Ein Spaziergang Ein Hauch von Toskana im Stadtpark Fischeln
Krefeld · Der Lustgarten im Süden Krefelds ist zweigeteilt und hat erst ein Drittel seiner angedachten Größe erreicht.
Hoch ragen sie empor. Bis zu 20 Meter groß werden die Säuleneichen, die die Wege im Fischelner Stadtparks flankieren. Im Sommer spenden sie genügend Schatten und ansonsten auch Windschutz auf den Wegen des schmalen Grünstreifens im neuen Teil des Lustgartens. Dort, wo Krefeld an seiner südlichen Grenze ins Weide- und Ackerland ausfranst, wo Gehöfte den Blick einnehmen. Zwischen der Kleingartenanlage Sonnenblick, dem Freibad Neptun erstreckt sich der neue Teil des Parks in westliche Richtung bis zur Oberschlesienstraße.
Ein Erholungsgebiet zwischen Stahlwerk und Hochbauten
Er ist ein Erholungsgebiet zwischen den Hochbauten Fischelns, dem Stahlwerk im Westen und der Grünflächen, die sich im Osten bis ins Fischelner Bruch durchziehen. Wer sich entlang des 1,3 Kilometer langen Weges zwischen Mühlenfeld und Oberschlesienstraße bewegt, der wird auch einen Ausflug in eine andere Landschaft unternehmen. Die Säuleneichen, im Fachjargon „Populus nigra italica“ getauft, sind in gleichmäßiger Linienform gepflanzt und betonen das Markenzeichen des neuen Teilstücks. Sie erinnern stark an die Alleen toskanischer Straßen, an die Zypressen und Pappeln im mediterranen Raum. Gestalter Andreas Kipar hat nicht umsonst neben seinem Büro in Duisburg auch eines in Mailand. Seine Ideen durfte der Landschaftsarchitekt hier für damals 15 Millionen DM umsetzen. Der neue Teil des Parks mit derzeit über 35 Hektar genutzter Fläche und Fördergeldern entstand im Rahmen der Europäischen Gartenschau 2002.
Neben des mediterranen Flairs aber erlebt der Ausflügler auch Besonderheiten aus Fernost. Gerade in den Monaten Mai und Juni erfreut sich der Besucher an den Farben der Japanischen Blütenkirsche oder der Chinesischen Wildbirne. Diese sind ebenfalls in Gruppen angeordnet. Auch sie stehen in Reih und Glied. Das Linienkonzept gehört zu den prägenden Stilmitteln im neuen Teil des Fischelner Parks. Auch die Vermischung ist ein Element. Obstgehölze wechseln mit Laubbäumen. Dadurch entsteht eine große Differenziertheit, die auch im Wechsel der Jahreszeiten Farbwechsel verspricht. Hecken und Büsche runden das Erscheinungsbild der Parkform im neuen Abschnitt ab.
Der alte Teil, der durch eine Bürgerinitiative von 24 Krefeldern ab 1993 realisiert wurde, erstreckt sich vom Mühlenfeld, den Baggerseen bis zur Kölner Straße über 5,5 Hektar Land. Dieser Teil präsentiert sich etwas verspielter. Der Weg „An Schlungs Kull“ schlängelt sich durch die Wiesenlandschaft. Kleine Haine, Hügel an den Rändern und jede Menge Grünflächen laden zum Verweilen ein. Der alte Abschnitt des Fischelner Parks ist zweigeteilt. Neben einer Freizeit- und Sportwiese gibt es für die Vierbeiner auch eine große Hundewiese. Fußballer, Federball- aber sogar Golfspieler wurden zudem schon auf dem Rasen gesichtet. Für Freunde des Boule-Sports gibt es auch hier eine kleine Fläche, nebst Sitzbank und von Bäumen umpflanzt. Immer wieder finden sich kleine Flächen mit blühenden gelben Osterglocken. Gut möglich, dass sich der alte Teil des Fischelner Parks auch in den Sommermonaten als Liegewiese für Sonnenanbeter ins Gespräch kommt, sollten die Ausgangsbestimmungen die nächsten Wochen überdauern. Ausreichend Platz ist hier gegeben. Die grüne Persil-Uhr an der Grenze zur Kölner Straße ist ein Markenzeichen Fischelns. Leider haben Vandalen sie in jüngster Zeit mal wieder beschädigt.
Mit einem schlichten Gehweg über den Acker fing es 1992 an, so erinnert sich Bernd Scheelen, Vorsitzender des „Vereins der Freunde und Förderer des Stadtparks Fischeln.“ Damals sollte es einen besseren Schulweg geben Richtung MSM-Gymnasium an der Johannes-Blum-Straße. Unter dem Stichwort „Schulwegsicherung“ gab es damals Fördermittel vom Land in Höhe von 200000 Mark. Mit dem gepflasterten roten Weg war der Anfang gemacht. Es folgte eine Baumspende von 60 Exemplaren, die in den Acker gepflanzt wurden. Nach und nach gingen dem Verein immer mehr Spenden zu. Nach einigen Jahren waren hier schon 750000 Mark verbaut worden. „Die Idee dahinter war, einen Park von Bürgern für Bürger zu gestalten“, sagt der Sozialdemokrat, frühere Bezirksvorsteher und Bürgermeister Scheelen: „Der Park ist bis heute eine reine Erfolgsgeschichte.“
Noch allerdings ist die Vollendung des Fischelner Parks nicht abgeschlossen, wie Scheelen sagt. Es gelte die neuen mit dem alten Teil zu verbinden. Beide Stücke sind durch den Gartenbauverein und die Baggerseen am Mühlenfeld unterbrochen. Es sei schon Abhilfe in Aussicht. Landschaftsarchitekt Andreas Kipar brachte die Überlegung einer Brücke über den nicht als Freibad genutzten Baggersee ins Gespräch. Laut Scheelen stehen dafür 40000 Euro zur Verfügung. Das Geld liege beim Kommunalbetrieb bereit. Der Weg soll an der Tennisanlage vorbei in den neuen Teil führen, eine Gastronomie auf der Anlage könnte entstehen. Zudem habe der Stadtpark-Verein schon Gespräche mit anderen Gruppen wie dem Bürgerverein und dem Fischelner Turnverein geführt. Die Idee: Ein Bewegungsparcours im alten Teil.
Viel Potenzial ist noch da, denn erst gut ein Drittel der insgesamt für den Stadtpark ausgewiesenen 100 Hektar sind genutzt. Wer also in diesen Tagen durch den Grüngürtel spaziert, der erkundet keinen Park in Vollendung, sondern einen in der Entwicklung. „Wir sind noch lange nicht fertig“, sagt Scheelen.