Porträt Wolfgang Merkel: „Wir haben immer an einem Strang gezogen“

Bockum, Verberg, Traar · Er war von 2004 bis 2021 Mitglied der Bezirksvertretung Ost und von 2014 bis 2021 Bezirksvorsteher in seinem Stadtbezirk.

Wolfgang Merkel widmet sich mit seiner Frau nun den drei Enkelkindern.

Foto: Andreas Bischof

Als Ratsmitglied hat sich Wolfgang Merkel um die wichtigen Dinge in der Stadt gekümmert. Die Probleme der Einwohner in seinem Umfeld waren ihm aber noch wichtiger. Als Vorsteher der Bezirksvertretung Ost konnte er oft den „kleinen Dienstweg“ beschreiten und „seinen“ Bürgern helfen. Jetzt hat der Sozialdemokrat aus gesundheitlichen Gründen sein Mandat niedergelegt. Mit der WZ blickte er auf ereignisreiche Jahre zurück. „In unserer Bezirksvertretung hat es keinen parteipolitischen Zank gegeben“, berichtet der 71-Jährige nicht ohne Stolz. „Wir haben immer an einem Strang gezogen, um den Bezirk nach vorne zu bringen.“ Als Vorsteher zu agieren, sei sein schönstes Amt gewesen, sagt er mit Überzeugung. „Ich war immer für die Leute da, stets ansprechbar.“

Merkel erklärt, dass manch ein dickes Brett gebohrt werden musste: „Was nach zehn Jahren endlich verwirklicht wurde, war die Linksabbiegespur an der Moerser Straße nach Verberg, in die Heyenbaumstraße hinein“, berichtet der Politiker. „Ein Jahr früher als geplant haben wir die neue Brücke über die Niepkuhlen bekommen. Dabei ist der Dienstweg in Krefeld eigentlich immer etwas länger“, weiß er. Beispiel: „Es hat acht Jahre gebraucht, bis der Graben im Sollbrüggenpark ausgekoffert wurde. Da waren die Schüler, die die schlechte Wasserqualität entdeckt hatten, bereits erwachsen.“ Sein Bestreben, der Breslauer Straße und ihren Anwohnern zu mehr Aufenthaltsqualität zu verhelfen, sei bisher gänzlich gescheitert. „Ich habe vor elf Monaten im Bauausschuss einen entsprechenden Antrag gestellt und nie mehr was davon gehört.“

Bei aller heutigen Freude über sein Bezirksmandat – der verstorbene Fraktionsvorsitzende Ulrich Hahnen (MdL) hatte ihn aufgefordert, es zu übernehmen – zu Anbeginn war ihm nicht wohl dabei: „Ich wusste, ich musste im Rathaus Altweiber feiern und in der Kutsche beim Schützenfest teilnehmen. Nach den ersten Malen hat mir beides viel Spaß gemacht. Ich habe mir sogar jedes Jahr ein neues Kostüm zugelegt“, berichtet er und lacht.

Merkel stammt aus Frankfurt, ist immer noch Eintracht-Fan, obwohl er auch den KFC mag. Das jüngste Spiel, den 2:0-Sieg der Eintracht in der Europa League gegen Ferencvaros Budapest hat er live miterlebt. Äppelwoi hat er auch immer im Haus.

Mit den Eltern war er als Elfjähriger nach Krefeld gekommen. Nach dem Abitur wurde er gelernter Bankkaufmann, studierte danach auf Lehramt. „Da ich damals keine Anstellung bekam, war ich bei der Bundesanstalt für Arbeit in Krefeld tätig. Dann klappte es doch als Lehrer an der Gesamtschule Rheinhausen. Dort war ich bis zum Renteneintritt.“

Wolfgang Merkel ist
1974 in die SPD eingetreten

Gerne erinnert er sich an die Schüler, die ihn oft fragten, ob er auch Frau Merkel kennen würde, die Angela, versteht sich. „Ich habe geantwortet, dass ich Frau Merkel täglich sehe. Wenn sie staunten, stellte ich klar, dass meine Frau Merkel Monika heißt und ich sie sehr gut kenne. Mit dem Krefelder Ratsherrn Jan Hertzberg nimmt er gerne bei Kneipenquiz teil. „Wir haben uns den Namen „Die Krefelder Raute gegeben.“

In die SPD einzutreten, war für ihn stets klar: „Mein Vater war Sozialdemokrat, ebenso war es auf der mütterlichen Seite.“ Wolfgang Merkel ist 1974 in die Partei eingetreten, weil für ihn das Soziale das Entscheidende war. „Ich nahm zuerst an vielen Ortsvereinsversammlungen teil, habe mitgearbeitet und war als Wahlhelfer unterwegs. Das wäre mir heute zu anstrengend, das schaffe ich bei der jetzt im Winter nicht mehr.“ Er widme sich mit seiner Frau den drei Enkelkindern. Im Haus Merkel stehen viele frische Blumen unter den Plakaten, die von einer Reihe von Frankreich-Urlauben herrühren. „Ich habe viele freundliche Worte bei meinem Abschied gehört und dabei die Sträuße bekommen. Auch vom LVR, in dem ich mit Marc Blondin als Krefelder Vertreter gearbeitet habe. Nur von meinem Krefelder Oberbürgermeister kam bisher kein Wort. Dabei bin ich über 50 Jahre SPD-Mitglied.“