Kinderfreundliches Krefeld Krefeld möchte „Kinderfreundliche Kommune“ werden

Krefeld. · Die Stadt strebt das Siegel des Deutschen Kinderhilfswerks und dem der Vereinten Nationen (Unicef) an. Das würde einiges verändern, wenn in Zukunft Bebauungspläne aufgelegt oder Sportplätze umgebaut werden.

Ein Beispiel für die Arbeit an einer „Kinderfreundlichen Kommune“: In Weil am Rhein haben die Beteiligten mit Knete und Spielfiguren Ideen für die Stadtplanung entwickelt.

Foto: Kinderfreundliche Kommune eV

Der Stadtrat hat in jüngster Zeit einige aufsehenerregende Entscheidungen getroffen, eine weniger auffallende, aber ähnlich bemerkenswerte, könnte im Spätsommer folgen. Neben den Fragen rund um Grotenburg, Seidenweber- und Stadthaus versucht das Krefelder Rathaus auch, für Familien attraktiver zu werden. Ein wesentlicher Schritt auf diesem Weg: das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“, das Unicef und das Deutsche Kinderhilfswerk vergeben. Krefeld möchte es im Laufe des Jahres beantragen. Erhält die Stadt das Siegel, bekommen Kinder und Jugendliche mehr Möglichkeiten, sich an wichtigen Entwicklungen zu beteiligen.

Die Idee zur „Kinderfreundlichen Kommune“ ist bei den Vereinten Nationen entwickelt worden. In Deutschland wurde der dazugehörige Verein von Unicef und Kinderhilfswerk 2012 gegründet, Vorsitzende ist die frühere Regierungspräsidentin Anne Lütkes. Er unterstützt die Kommunen von Konzept bis Umsetzung und vergibt das erwähnte Siegel. Die Philosophie dahinter hat der Verein auf einen Satz gebracht: „Nur eine Gesellschaft, in der Kinder und Jugendliche ernst genommen werden und mitgestalten können, wird wirklich kinderfreundlich und damit zukunftsfähig.“ Zu den deutschen Städten, die sich diesem Gedanken schon verschrieben haben, zählen Köln, Potsdam, Regensburg und Wolfsburg.

Der Krefelder Stadtrat könnte mit der Sitzung nach den Sommerferien folgen. Oberbürgermeister Frank Meyer und der zuständige Beigeordnete Markus Schön sind bereits überzeugt, Gespräche mit den jugendpolitischen Sprechern der Fraktionen hat es auch schon gegeben. Für das Frühjahr hoffen die Verfechter des Projekts auf einen Besuch von Anne Lütkes, die den Verwaltungsvorstand informieren und begeistern soll. Dann würden Jugendhilfe-, Schul- und Hauptausschuss beraten, bevor der Stadtrat über den Antrag für das Siegel abstimmt.

Für den Antrag benötigt Krefeld im Wesentlichen zwei Dinge: eine Befragung von Kindern und einen Aktionsplan. Die Zwölfjährigen sollen angeben, was sie über die Stadt denken und was sie sich für sie wünschen. Im Aktionsplan soll stehen, was Krefeld konkret im Sinne der Kinder tun will. Zwei positive Beispiele gibt es in dieser Hinsicht schon: Der Jugendbeirat hat einen Sitz in der Sportstättenkommission, außerdem werden Kinder regelmäßig beteiligt, wenn Krefeld neue Spielplätze baut. Dem sollen im Aktionsplan weitere Möglichkeiten folgen, mit denen Kinder und Jugendliche sich einbringen können, wenn zum Beispiel ein neuer Bebauungsplan aufgelegt wird.

Außerdem erwartet der Verein „Kinderfreundliche Kommune“, dass es im Rathaus eine Person gibt, die mit dem Projekt verbunden ist. Dabei sollte es sich mindestens um eine halbe Stelle handeln. Das Siegel ist darüber hinaus noch mit einer weiteren Ausgabe verbunden: Die Begleitung durch den Verein kostet nach Angaben der Stadt 16 000 Euro pro Jahr. Wird der Antrag einer Kommune positiv beschieden, erhält sie das Siegel sofort und für drei Jahre. Es soll „Ansporn und Verpflichtung“ sein, den Aktionsplan in diesem Zeitraum umzusetzen.

Mehr Partizipation zählt in Krefeld zu den wesentlichen Zielen – nicht neben, sondern zusammen mit der Stadtplanung. Das haben der erwähnte Beigeordnete Schön (Jugend) und sein Kollege Martin Linne (Planung) in ihrem Konzept „Integrierte Stadtentwicklung“ betont. Danach gibt es den Gedanken im Rathaus, eine „Zentrale gesamtstädtische Stelle für Bürgerbeteiligung“ zu schaffen.