bürgerdialog. Tatsächlich ist das Nachbarschaftsbüro an diesem Mittag sehr gut gefüllt. Die Kinder haben teilweise ihre Eltern mitgebracht. „Wir haben keine ehrlicheren Gäste hier als die Kinder“, meint Bernards.

Bereits zum zweiten Mal stellt das Nachbarschaftsbüro seine Wände für eine derartige Ausstellung zur Verfügung. Die letzte war 2014. Auch Flüchtlingskinder haben mit Katrin Petri zusammen gearbeitet. „Das war für mich auch ganz neu und spannend“, berichtet Petri. Wegen der Sprachbarriere habe sie sich mit „Händen, Füßen und sehr langsamem Reden“ verständigen müssen.

„Ich arbeite viel mit Ritualen. Zur Begrüßung gibt es bei mir zum Beispiel immer einen Tee.“ Petri wolle den Kindern einen geschützten Raum und Verlässlichkeit bieten. Es gehe darum, dass sich die Kinder wohlfühlen und ohne Druck kreativ sind. Andreas Kremer, Leiter der sozialpädagogischen Tagesgruppe „Leuchtturm“ hat schon oft erlebt, was Petris Therapie mit den Kindern macht. „Die kommen mit leuchtenden Augen zurück in die Gruppe und bringen voller Stolz ihre Kunstwerke mit“, erzählt er.

„Alle Kinder sind in irgendeiner Form in einer Einrichtung des Kinderschutzbundes“, erklärt Birgit August, Vorsitzende des Kinderschutzbundes. Nicht alle von ihnen seien traumatischen Erlebnissen ausgesetzt gewesen. „Es sind auch Kinder, die Schwierigkeiten haben, sich auszudrücken.“ Im Atelier hätten sie hingegen alle Möglichkeiten dies zu tun. „Meistens kennen sie aber viele Techniken noch nicht und sind ganz überrascht über das eigene Talent, wenn Katrin Petri ihnen neue Horizonte mit bislang unbekannten Materialen und Werkzeugen eröffnet.“

Der neunjährige Tom arbeitet etwa am liebsten mit Holz. „Damit kann man so viel Verschiedenes bauen.“ Der achtjährige Adrian bevorzugt hingegen Gasbeton und arbeitet am liebsten in Ruhe. „Meine Lieblingswerkzeuge sind Hammer, Bohrmaschine und Feile.“ Und der neunjährige Chaim mag eigentlich alle Werkzeuge und formt am liebsten Figuren aus Ton, „weil man damit alles machen kann“. Seine Inspiration holt er sich auch gerne von anderen Kindern im Atelier. „Ich mag es nicht, wenn ich Langeweile habe. Dann gucke ich anderen gerne zu und bekomme neue Ideen.“

In der Ausstellung werden hauptsächlich Bilder gezeigt. Andere Werke sind teilweise im Ausstellungskatalog zu sehen. Bis zum 12. Januar schmücken die Kunstwerke noch die Wände des Nachbarschaftsbüros und können während der normalen Öffnungszeiten betrachtet werden. Die Kinder freuen sich über jeden Besucher. Besonders deutlich macht es der neujährige Tom: „Liebe Besucher, ich wünschte, ich könnte euch alle sehen. Ich liebe euch alle.“