Globaler Klimastreik Tausende gehen auch in Krefeld fürs Klima auf die Straße
Krefeld · Die Großdemo mit bis zu 6000 Teilnehmern hat den Verkehr in der Innenstadt zeitweise zum Erliegen gebracht.
Schüler und Studenten. Altenheim-Bewohner und Kita-Kinder. Mitarbeiter des Theaters und der IG Metall. Sie alle machen mit beim großen Klimastreik am Freitag in Krefeld. Dem Protestzug durch die Innenstadt haben sich nach Schätzungen der Veranstalter bis zu 6000 Menschen angeschlossen. Die Polizei spricht von 3000 bis 3500 Teilnehmern.
Wie auch immer: Björna Althoff, Initiatorin von Fridays for Future in Krefeld, ist begeistert: „Im Vergleich zu unseren Anfängen hat sich die Teilnehmerzahl verfünffacht. Das ist vielleicht die größte Demo, die es in Krefeld je gegeben hat.“ Ihre Erwartungen seien übertroffen worden.
Schier endlos ist der Protestzug, der sich mit leichter Verspätung um 12.10 Uhr am Hauptbahnhof in Bewegung setzt und sich dann in Schlangenlinien durch die Innenstadt bewegt. Während an der Spitze David Adelmann über Lautsprecher den Parolen-Takt vorgibt („Wir sind hier, wir sind laut...“), ist es mehrere hundert Meter weiter hinten etwas ruhiger. Vor allem Erwachsene haben sich hier der Bewegung angeschlossen. Vor ihnen marschieren mehrere befreundete Familien mit Kindern mit und machen mächtig Lärm: Sie führen ein kleines Schlagzeug mit.
Als Ordner dabei ist Mortimer „Fritz“ von Maltzahn vom Lokal „Brauner Krake“. „Geil, dass heute nicht nur die Kinder gegen den Klimawandel auf die Straße gehen“, freut er sich. Auch viele seiner Kollegen aus der Gastronomie sind dabei, bei ihnen bleibt heute die Küche kalt. „Es gibt eben wichtigeres, als das Essen an einem solchen Tag“, sagen Sandra und Thomas Dusza von der „Kunstküche“. Anna Lührmann vom „Liesgen“ hält ein Plakat in der Hand: „Grünkohl statt Braunkohle.“
Stefan Rettenbacher (46) ist mit seiner vierjahrigen Tochter Dunja zur Demo gekommen. „Um ihre Zukunft geht es hier“, sagt er. Die Kleine besucht die Kita St. Josef, Leiterin Simone Krämer-Vinken hat im Vorfeld mit den Kindern Protestplakate gemalt. „Tiere wollen glücklich sein“, ist da zu lesen. Auch die Kita Sonnenland hat sich angeschlossen.
Die Schüler Marvin und Sam nehmen zum ersten Mal teil. „Wir hatten schon mehrfach darüber nachgedacht. Jetzt haben wir es umgesetzt“, sagt Marvin. Das sei notwendig, denn die Politiker, die über die Klimapolitik zu entscheiden hätten, seien im Durchschnitt mehr als 50 Jahre alt. „Wir aber haben noch ein paar Jahre vor uns und müssen schauen, wie es mit dem Klima weiter geht.“
Der Protestzug ist mittlerweile über Ostwall, Südwall und Breite Straße an der Dionysiuskirche angekommen. Dort stehen zwei ungewöhnliche Demonstranten vor dem Standesamt: Steffen und Stefanie Tino haben gerade geheiratet und halten nicht nur den Brautstrauß, sondern auch ein Plakat in der Hand: „Make the earth cool again.“
Eine Sitzblockade stoppt den Verkehr auf der St.-Anton-Straße
Auf der Hochstraße wird’s eng, für Leute beim Shoppen bleibt kaum Platz. „Wie komme ich jetzt auf die andere Seite?“, fragt ein mit Tüten bepackter Mann. Die Reaktionen der Passanten sind unterschiedlich. Viele zücken ihr Smartphone und fotografieren die Demo, einige lachen darüber, andere applaudieren.
Auf der Königstraße wird es wieder laut, der Protest richtet sich gegen die dort parkenden Autos – vielfach SUV’s. „Motor aus, Fahrrad fahren, nutzt doch lieber Bus und Bahnen“, wird dem „Blechmüll“ entgegen geschleudert. Über Rheinstraße und Ostwall geht’s zur St.-Anton-Straße. „Hinsetzen!“, lautet hier das Kommando: Eine (genehmigte) Sitzblockade bringt den Verkehr auf der Verkehrsachse zum Erliegen.
Martina Schröder, Souffleuse am Theater Krefeld-Mönchengladbach, ist mit mehr als 20 Kollegen bei der Demo dabei. „Der Intendant hat uns dafür grünes Licht gegeben“, sagt sie. Alle Sparten seien vertreten. Auch Mitarbeiter von VHS, Mediothek und Stadtverwaltung dürfen beim Streik mitmachen. In Uerdingen geht parallel zur Großdemo in der Innenstadt die komplette Paul-Gerhardt-Schule auf die Straße
Gegen 14 Uhr erreicht die Klimademo den Von-der-Leyen-Platz. Von den Stufen vor dem Rathaus aus spricht Peter-Michael Friedrichs von Amnesty International. „Es ist gut, dass die Jugend rebelliert, aber wir müssen alle rebellieren“, ruft er. Denn für alle gelte: „Es ist Zeit zu handeln“ – was mit Begeisterung beklatscht wird.