Krefeld Hochbunker Friedrich-Ebert-Straße wird zum Öko-Vorzeigeprojekt
Krefeld · Ein Stuttgarter Investor will den Hochbunker ökologisch umbauen. Der Standort der Tafel ist gesichert. Nun wurden die „We-house“-Pläne mit Wohnungen, Restaurant und Gewächshaus vorgestellt.
Die Stadt arbeitet gerade am neuen Mobilitätskonzept, das Klimaschutzkonzept Krefeld-Klima 2030 soll noch in diesem Monat im Rat verabschiedet werden – da kommt der Verwaltung dieses zukunftsweisende Bauvorhaben eines Stuttgarter Investors gerade recht. Gerd Hansen, geschäftsführender Gesellschafter der Stuttgarter Archy Nova, ist in Deutschland ein Pionier des ökologischen Bauens und Fan moderner, nachhaltiger Wohnformen. Er will in dem Hochbunker an der Friedrich-Ebert-Straße 15 Wohnungen in einer Größenordnung zwischen 50 und 140 Quadratmeter bauen und der Krefelder Tafel als langjähriger Mieter dort eine gesicherte Zukunft bieten. Unter dem Titel „We-house Krefeld – Leben mit kleinstem Fußabdruck“ stellte er Donnerstagmittag sein Vorhaben der Öffentlichkeit vor.
Investor hat Juni 2019 Kontakt zur Krefelder Tafel aufgenommen
Im Zug Richtung Herne hatte Hansen Mitte Mai 2019 davon gelesen, dass die Immobilie der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in Krefeld wieder zu haben ist und sich kurze Zeit später bei Hansgeorg Rehbein von der Krefelder Tafel gemeldet. Unsere Redaktion hatte berichtet, dass der damalige Investor kurz vor der Vertragsunterzeichnung beim Notar wegen strittiger Fragen abgesprungen war. Dabei hatte die Stadt mit dem neuen Bebauungsplan 821 kurz zuvor die baulichen Voraussetzungen für das Bunker-Projekt geschaffen. Hagen baut nach dem gleichen Modell derzeit in Herne an der Mont-Cenis-Straße einen Bunker um, dessen Nebengebäude im Gegensatz zu Krefeld, aber um drei Geschosse höher werden soll.
„Unter städtebaulichen Aspekten hat der Hochbunker an der Friedrich-Ebert-Straße nicht das Erscheinungsbild, was wir uns an zentraler Stelle in diesem Stadtteil wünschen“, beschreibt Oberbürgermeister Frank Meyer die Situation. Gleichzeitig sei der Standort aber mit der Erfolgsgeschichte der Krefelder Tafel verbunden, die dort seit 22 Jahren ihren Standort hat.
Als „extrem spannend“ bezeichnet Meyer das Konzept von „We-house“, in dem nicht nur über Nachhaltigkeit, Reduzierung des Energieaufwandes und Verminderung des CO2-Ausstoßes gesprochen werde, sondern auch danach gehandelt werde. Und nicht nur wegen eines großen Gewächshauses auf dem Dach, gemeinschaftlicher Räume und Aktivitäten und einem eigenen Restaurant, wo die Ernte vom Dach frisch zubereitet auf den Tisch komme. „Das ist ein sehr modernes Projekt, das gut zu Krefeld passt“, lautet seine Einschätzung.
Der Bunker ist im Besitz der BImA, ein Großteil des Grundstückes im Besitz der Stadt. Laut Kämmerer und Liegenschaftsdezernent Ulrich Cyprian wird die Beschlussvorlage für den Verkauf für den Finanzausschuss in der kommenden Woche fertiggestellt, am 23. Juni soll er im Hauptausschuss abschließend beschieden werden.
Archy Nova will umweltgerecht und klimafreundlich bauen
Gerd Hansen hat 1984 Archy Nova gegründet, „um Bauprojekte umweltgerecht und klimafreundlich zu bauen“. Die formulierten Klimaziele der Bundesregierung reichen in seinen Augen nicht aus, um den CO2-Ausstoß maßgeblich zu verringern. Das ist für ihn eine echte Herausforderung: „Wir verbrauchen von allen Ressourcen der Welt viel zu viel.“ Deshalb reizt ihn und sein Team auch die Möglichkeit, im Bestand zu bauen. 15 000 Tonnen Beton sind in dem Krefelder Bunker verbaut. „Wir können die Masse aktivieren, um den Verbrauch des Gebäudes gegen 0 zu drücken“, betont er. Auch glaubt er nicht, dass die Menschen die heutigen Lebensmodelle als zufriedenstellend erleben.
Bei seinem Bauvorhaben setzt er deshalb nach dem Genossenschafts-Finanzierungsmodell auf das Mehrgenerationen-Wohnen. „Es wird Gemeinschaftsräume geben, Gästezimmer sind für Besuch buchbar, es wird für Mieter zugängliche Wellness-Räume geben, eine begrünte Dachterrasse mit großem Gewächshaus sowie ein hauseigenes Restaurant im Erdgeschoss.“ Auch das Teilen von Alltagsgegenstände, Fahrrädern und E-Autos sei vorgesehen. Eine bauliche Herausforderung wird allerdings das Reinschneiden der großen Fensteröffnungen in die 1,10 Meter dicken Betonwände werden sowie die Reparatur des Daches, das seit einem Sturm im Januar 2018 undicht ist.
Hansgeorg Rehbein ist begeistert und erleichtert zugleich. 16 Tonnen Lebensmittel werden im Bunker jede Woche bei der Krefelder Tafel umgeschlagen. Die Kühle der Mauern sorgt für eine länger Haltbarkeit. Als Rehbein 2014 von der BImA erfuhr, dass sie den Bunker verkaufen wolle, war er geschockt. Denn einen so optimalen Standort für das Lager wie die Essensausgabe gibt es nirgendwo anders in Krefeld. „Der OB hatte uns zugesagt, dass es einen Verkauf nur mit der Tafel geben würde, das hat mich sehr beruhigt“, so Rehbein. Mit Hansen sei nun ein Investor gefunden, der nicht nur Synergien anbietet, sondern auch den Standort auf Dauer sichert.