Damit niemand plötzlich in der Wohnung steht Informierte Nachbarn sind der beste Einbruchsschutz
Krefeld · Die Krefelder Kriminalpolizei informierte in der Mediothek über sinnvolle Präventionsmaßnahmen.
Einer der knapp 20 Besucher in der Mediothek hat die schlimme Erfahrung gerade eben, am 21. Januar, gemacht. Bei ihm wurde eingebrochen. „Wir waren nur von Samstagmorgen bis Sonntagmittag weg. In dieser Zeit wurde der Terrassen-Rollladen hochgeschoben, das Fenster aufgehebelt und die Einbrecher waren drin. Wieso wussten die, dass wir nicht zu Hause waren?“, fragt er Eden Nickel und Frank Ishorst, die beiden technischen Berater der Kriminalpolizei bei der Info-Veranstaltung „Einbruchschutz geht jeden an.“
Nickel hat die richtigen Vermutungen: „War in dieser Zeit im Haus alles dunkel? Haben sich die Rollladen zur Straße hin nicht bewegt? Das sind alles Zeichen für Abwesenheit.“ Der Mann bejaht und wundert sich, dass die Täter nichts, auch keine Laptops oder Handys, mitgenommen haben. Die Kripo-Beamten haben die Tipps parat: „Wer wegfährt, sollte für eine ,Abwesenheitssimulation‘ sorgen mit automatisch angetriebenen Rollläden, Zeitschaltuhr am Lichtschalter und Nachbarn, die aufpassen.“ Letztere seien besonders wertvoll.
Dass keine Mobilgeräte geklaut wurden, ist für die Beamten auch nicht so verwunderlich: „Sie haben Herstellungsnummern, sind leicht zu erkennen. Moderne Einbrecher nehmen Bargeld, Schmuck, den Thermomix und hochwertige Kaffeemaschinen mit. Letztere sind in Online-Portalen innerhalb von zwei Minuten verkauft.“ In jeder Wohnung gebe es etwas zu holen, sagen sie.
Die Zuhörer sind allesamt wissbegierig zu erfahren, wie sie Haus und Wohnung besser schützen können. Monika und Heinrich Vortmann erklären: „Man kann doch immer etwas optimieren. Uns interessieren Dinge, die wir ohne größeren Umbau realisieren können.“
Fenster auf Kipp sind
eine Einladung
Ishorst zeigt in seiner Präsentation die gesamte Palette von Möglichkeiten, nachzurüsten. Denn: „Die Hälfte aller Einbrüche scheitert an fachkundig montierten Sicherungseinrichtungen.“ Die Regel ist: „Einbrecher kommen überall rein, auch in Fort Knox. Sie wägen aber auch Kosten und Nutzen ab. Wenn sie sehen, dass Fenster und Türen ausreichend gesichert sind, lassen sie meistens von der Tat ab.“ Wer jedoch das Fenster auf Kipp lasse, könne es auch gleich ganz offenstehen lassen, sagt der Beamte.
Er demonstriert die Schwachstellen im Haus, zu denen jede Öffnung, also alle Fenster und Türen, gehören. „Sie sind alle einladend.“ Die Beamten kennen die Vorgehensweise der Täter, die am späten Nachmittag oder am frühen Abend kommen; gerne im Winter in der Dunkelheit. Deshalb sei es wichtig, die Lampen brennen zu lassen, wenn die Bewohner zum Sport oder einkaufen gingen. „Einbrecher hassen es, im Licht zu stehen.“
Ist es dann zum Einbruch gekommen, könne der Schaden nicht alleine darin liegen, Wertgegenstände verloren zu haben, sondern auch tief in der Psyche, resultierend aus der Tatsache, dass Fremde im Haus waren. Hier rät Ishorst dazu, dann einen Psychologen zu konsultieren.
Darüber hinaus gibt es Tipps zu der Möglichkeit, Wertsachen im Safe zu deponieren. „Er muss auch brandsicher sein.“ Zu Einbruch- und Überfallmeldeanlagen, die das Haus oder die Bewohner schützen sollen, und das Smart Home, für das jeder selbst verantwortlich sei, da die Meldungen aufs eigene Handy kommen würden. Zudem sollte für den Versicherungsfall jeder Wertgegenstand fotografiert werden, auch der Schrankinhalt – nicht auf dem Handy, sondern auf Papierfotos.
Dann noch eine Information aus den Niederlanden: „Im Nachbarland werden keine Bauten mehr abgenommen, wenn sie nicht über einen ausreichenden Einbruchschutz verfügen.“
Die Kripobeamten halten nicht nur - teilweise seit 20 Jahren – Vorträge, sie bieten unter bestimmten Voraussetzungen auch eine individuelle Beratung zu Hause an; neutral und kostenlos. Nickel: „Wir kommen unter anderem zu älteren oder behinderten Leuten und Opfern von Straftaten. In der Vergangenheit haben wir ein Jahr nach der Beratung nachgefragt, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen auch umgesetzt worden sind. Das können wir heute nicht mehr leisten, der Arbeitsaufwand ist zu groß. Wir haben damals aber erfahren, dass das meiste realisiert worden ist.“