Vertrag ist unterzeichnet Kohle-Aus im Uerdinger Chempark: Betriebe investieren 40 Millionen Euro
Krefeld · Es geht um mehr Nachhaltigkeit: Statt mit Kohlekesseln soll der für die Produktion so wichtige Dampf künftig mit Strom erzeugt werden. Dafür braucht es neue Anlagen.
Der Chempark in Uerdingen soll für die Zukunft nachhaltiger aufgestellt werden. Deshalb investiert Betreiber Currenta mit seinen standortübergreifenden Partnern Bayer, Covestro und Lanxess rund 40 Millionen Euro in zwei neue Elektrodenkessel, die in Uerdingen im wahrsten Sinne des Wortes für Dampf sorgen sollen. Der gilt im Chempark als zentrales Element der Energieversorgung.
Konkret sieht der jetzt unterzeichnete Investitionsvertrag den Bau eines ersten Elektrodenkessels vor, der mit einer Leistung von 60 Tonnen je Stunde Dampf für die Produktion der ansässigen Betriebe erzeugen soll. Ein zweiter Kessel für den Standort soll zeitnah folgen, heißt es. Der Standort Uerdingen ist der letzte der drei Chemparks, an dem die herkömmlichen Kohlekessel durch Elektrodenkessel ersetzt werden. Der Kohleausstieg wird damit auch in Uerdingen konkreter. Die geplante Anlage mit dem Namen „ELUER 1“ soll mit Strom betrieben werden, wodurch der Dampf klimaneutral erzeugt werden könne.
Das Invest soll ein
Bekenntnis zum Standort sein
Bei der Vorstellung des Kesselprojekts im Chempark Dormagen hatte Maike Hennen, Leiterin Energie-Innovationsprojekte, die Vorteile der Technologie erläutert: „Wenn wir feststellen, dass ausreichend Strom aus Wind- und Solarenergie auf dem Markt angeboten wird, können wir darauf sofort reagieren und unseren Kunden grünen Dampf zur Verfügung stellen.“ Regenerativ erzeugter Strom finde so eine sinnvolle Anwendung und der Elektrodenkessel trage zur Stabilisierung des Stromnetzes bei.
Aus Sicht von Hans Gennen, Chief Operating Officer bei Currenta, ist das geplante Invest ein wichtiger Schritt hin zum nachhaltigen Chempark und ein Bekenntnis zum Standort. „Krefeld-Uerdingen spielt eine wichtige Rolle in unserer Verbundstrategie“, betont er. „In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten für die Chemie-Industrie ist es beachtlich, dass wir dieses Commitment gemeinsam eingehen – mit unseren Partnern Bayer, Covestro und Lanxess und unserem Eigentümer Macquarie Asset Management. Ich danke allen Beteiligten für dieses klare Zeichen.“
Tatsächlich steht die Chemie-Branche als energieintensive Industrie unter Druck. Hohe Energiepreise und das Ziel der Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 machen den Betrieben vor allem im internationalen Wettbewerb zu schaffen. Zwar zählte die Industrie nach Angaben des Umweltbundesamts (UBA) im vergangenen Jahr zu den Sektoren, die ihre Klimaziele überfüllt haben. Die Minderung beim Ausstoß von Treibhausgasen sei laut UBA-Präsident Dirk Messner aber insbesondere auf den Produktionsrückgang in der energieintensiven Industrie infolge der hohen Energiepreise nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine zurückzuführen.
IHK sieht Gefährdung
der Wettbewerbsfähigkeit
Zuletzt hatte die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein auf die drängende Energieproblematik hingewiesen. „Aktuell wird über viele Lösungen gesprochen, aber am Ende passiert zu wenig Konkretes, während der Handlungsdruck weiter zunimmt“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Die IHK weise seit Beginn des Krieges in der Ukraine darauf hin, dass die Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen gesichert werden müsse. „Wir stehen zur Energiewende, aber so gefährden wir die Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Industrie“, warnte Steinmetz bei der Vorstellung der rückläufigen Industrieumsätze in Krefeld.