Auszeichnung Stadtsiegel für eine Macherin

Elisabeth Völlings erhielt am Mittwoch die hohe Auszeichnung.

Oberbürgermeister Frank Meyer überreichte Elisabeth Völlings das Stadtsiegel.

Foto: Andreas Bischof

Elisabeth Völlings ist eine Krefelderin, die in besonderer Weise Haltung zeigt und sich für Chancengleichheit und Integration in der Stadt einsetzt – darin waren sich am Mittwoch alle einig, als Völlings im historischen Ratsaal des Rathauses für ihr jahrelanges Engagemengt das Stadtsiegel verliehen wurde. „Das hat niemanden überrascht, außer sie selbst vielleicht“, sagte Bürgermeister Frank Meyer. Völlings habe sich anfangs sogar ein wenig gegen die Auszeichnung gesträubt. „Sie steht ungern im Mittelpunkt, denn sie ist stets eine Teamplayerin“, so Meyer. Doch sie habe die Ehrung mehr als verdient – und könne so anderen als Vorbild und Motivation dienen.

„Es ist wie eine warme Dusche“, gestand Völlings dann auch in ihrer Dankesrede. Aufgewachsen in einem sozialdemokratisch geprägten Haushalt habe sie stets eine tiefe Abneigung gegen Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Benachteiligungen in der Gesellschaft empfunden. „Das hat mich schon als Schülerin bei den Bildungschancen bewegt und verärgert.“ Und es bewegte sie dazu, selbst Lehrerin zu werden, und zwar an einer Förderschule, wo Kinder mit besonders schlechten Startchancen ausgebildet werden. An der Bodelschwingh-Schule fand sie ein „Abbild der Gesellschaft“, darunter viele Kinder mit Migrationsgeschichte, später auch viele Geflüchtete. „Hilfe war Teil des Schulprogramms.“

Keine Zeit für Ruhe – auch nicht im Ruhestand

Nach vielen Jahren als Lehrerin prägte sie die Schule zuletzt auch als Rektorin, bis sie 2019 in den Ruhestand ging. Auch da durfte Meyer schon eine Rede auf sie halten. Seine Prognose damals: „Von nun an haben Sie mehr Zeit für private Dinge, für Lesen, Malen, Wandern, Reisen und Ihre vielen Nichten und Neffen.“ Doch auch damals habe Meyer schon so seine Zweifel gehabt, ob es wirklich so kommen würde, „bei diesem großen Pensum an ehrenamtlichem Engagement“.

Denn auch im Ruhestand setzt sich Völlings intensiv für Integration und Gleichberechtigung in Krefeld sein. 2018 war sie Mitbegründerin der Seebrücke Krefeld, die Solidarität zeigt mit Menschen auf der Flucht und sich gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung auf dem Mittelmeer einsetzt. Auch der Krefelder Stadtrat zeigte sich daraufhin im März 2019 mit den Zielen des Bündnisses Seebrücke solidarisch und erklärte die Stadt Krefeld zum „sicheren Hafen“.

Seit 2022 ist Völlings zudem Vorsitzende des Flüchtlingsrat Krefeld, der unter anderem Begegnungangebote, Sprachcafés und Hilfe bei Behördengängen für Geflüchtete anbietet. „Sie tragen dazu bei, dass Geflüchtete bei uns eine Chance haben, Teil der Gesellschaft zu werden. Das ist wichtig, gerade in der aktuell so aufgeladenen Situation“, so Meyer.

Was sie auszeiche, das sei eben nicht nur die Haltung, die Völlings stets an den Tag legt, sondern auch ihre Bereitschaft, zu handeln und für Dinge, von denen sie überzeugt ist, zu kämpfen, befand Helmut Wenderoth in seinem Grußwort. Der ehemalige Leiter des Kresch-Theaters hat mit dem Flüchtlingsrat das inklusive Theater-Projekt „Tutti Insieme“ erarbeitet und war ebenfalls ins Ratshaus gekommen. „Machen ist wie wollen, nur krasser“, schloss er. Und Elisabeth Völlings sei eine Macherin.