Michael Laurenzen aus Krefeld Ein Briefträger mit Herz und Seele

Krefeld · Michael Laurenzen verteilt seit 47 Jahren die Post in Hüls. Bald geht er in den Ruhestand.

 Michael Laurenzen ist seit 49 Jahren Postbote. Der 65-Jährige verteilt seine Briefe und Päckchen in Hüls.

Michael Laurenzen ist seit 49 Jahren Postbote. Der 65-Jährige verteilt seine Briefe und Päckchen in Hüls.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Michael Laurenzen hat alle Wetter schon miterlebt in seinem langen Berufsleben, das sich nun dem Ende zuneigt. Die Hitze, die Kälte, den nasskalten Regen, die vereisten Straßen. Man kann es sich als Postbote eben nicht aussuchen. Man steigt dann auf sein Rad, wie es auch Laurenzen seit nunmehr 49 Jahren jeden Tag tut, und legt los. 15 bis 20 Kilometer sitzt ein Briefträger jeden Tag in Deutschland im Durchschnitt im Sattel. Das trifft auch auf den 65-Jährigen zu: „Ich bin ganz gut durch die Zeit gekommen. Wenn die Leute sagen, sie müssten mal ins Fitnessstudio, dann sage ich: Der soll mal hier mitfahren.“

Allein 47 Jahre ist er nun schon in Hüls als Zusteller tätig, seit er sich auf seinen Wunsch hin von seinem Wohnort und Ausbildungsplatz Kempen nach Hüls versetzen ließ. Hüls war damals noch ein Stadtteil Kempens. Bei der Deutschen Post ist er genau seit 49 Jahren und neun Monaten beschäftigt. Laurenzen hat alle Daten aufgeschrieben. In wenigen Wochen geht er in den Ruhestand. Fünf Jahrzehnte im selben Unternehmen. Seit 43 Jahren verheiratet mit derselben Frau, die er schon mit 15 kennenlernte. Das spricht für ein hohes Maß an Beständigkeit – und für seine Passion für seine Arbeit: „Ich war mein ganzes Leben lang Briefträger und Zusteller mit Herz und Seele.“

Die Freiheit hat er lieben gelernt in seinem Berufsalltag. Kein Chef schaue ihm dauernd über die Schulter. „Zudem ist man immer an der frischen Luft und hat Kontakt zu den Kunden“, sagt er über die Vorzüge des Verteilens. Der schönste Moment? „Das war, als meine Tochter Kristina zur Welt kam. Wir hatten damals noch Funkgeräte. Meine Kollegen wussten Bescheid und sprangen ein. Ich durfte dann frei machen.“

Laurenzen kennt seine Kunden. Man duzt ihn an der Tür, manchmal bekommt er auch ein kleines Geschenk aus Dankbarkeit für die Verlässlichkeit, die sein Beruf erfordert. Die Briefe müssen pünktlich ins Haus, die Päckchen auch. Man weiß ja nie, um was es geht. Verzögerungen sind da nicht vorgesehen. Es muss schnell gehen, egal ob im Hochsommer 40 Grad herrschen oder es im Winter friert. „Bei Regen oder Schnee zu arbeiten oder auch bei der Hitze ist nicht immer leicht. Auch die Bezirke sind groß geworden. Das macht den Beruf zu einer Herausforderung.“ 1300 Sendungen kommen da für ihn im Durchschnitt am Tag zusammen. Ein Leben lang als Postbote zu arbeiten, das würde der 65-Jährige aber genauso wieder machen: „Ich habe es nie bereut“, sagt er: „Heute kann ich sagen, ich habe mich für den richtigen Beruf entschieden.“

Michael Laurenzen hat in seinen fast fünf Jahrzehnten als Briefträger im selben Bezirk die Kinder seiner Kunden aufwachsen sehen, er hat ganze Familien kommen und gehen sehen. Er hat erlebt, dass Menschen, die er über viele Jahre mehrmals die Woche an den Haustüren traf, irgendwann nicht mehr da waren, weil sie gestorben sind. „Das ist dann schon traurig gewesen. Man hängt ja auch an seinen Kunden.“ Er kennt sie – und sie kennen ihn. Das schweißt zusammen, auch wenn das Betreten eines fremden Grundstücks für ihn nicht immer glimpflich ausging. Dreimal ist Laurenzen von Hunden gebissen worden. Er kann sich noch gut erinnern: ein Dackel, ein Schäferhund, ein Pudel. „Das liegt aber schon mehr als 30 Jahre zurück.“ Briefträger und Zusteller erhalten heute auch ein gezieltes Hundetraining. Sie lernen dort, Hunde „lesen zu können“, wie es Post-Sprecherin Britta Töllner sagt.

Heute nutzt Laurenzen auch einen elektrischen Antrieb an seinem Rad. An der Mevissenstraße, wo die Briefe vorsortiert werden, holt er sich die Post ab. Früher ging es schon um 5 Uhr morgens los, seine Schicht endete dann am Mittag. „Schön ist das gewesen“, so Laurenzen. Heute ist er ab 7.30 Uhr unterwegs, manchmal auch erst später von 10 bis 18 Uhr. „Wenn ich jetzt in Pension gehe,  werde ich mit Sicherheit sehr oft noch an meine Kollegen und meine Kunden denken“, sagt Laurenzen.

Die Passion wird in der Familie jedoch nicht weitergegeben. Tochter Kristina ist in der Medienbranche tätig. „Das ist aber nicht schlimm“, sagt Michael Laurenzen, steigt aufs Rad und fährt los.