Sanierungsarbeiten Knuffmann-Haus wird wachgeküsst
Frank Kocken investiert zwei Millionen Euro in die Sanierung des Hauses an der Marktstraße.
Krefeld. Am früheren City-Haus an der Marktstraße prangt in Türkis der neue Name Urbanum. „Übersetzt aus dem Lateinischen heißt das fein gebildet, zur Stadt gehörend — ein passender Name“, erklärt der mit der Sanierung beauftragte Architekt Andreas Schlösser. Frank Kocken als neuer Inhaber hat es sich zum Ziel gesetzt, die seit bald zehn Jahren weitestgehend leerstehende Immobilie in der Innenstadt wiederzubeleben. Zwei Millionen Euro investiert Kocken dazu in das Vorhaben.
„Viele Gebäude aus den 1950er- und 60er-Jahren liegen in Krefeld im Dornröschen-Schlaf“, sagt Schlösser. Der neuere Teil des ehemaligen Möbelhauses Knuffmann, mit großen Schaufenstern und Glasflächen in den oberen Etagen zur Marktstraße hin, stammt aus den 60er-Jahren. Der Altbau zur Dreikönigenstraße ist vermutlich aus den 1920-Jahren. Drei Gebäudeteile seien irgendwann zusammengefasst und in den 30er-Jahren aufgestockt worden. Über die damalige Nutzung ist Schlösser nichts bekannt.
Frank Kocken, Investor
Der Krefelder Architekt hat sich auf Altbausanierung und „Sondergebiete der Stadtplanung“ spezialisiert. Für Kocken der richtige Mann. Der 50-jährige Immobilienkaufmann hat sich 1998 selbstständig gemacht, nachdem er 15 Jahre lang für die Sparkassen Krefeld und Kamp-Lintfort tätig war. Seither kauft er vor allem Mehrfamilienhäuser auf, saniert sie im mittleren Standard und verkauft sie wieder. Zwei Drittel der Häuser davon in Krefeld, der Großteil davon in der Innenstadt. Sechs bis zwölf Monate dauere laut Kocken meist die Sanierung, rund 500 000 Euro investiere er im Schnitt.
Das alte Knuffmann-Haus ist eine Nummer größer.
Geschäftshäuser gehören eigentlich nicht zum klassischen Geschäft des Projektentwicklers. Als ein Makler ihn jedoch auf das Gebäude aufmerksam machte, war Kockens Interesse geweckt. „Mit der Sanierung setzen wir einen wichtige Impuls für die Krefelder Innenstadt und tragen zu ihrer Aufwertung bei“, davon ist er überzeugt.
Nach sechsmonatigen Verkaufsverhandlungen hat der Uerdinger im vergangenen Juni die Immobilie gekauft. Mehrere große Arztpraxen hatten in den Jahren zuvor dem Standort den Rücken gekehrt, weil, laut Aussage der Ärzte, der Vorbesitzer die immer wieder versprochenen Instandsetzungsmaßnahmen letztendlich nicht durchgeführt hatte. Das ist jetzt anders.
Seit Monaten arbeiten im Inneren die Handwerker. „Arztpraxen wird es hier nicht mehr geben, der Bedarf ist gedeckt“, sagt Kocken. Deshalb hat er im Obergeschoss des Altbaus eine kleinere Arztpraxis in zwei Wohnungen umgebaut. Insgesamt sind dort acht neue Wohneinheiten entstanden, die zum Quadratmeterpreis von sieben Euro alle schon vermietet sind.
Eine der neuen Büro-Etagen im dritten Stock des Stahlbeton-Skelettbaus an der Marktstraße ist seit einiger Zeit an die Andron Immobilien GmbH vermietet. Geschäftsführer Andreas Landen ist sehr zufrieden in den neuen, hellen und vor allem großzügig geschnittenen Büroräumen mitten in der City. Auch für die drei weiteren, noch auszubauenden Büro-Etagen gibt es laut Kocken bereits einen Interessenten. „Falls der nicht anmietet, richten wir uns nach der Nachfrage“, sagt Kocken entspannt.
Im Erdgeschoss werde es künftig eine einzige große Gastronomie geben. Der Mietvertrag ist unterschrieben, das Mamma’s als jetziger Mieter wird Ende März schließen. Den Namen nennt Kocken auf Wunsch des neuen Gastronomen noch nicht. Nur so viel: Es wird wieder ein italienisches Restaurant sein. Mit 400 Quadratmetern Fläche aber fast zwei Drittel größer als das Jetzige. Die Passage aus den 80er-Jahren wird es künftig nicht mehr geben. An der Dreikönigenstraße könnte eine weitere Gastronomie schon jetzt einziehen. „Die Nutzungsgenehmigung liegt vor“, so Kocken.
Neben der Modernisierung ist vor allem der Brandschutz in dem Gebäude ein wichtiges Thema. Für Schlösser keine Herausforderung. In den einst dunklen, geschlossenen Treppenhäusern des Altbaus hat er Mauerdurchbrüche zu den umlaufenden Räumen geschaffen und damit noch zusätzlich Tageslicht gewonnen. Beim Rausreißen alter Deckenverkleidungen im Altbau hat er außerdem in der zweiten und dritten Etage überraschend sogenannte preußische Kappendecken vorgefunden. Die werden auch künftig sichtbar bleiben, ganz gleich, ob in Büro- oder möglichen Wohnräumen. Das Okay der Bauaufsicht liegt vor. „Die Zusammenarbeit ist positiv“, sagt Schlösser.
Dass sich im früheren Knuffmann-Haus etwas tut, werden die Krefelder spätestens im April sehen. Dann beginnen die Arbeiten an der Außenfassade. 300 000 bis 400 000 Euro sollen alleine die neue Verblendung, die komplette Fensteranlage im Erdgeschoss und die neue Farbgebung kosten. Voraussichtlich im September wird dann die neue Gastronomie gemeinsam mit weiteren Mietern einziehen.