Private Initiative Initiative kämpft gegen Leerstände in Uerdinger Fußgängerzone

Karl-Heinz Eiberg sorgt mit der „Aktion Uerdinger Schaufenster“ dafür, dass die Innenstadt ansehnlich bleibt.

Leerstände – wie hier in der Oberstraße – sind weiterhin ein Problem in der Uerdinger Fußgängerzone.

Foto: Andreas Bischof

In einem Schaufenster sind Musikinstrumente ausgestellt, in einem anderen stehen alte Möbel, die restauriert werden. Hier sind Gemälde zu sehen, dort Plakate für sportlich Aktive. Die Leute an Oberstraße und Alte Krefelder Straße in Uerdingen bleiben häufiger stehen und gucken. Das Besondere daran: Diese bunten Angebote lenken davon ab, dass im Geschäft dahinter gähnende Leere herrscht – manchmal über viele Jahre hinweg. Mit diesen gepflegten Auslagen werden die Ladenlokale wieder attraktiv – nicht nur für Passanten.

„Fast alle Innenstädte haben unter dem Weggang des Einzelhandels zu leiden“, sagt Karl-Heinz Eiberg, der die aufgegebenen Geschäfte im Visier hat. „Stehen die Ladenlokale dann längere Zeit ungenutzt leer und sind die Schaufenster mit Packpapier zugeklebt, nimmt die gesamte Nachbarschaft unter diesen Schandflecken innerhalb der Einkaufszone Schaden. Frust und Kriminalität entstehen.“ Es sei gewiss: Leerstehende Ladenlokale beeinträchtigen die Ausstrahlungskraft von Geschäftszentren und letztlich die Aufenthaltsqualität der gesamten Innenstadt.

Das wollte Eiberg nicht mehr mit ansehen und rief mit seiner Frau Monika die „Aktion Uerdinger Schaufenster“ ins Leben. Der engagierte Mann hat den Vermietern Gespräche und den Leerständen den Kampf angesagt und verzeichnet Erfolge. In Zahlen bedeutet dies: „Als wir 2016 begannen, hatte die Oberstraße elf Leerstände mit vier Schandflecken“, berichtet der heutige Rentner, der früher 40 Jahre im Einzelhandel tätig war. „Heute sind nur noch vier Ladenlokale frei. Diese sind entsprechend dekoriert.“

Karl-Heinz Eiberg vom Uerdinger Kaufmannsbund hat die Aktion vor drei Jahren ins Leben gerufen.

Foto: Andreas Bischof

Das bedeutet: Der umtriebige Mann hat die Hausbesitzer mit Leerständen an der Alten Krefelder Straße sowie an Ober- und Niederstraße angeschrieben und nachgefragt, ob er die Schaufenster dekorieren und so dem Geschäft ein besseres Erscheinungsbild geben darf. „Nach dem ersten Rundschreiben waren zwei Eigentümer zur vertrauensvollen Zusammenarbeit bereit.“ Schreiben zu verschicken war nicht alles: „Wir haben auch einige Ladenlokale entrümpelt, die Eingänge gefegt, Fassaden und Fenster gereinigt und Kontakte zu Interessenten für die Schaufensterdeko geknüpft.“ Es hat sich eine Interessengemeinschaft für die Oberstraße gebildet. „Von uns wurden 40 Deko-Aktionen mit 30 Partnern wie Künstlern, Vereinen oder Selbstständige in 20 verschiedenen Schaufenstern durchgeführt. Jeden zweiten Monat werden die Auslagen gewechselt.“

Was nicht heißt, dass Eiberg nicht auch die Alte Krefelder Straße im Blick hat. Dort freut er sich über die bereits sanierte Fassade des Hauses an der prominenten Ecke Kurfürstenstraße. „Es stand 20 Jahre leer. Vergangenes Jahr kaufte es ein Uerdinger Unternehmer und saniert es nun im Rahmen des Denkmalschutzes“, sagt Eiberg erfreut. In den Schaufenstern werben der Uerdinger Bürgerverein, eine Firma, die außergewöhnliche Industriemöbel herstellt und eine andere, die Holzmöbel auffrischt. „Natürlich ist alles kostenlos. Auch ich bekomme keine Provision.“

Besonders stolz ist Eiberg auf eine schnelle Abwicklung auf der Niederstraße. „Wir konnten den bekannten Uerdinger Künstler Jerzy Chartowski gewinnen, seine wunderbaren Gemälde auszustellen. Es dauerte nur sechs Wochen, bis in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung dort eine moderne Boutique einzog.“ Das ehemalige, leerstehende Geschäft von „Strauss“ an der Ecke ist ihm ein Dorn im Auge. „Da komme ich nicht ran.“

Zurück zur Oberstraße mit dem größten Bedarf: Die beiden ersten Häuser mit Nummern 3 und 6 bildeten die „Negativecke“, wie Eiberg sagt. „Dort gibt es – nach zehn Jahren – endlich einen neuen Mieter, nebenan im Leerstand hat ein Bankhaus ein fensterfüllendes Plakat gestiftet, die andere Scheibe haben wir bunt beklebt.“ Leider sei der „Frogsewer“ mit seinem Nähmaschinen-Museum ausgezogen, bedauert der engagierte Mann. „Das Haus des früheren Fahrradhandlers Nibbeling gegenüber, wo die Firma Dujardin ihre ersten Brände hergestellt hat, das Haus mit der steinernen Taube, steht leer. Auch dort gebe es keine „Horrorschaufenster“, wie Eiberg betont: „Hier gibt es Kunst zu sehen.“ In Nummer 30 habe es die Eröffnung eines Bekleidungsgeschäftes nach acht Jahren Leere gegeben, sagt er. Einige Häuser weiter, an Nummer 46, hat das Fitness-Center Mrs. Sporty seinen neuen Sitz.

Mittlerweile muss Eiberg nicht mehr „Klinken putzen“. Die Vermieter kommen oft zu ihm und bitten um Mitarbeit. Einige hätten auf sein Bestreben hin die Miete reduziert. „Mittlerweile erreichen ihn Anfragen aus Duisburg-Süd, wie die Leerstände hier bearbeitet werden. „Und Krefeld will das wohl auch so machen ...“