Museum Burg Linn Vom Hochbunker zum Archäologischen Museum
Krefeld · Das Museum Burg Linn wird 90 Jahre alt. Es hat eine Geschichte mit vielen besonderen Exponaten.
In den 90 Jahren seines Bestehens hat das Museum Burg Linn einige Male durch sensationelle Funde von sich reden gemacht. Der aus dem sechsten Jahrhundert stammende Goldhelm aus Byzanz, das Rheinschiff aus der Zeit Karls des Großen, also um 800, und den jüngst entdeckten Vicus, die kleine römische Zivilsiedlung am Kastell Gelduba. Diese und weitere archäologische Funde können sich Besucher in einer über vier Ebenen verteilten Ausstellung ansehen.
Im Vergleich zur Burg, die aus dem 13. Jahrhundert stammt, ist das Museum trotz seiner 90 Lenze durchaus jung an Jahren. Bis es eingerichtet war, dauerte es seine Zeit. Zwar gab es die Idee der Vorstände des Vereins für Heimatkunde, ein „Heimatmuseum“ für Krefeld zu gründen, schon seit der Eröffnung des damaligen Kunstgewerbemuseums und heutigen Kaiser-Wilhelm-Museums im Jahr 1897. Doch Erster Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise und Inflation standen dem Vorhaben im Weg.
Erst Johannes Johansen, Oberbürgermeister von Krefeld, schuf nicht nur den Grüngürtel um Linn herum, sondern propagierte die Errichtung des Heimatmuseums im Schatten der Burg. Es öffnete am 28. Mai 1930 in den historischen Gebäuden der Vorburg seine Tore. Der erste Leiter, Karl Rembert, zeigte dort einen Querschnitt durch die Krefelder Heimatkunde.
Abgelöst wurde er von Albert Steeger, der sogar ein zweites Museum als niederrheinisches Zentralmuseum führte. Er nannte es „Heimathaus des Niederrheins“. Es umfasste eine umfangreiche Modellsammlung niederrheinischer Städte und Burgen und befand sich in einem Gebäude am Nordwall. Steeger schaffte es rechtzeitig, die Exponate nach Linn zu bringen, kurz bevor 1943 eine Bombe am Nordwall einschlug. „Heute sind sie in Vitrinen im dritten Obergeschoss zu sehen“, berichtet Jennifer Morscheiser, die heutige Leiterin.
Das bestehende Museum an der Rheinbabenstraße befindet sich auf dem Gelände des früheren Dränkerhofes, eines der alten kurfürstlichen Stadthöfe. Es wurde 1943 als Hochbunker zum Schutz der Zivilbevölkerung errichtet. Steeger war auch hier vorausschauend: Die Bunker-Pläne waren so gestaltet, dass das Gebäude nach dem Krieg problemlos in ein Museum umgewandelt werden konnte. Es gab wohl keinen zweiten Bunker mit breiten Treppen und Kunstmarmor-Ausstattung in den Hallen.
Der Schwerpunkt der Arbeit der Museumsleiterin, Renate Pierling, lag auf der Untersuchung der ausgedehnten Gräberfelder in Gellep. Sie gelten als das größte untersuchte antike Gräberfeld in Europa und brachten dem Museum internationale Beachtung. Sie und ihre Mitarbeiter fanden auch den Goldhelm im Grab des fränkischen Fürsten Arpvar.
Morscheiser: „Ein Highlight unserer Ausstellung ist die angebaute Schiffshalle mit einem 16 Meter langen Lastkahn aus der Zeit Karls des Großen. Wir erzählen die Geschichte des Rheinhafens von der Antike bis in die Gegenwart.“
Archäologe Christoph Reichmann, der vierte Museumsleiter, grub im Greiffenhorstpark nahe der „Alde Kerk“ und fand die Gebeine, die Otto von Linn (1171 bis 1219) zugeordnet wurden. Der Kreuzritter kehrt fast 800 Jahre nach seinem Tod auf „seine“ Burg zurück. Im Unteren Rittersaal fand er seine bisher letzte Ruhestätte. Durch den „Auszug“ von Otto von Linn aus dem Museum bekam die Museumspädagogik im Haupthaus des Museums mehr Platz. Sie soll noch erweitert werden, um Angebote für Erwachsene, um ihnen Archäologie und Geschichte näher zu bringen.
Wer noch einen Anlass für einen Besuch braucht: Eine Sonderausstellung berichtet derzeit von der archäologischen Grabung in Gellep. Morscheiser: „Wir zeigen den Fund des nördlichen Vicus am römischen Kastell Gelduba.“ Als „vicus“ bezeichnet man eine kleinere römische Zivilsiedlung, die häufig an ein römisches Militärlager angeschlossen war.