Garten Wie ein Krefelder einen Vorgarten voller Leben geschaffen hat
Krefeld · Frank Heisters verwandelte eine Steinwüste in ein blühendes Reich für Insekten. So geht er seinen Vorgarten in der Leidener Straße an.
Für Frank Heisters und seine Frau war es beim Einzug in ihr Reihenhaus sofort klar: „Die flächendeckend ausliegenden Kieselsteine im Vorgarten werden dort nicht bleiben. Wir sind froh um jeden Quadratmeter Natur, auf dem es grünt und blüht. Diese Steinwüste wird abgeschafft.“ So ist es geschehen. Jetzt wachsen dort Zaubernuss, Lavendel und Sommerflieder. Sie sehen nicht nur schön aus, sondern geben den Insekten an der Leidener Straße in Hüls zusätzlich Nahrung.
Freie Hand für den „Grünen Daumen“
„Glücklicherweise gab uns der Vermieter 2016, als wir einzogen, freie Hand für den ,Grünen Daumen`. Als erste Maßnahme habe ich die Kieselsteine von den dreizehn Quadratmetern biologisch totem Bereich verschenkt und die darunter liegende Folie beseitigt“, erzählt Heisters. Er ist Hobbygärtner und hauptberuflich als Arbeitspädagoge in einer Werkstatt für Behinderte tätig. Den stark verdichteten Boden hat der 51-Jährige dann aufbereitet, das heißt: umgegraben und mit gutem Erdreich versehen. „Ich habe dort Pflanzen gesetzt, die auch trockenen Perioden trotzen können und – wenn nötig – nur mit der Gießkanne und unserem Regenwasser gewässert werden können. Ein Heidegarten ist entstanden.“ Rindenmulch vermindere nun ein Zuwachsen durch Wildkräuter und das schnelle Austrocknen des Bodens. Der Vorgarten nehme nun auch besser Starkregen-Wasser auf als vorher, berichtet Heisters weiter. Eine große Erhitzung des Bodens werde nun auch verhindert.
Viel Wert wird auf Frühblüher gelegt
Besonderen Wert hat der Hobbygärtner auf Frühblüher wie Winterlinge und Anemonen gelegt, damit die Insekten beim ersten Ausflug im Frühjahr Nahrung finden. Tulpen, Traubenhyazinthen und Krokusse verstehen sich von selbst. „Ich stehe dann oft am Fenster und schaue zu, wie sie aus unserem Insektenhotel auf die Blumen fliegen.“ Im Herbst blühe dann der Lavendel, der viele Bienen und Schmetterlinge anlocke. Heisters: „Der grüne Vorgarten ist wieder voller Leben. Ich habe sogar schon einen Bergmolch entdeckt. Der Pflegeaufwand ist gering und dauert viermal im Jahr etwa eine Stunde.“
Hinter dem Haus gibt es bei Familie Heisters natürlich auch Garten. Hier treibt eine einmal gesäte Wildblumenwiese immer wieder neue Blüten. Ein Beet mit Blutweiderich leuchtet lila und auch der Rasen darf seinen blühenden Klee behalten. Auf dem Schuppen gibt es eine Regenwasser-Sammelstelle, die ein Fassungsvermögen von 1500 Litern hat. „Das ist prima für die Pflanzen.“
Auch die Stadt Krefeld kämpft gegen die Schottergärten
Seine Motivation beschreibt Frank Heisters so: „Ich habe mich bewusst entschieden, einen lebenden Vorgarten zu haben. Nicht, um damit die Welt zu verbessern, sondern weil wir uns über jeden Quadratmeter Natur um uns herum erfreuen. Und außerdem: Die Arbeit, die unser gesamter Garten benötigt, bedeutet für mich einen idealen Ausgleich nach dem Arbeitstag.“ Auch die Stadt Krefeld setzt sich dafür ein, dass keine weiteren Vorgärten in Stein- oder Schottergärten verwandelt werden. Denn die Folgen seien drastisch: Totalausfall der natürlichen Bodenfunktion. Habitatverarmung von Fauna und Flora. Verlust der biologischen Vielfalt. Verlust von klimaaktiven Flächen. Zunahme von Hitze-Inseln in der Stadt.