Einzelhandel in Krefeld Lebensmittel bis vor die Haustür: Der Boom der Online-Supermärkte

Krefeld · Wegen der Corona-Krise boomen Online-Supermärkte. Das in Krefeld ansässige Unternehmen Picnic spricht von 2000 Anmeldungen täglich. Die aktuell hohe Nachfrage kann Neukunden allerdings lange Wartezeiten bescheren – auch bei Rewe.

Sebastian Grüters liefert an der Germaniastraße in Bockum mit Handschuhen und kontaktlos Waren an Kunden aus.

Foto: ja/Andreas Bischof

Die Angst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus macht es möglich. Online-Supermärkte und Lieferdienste machen zurzeit das Geschäft ihres Lebens und erleben eine einzigartige Bestätigung ihres Konzeptes: Lebensmittel werden online bestellt und an die Haustür gebracht. In diesen Tagen sogar völlig kontaktlos ohne Übergabe wie vom Unternehmen Picnic. „Wir machen das auch zum Schutz unserer Mitarbeiter“, sagt Frederic Knaudt vom Picnic-Gründerteam in Deutschland. Denn derzeit könne man sich keinen Ausfall leisten. „Aufgrund der hohen Nachfrage stellen wir derzeit jede Woche 50 Mitarbeiter ein.“

Die Firma wurde 2015 in den Niederlanden gegründet und eroberte im Jahr 2018 von ihren ersten deutschen Zentralen im Kreis Neuss sowie Mönchengladbach den deutschen Markt. Dann wurde die Nachfrage auch aus Krefeld so groß, dass die Seidenstadt in das Expansionskonzept eingebunden wurde. Vom Mies-van-der-Rohe-Businesspark starten seit Januar 2019 die kleinen Elektrolaster auch zu 100 000 möglichen Haushalten in der Seidenstadt. Es war der dritte Standort des Unternehmens in Deutschland. Angefangen hatte die Firma am Standort an der Girmesgath mit 15 Fahrzeugen. Heute sind es 30 Elektro-Vans, die von 50 Fahrern gesteuert werden, um die Kunden zu beliefern.

Insbesondere in diesen Tagen mit nach Firmenangaben 2000 Neuanmeldungen täglich ist die Nachfrage riesengroß. Das spüre das Unternehmen auch direkt in Krefeld selbst. Dort hätten die Bestellungen deutlich an Umfang gewonnen, was schon anhand des Gewichts von plus 20 Prozent auszumachen ist. „Die Nachfrage aus Krefeld war schon immer sehr groß“, sagt Frederic Knaudt und spricht von 30 bis 40 Prozent Anmeldungen aller erreichbarer Krefelder Haushalte. Das seien auch freilich jene, die das Unternehmen nur einmal getestet haben. Um den aktuellen Bedarf befriedigen zu können, hat das Unternehmen am Mittwoch ein zweites Kühllager in Herne eröffnet. Das erste der Firma steht in Viersen.

In Viersen soll jetzt auch ein Pilotprojekt gestartet werden. „Wir öffnen als erste am Sonntag“, sagt der Picnic-Verantwortliche und spricht damit auf die durch die Landesregierung beschlossene Verordnung an, dass Geschäfte des Einzelhandels für Lebensmittel, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste sowie Geschäfte des Großhandels über die bestehenden gesetzlichen Regelungen hinaus an Sonn- und Feiertagen öffnen dürfen. Das Angebot soll sich in erster Linie an Pflegekräfte und Ärzte richten.

Die Nachfrage und das Geschäft boomen, doch die Registrierung dauert, und Neukunden landen auf einer Warteliste. Neukunden müssen jetzt eher vier bis fünf statt sonst ein bis zwei Wochen warten. Dafür soll die Zeitspanne der Lieferung weiter reduziert werden. „Wir gehen ’runter auf vier Tage“, verspricht Knaudt. Bislang habe es eine knappe Woche von der Bestellung bis zur Lieferung gedauert. Und auch der Zeitraum am Tag der Auslieferung sei deutlich begrenzt worden – auf ein Zeitfenster von 20 Minuten. Spätestens dann klingelt es laut Knaudt an der Tür.

Auch das bundesweit tätige Unternehmen Flaschenpost beliefert in Krefeld. Ursprünglich – wie der Name sagt – als Getränke-Lieferant gedacht, ist die Produktpalette der Firma nun ausgeweitet worden und werde auch angenommen: Viele Kunden bestellten jetzt auch Nudeln, Konserven und Hygieneartikel online, die die Flaschenpost bis vor die Haus- oder Wohnungstür liefere. Die Lieferung erfolge kontaktlos unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften. „Wir wollen sicherstellen, dass die Menschen, die jetzt zu Hause bleiben müssen, auch zu Hause bleiben können. Und gerade Menschen mit erhöhtem Gesundheitsrisiko benötigen jetzt unsere Unterstützung“, sagt Geschäftsführer Stephen Weich. Wegen der aktuellen Nachfrage sei es aber derzeit kaum möglich, die Lieferzeit einzuhalten. „Nicht in allen Fällen können wir, so wie unsere Kunden es bisher von uns gewohnt sind, innerhalb der sonst üblichen 120 Minuten liefern. Die Ausweitung des Sortiments und die erhöhte Zahl der Lieferungen stellen die Fahrer vor große Herausforderungen“, so Weich.

Auch Rewe bietet in Krefeld einen Lieferservice an. Die Bestellung erfolgt aber nicht in einer Filiale der Wahl vor Ort, sondern wie bei den anderen Diensten per App oder Webseite. Doch auch hier beschert die derzeit hohe Nachfrage Engpässe. Das Unternehmen spricht von ausgebuchten Lieferzeitenfenstern von ein bis zwei Wochen abhängig vom Liefergebiet.