Geschmackssache Krefeld Krefelder Vielfalt für den Teller
Krefeld · 65 Menschen aus 65 Nationen mit 65 Rezepten sind im neuen Kochbuch „Geschmackssache Krefeld“ zu finden.
65 Menschen. 65 Nationen. 65 Rezepte. Diesem Prinzip folgt das Kochbuch „Geschmackssache Krefeld“, das vom Stadtmarketing und dem Fachbereich Migration und Integration zusammengestellt worden ist. Ob Ägypten oder Tunesien, Afghanistan oder Vietnam, Albanien oder Weißrussland, USA oder Brasilien – das 280 Seiten starke Werk (das als Weihnachtsgeschenk leider etwas zu spät kommt) lädt zu einer kulinarischen Entdeckungsreise durch Afrika, Asien, Europa und Amerika ein, bei der man Land und Leute kennenlernt. Gerade im Moment das Schöne daran: Aus Krefeld wegbewegen muss man sich dafür nicht, denn fast die ganze Welt ist innerhalb der Stadtgrenzen zu finden. Männer und Frauen aus mehr als 150 Nationen leben in Krefeld – von 192 972 Deutschen über 7618 Türken bis zu 42 Finnen. Auch das Zahlen aus dem Kochbuch.
„Esskultur ist ein wichtiger Bestandteil der Stadtkultur“, betont Claire Neidhardt, Leiterin des Stadtmarketings. Das Buch spiegele die Weltoffenheit von Krefeld ebenso wider wie seine Geschichte als Einwanderer-Stadt. „Wir zeigen, wie bunt und vielfältig Krefeld ist“, ergänzt die Integrationsbeauftragte Tagrid Yousef.
Rund zwei Jahre hat die Vorbereitung gedauert. So brauchte es eine Weile, bis tatsächlich 65 Menschen, die Rezepte aus ihrer Heimat vorstellen, gefunden waren. „Zum Glück sind wir gut vernetzt“, sagt Neidhardt. Ein Land wie Vietnam kam zum Beispiel erst spät dazu.
Fotos der Menschen in Nassplatten-Technik
Warum sind es überhaupt 65? Wie Claire Neidhardt berichtet, ist das Buch ein Projekt aus der Reihe „Krefelder Perspektivwechsel“, die in diesem Jahr unter dem Schlagwort „Stadtkultur“ steht. Mit dem Perspektivwechsel wird seit 2017 das Stadtjubiläum „650 Jahre Krefeld“ vorbereitet, das 2023 gefeiert werden kann. Und aus der 650 leitet sich dann auch die Zahl der Frauen und Männer ab, die im Buch vorgestellt werden.
Sicher ungewöhnlich: In dem Kochbuch stehen Menschen im Mittelpunkt. Dafür sorgen schon die markanten Schwarz-Weiß-Porträts, die der Fotograf Oliver Brachat von ihnen gemacht hat. Sie sind in einer uralten Nassplatten-Technik entstanden, was die Gesichter besonders ausdrucksstark macht.
Bekannte Krefelder wie Toni Arabatzis (Griechenland) oder Pierre Sommet (Frankreich) stellen sich und ihre Lieblingsrezepte vor – in diesem Fall gefüllte Auberginen (Papoutsakia) und Lammkeule (Gigot D’Agneau). Beide sind schon seit den 1970er Jahren Krefelder – andere wie Anarbek Abbasov aus der Ukraine, Zuzana Kral aus der Slowakei oder Mohamed El Boujddaini aus Marokko leben erst seit wenigen Jahren hier. Sie alle erzählen, wie sie nach Krefeld gekommen sind und was sie an der Stadt schätzen – mit einer leichten Variation bei Oberbürgermeister Frank Meyer, der sich an den Apfelpfannkuchen seiner Mutter erinnert, als Rezept „Omas Linsensuppe“ beigesteuert hat und bekennt: „Ich kann leider so gut wie gar nicht kochen.“
Nachspeisen sind in
dem Buch kaum zu finden
So vielfältig wie die Menschen in „Geschmacksache Krefeld“ sind auch ihre Rezepte, denn Vorgaben bei der Auswahl gab es nicht. Was dann zum Beispiel dazu führt, dass nur sehr wenige Nachspeisen im Buch zu finden sind. Andere Rezepte kamen ursprünglich sogar doppelt vor: Toni Arabatzis und Gülsüm Yarali (Türkei) wollten beide gefüllte Auberginen servieren, am Ende entschied sich Yarali dann für Bulgurbällchen mit Hackfleischfüllung.
Auch Claire Neidhardt, die mütterlicherseits französische Wurzeln hat, ist schon auf den Geschmack gekommen und hat sich vorgenommen, daheim afrikanisches Fufu nachzukochen. Tagrid Yousef möchte dagegen gerne somalischen Reis kosten.
Ergänzt werden die kulinarischen Anregungen durch praktische Einkaufstipps. Yousef erinnert sich, dass ihre Eltern früher die Zutaten für ihre traditionellen Gerichte noch in der alten Heimat Palästina besorgen mussten – heute sei dafür alles in Krefeld zu bekommen.
Die Gestaltung des Buches lag in den Händen der Studentinnen Carla Osebold und Camille Köhler. Letztere hatte etwa die Idee, den Titel aus Buchstaben verschiedener Länder zu formen. Die Texte hat Ann-Kathrin Roscheck geschrieben und dafür auch Bäckermeister Rudolf Weißert interviewt, der viel Wissenswertes über Brot beisteuert.