Fantasy-Preis „Ein Nest für Fantasy-Autoren“
Krefeld · Die Einsendungen für den ersten „Krefelder Preis für fantastische Literatur“ spielen in der Welt der Nordischen Mythologie, in Viersen und Köln.
Bernhard Hennen („Die Elfen“) ist in Krefeld geboren, Wolfgang Hohlbein („Die Chroniken der Elfen“) lebt seit Jahren in Neuss. „Der Niederrhein ist ein Nest für Fantasy-Autoren“, erzählt Jennifer Morscheiser, Leiterin des Museums Burg Linn, nicht ganz ohne Stolz. In unmittelbarer Nähe der mittelalterlichen Burg gebe es viele Menschen, die gerne fantastische oder historische Welten erschaffen und Geschichten aus diesen Welten erzählen. Im Zuge einer Märchenausstellung und einigen Lesungen kam den Verantwortlichen des Museums der Gedanke, dass gerade in Krefeld noch mehr dafür getan werden könnte, Fantasyautoren eine Bühne zu bieten.
Da Stadtvertreter ohnehin über einen Literaturpreis nachdachten, entstand die Kooperation und das Konzept wie von selbst: Am Dienstag wurde der neue „Krefelder Preis für fantastische Literatur“ und das Teilnehmerfeld in einer Online-Pressekonferenz vorgestellt. Der etwas sperrige Name soll ein möglichst offenes Teilnehmerfeld ermöglichen und sowohl Fantasy- als auch Science-Fiction-Autoren zur Teilnahme einladen. Unter den über 150 Vorschlägen bis zum Einsendeschluss am 30. September dominieren zwar die High-Fantasy-Werke rund um Elfen und Zwerge, doch viele Vertreter zeigen die Vielfalt des Genres auf. Gerade die nordische Mythologie ist zur Zeit eine beliebte Vorlage für Fantasyliteratur.
Einige spielen auch in der realen Welt, in Viersen oder dem Rhein-Erft-Kreis, oder erklären mithilfe einer Fantasymetapher den Kölner Klüngel. Doch auch wenn die meisten Einsendungen tatsächlich aus Nordrhein-Westfalen stammen, ist der Preis nicht auf die Region begrenzt. Die eingereichten Bücher kommen aus 15 Bundesländern, Österreich, der Schweiz – eine Einsendung stammt sogar aus Norwegen. Die fünfköpfige Jury, bestehend aus Vertretern der Stadt und der Literaturszene, sichtete die Bücher und stellt nächste Woche eine Longlist mit 40 Titeln zusammen.
Preis soll realistische Hoffnung auf Autorenkarriere machen
10 000 Euro gibt die Stadt Krefeld als Preisgeld aus, wobei nur ein Gewinner prämiert wird. Der Betrag soll nicht nur symbolische Wertschätzung darstellen, sondern dem Gewinner eine realistische Möglichkeit bieten, eine Karriere als hauptberuflicher Autor zu starten. Schließlich haben mehr als die Hälfte der teilnehmenden Autoren noch einen anderen Beruf. Außerdem wurden gerade Autoren ohne Verlag ermutigt, teilzunehmen. Selbstverlegende Autoren sollen genauso gute Chancen haben, wie Autoren mit großem Verlag im Rücken – ohne dabei bevorzugt zu werden. Die einzige Teilnahmevorraussetzung war daher ein Buch mit ISBN und gedruckter Version. Auch wenn letzteres viele kleine Autoren ohne die Möglichkeit einer physischen Auflage ausschloss und es für diese Entscheidung Kritik aus der Szene gab, sind immerhin rund ein Viertel der Einsendungen von Privatpersonen ohne Verlag. Viele weitere stammen von Autoren, die mit kleineren Verlagen zusammenarbeiten.
Morscheiser, selbst Teil der Jury, hat bereits in über 100 der Bücher zumindest mal hineingelesen, um jedem Werk eine faire Chance zu bieten. „Bei manchen Debutromanen merkt man nach 20 Seiten, dass sie nicht preisverdächtig sind, aber es sind definitiv auch einige geheime Schätze dabei“, resümiert sie zufrieden mit der breiten Auswahl an eingesendeten Werken. Ohne die Longlist bereits final besprochen zu haben, erwartet sie auch dort eine interessante Mischung an bekannten Namen und Branchen-Neulingen.
Im Dezember werden aus der Longlist die fünf besten Bücher nominiert. Ursprünglich sollte der Gewinner dann im Januar auf dem Festival der Fantasien gekürt werden. Nun wird die Preisverleihung wohl auf den Sommer verschoben, um den Gewinner bei der Veranstaltung „Crossover“ auf der Burg Linn gebührend feiern zu können.