Glosse Wer isst denn nun bitte den Kuchen auf?

Krefeld · Die schlechte Nachricht zuerst: Das Wetter wird gut am Ostersonntag. Sehr gut sogar. Es wird ein Ostersonntag, an dem man ein Schwein auf den Grill werfen möchte – oder ein Lamm – um sich dazu mit der Verwandtschaft in Sekt mit Erdbeeren zu baden.

Krefelder Kaffeetafel

Foto: Ja/Peter Schmitz

Oder wenigstens in Weißweinschorle vom Edeka.

Aber dies wird nicht so ein Ostersonntag werden. Natürlich könnte man sich jetzt einen Laptop auf den Gartentisch stellen und mit der Familie via Skype auf das hohe Fest und die allgemeine Grilllaune anstoßen. Das Schwein – oder Lamm – müsste man aber dann trotzdem alleine essen. Und das lohnt sich einfach nicht.

Selbst, wenn Sie fünf Kinder haben nicht. Denn dann sitzen fünf Personen am Tisch, die statt Lammkeule lieber an Miniwürstchen und Kräuterbaguette knabbern. Und das ist nun wirklich kein angemessenes Feiertagsessen.

Denn so wenig der Deutsche international als besonders guter Gastgeber gilt, so gerne lädt er doch in Wirklichkeit ein. Nichts ist schließlich schöner, als glückliche Gäste zu sehen – und dabei ein wenig angeben zu können mit den Köstlichkeiten, die man so auffährt. Die eigenen Kinder sind dabei erfahrungsgemäß ein eher undankbares Publikum.

Und was könnte man zu Ostern alles zaubern. Spargel ist längst zu haben, frisch gestochen von Grundschullehrern, Fridays-for-Future-Aktivisten und Rentnern mit Frischluft-Bedarf. Aber auch hier: Die eigenen Kinder sind keine geeignete Zielgruppe. Und es macht einfach keinen Spaß, drei Stunden lang in der Küche an einem Erdbeer-Sahne-Baiser zu basteln und die Torte dann hinterher nur mit dem eigenen Partner zu verdrücken. Drei Tage lang. Und wenn es einem an den Ohren herauskommt, schmeißt man die letzten drei Stücke weg.

Nun muss man allerdings sagen, dass gerade das Backen dieser Tage ohnehin zum Problem geworden wäre. Wenn Sie sich nicht schon am Montag um 7.59 Uhr morgens am Supermarktregal um das das letzte Tütchen Trockenhefe gekloppt haben, brauchen Sie heute gar nicht mehr darüber nachzudenken. Und Hefezopf ohne Hefe erscheint zumindest fragwürdig, Biskuitboden ohne Mehl im Zweifel liquide.

Überhaupt war das ein interessanter Vor-Oster-Einkauf in diesem Jahr: Quetschen ohne Quetschen ist im Supermarkt eine Herausforderung. Aber spätestens seit der Klopapier-Krise war klar, dass viele unter „Social Distancing“ vor allem eines verstehen: Jeder ist sich selbst der nächste. Die anderen sind ja im Zweifel auch zu weit weg.

Aber das österliche Familienfest besteht ja gottlob nicht nur aus Essen und Essen kaufen. Sondern ebenso aus Nach-Essen-Suchen. Genaugenommen nach Ostereiern. Aber so gerne die Großeltern ihre Enkel sonst bei der Eiersuche begleiten und verzückt jeden Fund kommentieren, so bedauerlich ist es zu sagen: Daraus wird diesmal nix.

Aber man weiß sich zu behelfen, Internet sei Dank. So wird den lieben Kleinen am Ostersonntag, wenn sie bereits in ihren Schlafanzügen mit den Hufen scharren, schnell die Action-Cam an die Stirn geheftet, und schon erlebt die Verwandtschaft die Eiersuche am Bildschirm wie eine Runde Counter-Strike. Nun fangen die ersten an, sich über die Umsetzung kommender Feiertage Gedanken zu machen: Wird das etwas mit dem Bier-Bike zu Vatertag? Aber wer weiß, vielleicht dürfen wir schneller als gedacht raus aus dem virtuellen Raum und in der Realität wieder zusammenkommen. Und darum geht es ja nun mal zu Ostern: um Hoffnung und um ein Leben danach.