Querdenker-Demo Krefeld: Schiefe Martinslieder bei Corona-Demo

Krefeld · Der Demozug der Krefelder „Querdenker“  am Montagabend lief nicht aus dem Ruder wie jüngst der in Leipzig. Alles blieb friedlich.  Dennoch hatte der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) einiges zu tun.

Wie hier im Oktober versammelten sich auch am Montag, 9. November, rund 70 Personen auf dem Theaterplatz zur Demo gegen Corona-Auflagen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Am Abend zogen 71 „Querdenker“ vom Theaterplatz begeleitet auch von der Polizei durch die Innenstadt und kehrten gegen 20.15 Uhr wieder vor das Seidenweberhaus zurück. Laut Stadt musste der KOD insgesamt 55 Personen ansprechen, weil der vorgegebene Abstand von 1,50 Meter zwischen ihnen nicht immer eingehalten wurde.

Gegen neun Personen wurde ein Bußgeldverfahren eingeleitet, da sie trotz Verpflichtung keine Mund-Nasen-Bedeckung trugen. Die muss zwischen den vier Wällen jederzeit getragen werden, auch hier beträgt die Höhe des Bußgeldes 50 Euro. Ein Demo-Teilnehmer habe sich zudem zunächst geweigert, die Personalien anzugeben. Dieses Verhalten wird mit einem zusätzlichen Bußgeld in Höhe von 100 Euro bestraft, teilte die Stadt am Dienstag mit.

Dabei hatte der Anmelder der Versammlung zu Beginn nochmals minutiös erklärt, welche Regeln einzuhalten sind, auch wenn er für sich selbst schon da ankündigte, keine Maske beim Gang durch die City zu tragen  weil es schließlich absurd sei, gegen die Corona-Maßnahmen samit ihrem Maskengebot zu demonstrieren und dabei selbst dem Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Tatsächlich bisweilen absurd mutete die Demonstration selbst statt. Denn die hatten die „Querdenker“ zum Laternen-Umzug kurz vor dem St. Martinstag deklariert.

Kinder waren nicht dabei und groß gesungen wurde auch nicht

„Kommt gerne mit Laternen zum Theme Corona und bringt eure Kinder mit“, hatte es in der Einladung geheißen, „wir singen in erster Linie traditionelle Martinslieder, teils mit Originaltext und teils mit einer coronabezogenen Umtextung.“ Nun, so schlimm kam es dann nicht. Kinder waren nicht dabei, offenbar wollte man sie bei diesem Anlass lieber einmal nicht instrumentalisieren. Dafür liefen fünf Hunde mit. Ein halbes Dutzend Laternen leuchteten,  alle ganz korrekt nur mit elektrischem Licht und nicht mit Feuer erhellt. Und so richtig gesungen wurden die Corona-Martinslieder zum Glück auch nicht, sie wurden vielmehr vom Band eingespielt. Phasenweise live begleitet von einem tapferen Posaunisten, auch wenn bei dem – etwa bei: „Ich geh mit meiner Laterne“ – nicht jeder Ton astrein getroffen wurde.

Bedenken, ihren Demozug gegen die Corona-Beschränkungen auch an dem so geschichträchtigen 9. November stattfinden zu lassen, hatten Veranstalter und Teilnehmer offenkundig nicht. In der Begrüßungsrede auf dem Thaterplatz sprach der Demo-Anmelder dann sowohl die Pogromnacht 1938 mit den Ausschreitungen gegen jüdische Mitbürger, als auch die Nacht des Mauerfalls 1989 an – ohne dass klar wurde, warum er und in welchem Zusammenhang er das tat. Zugleich rief er seine 70 Mitstreiter auf, diesmal auf das laute Schreien von Parolen zu verzichten, weil das eigentliche Anliegen diesmal hinter St. Martin zurückstehen solle. Auch wenn es das nicht tat.  A.S.