Krefelder Erfolge in Paris Niklas Wellen gewinnt Silber bei Olympia: „Dann überwiegt der Stolz“
Krefeld · Trost für Niklas Wellen hatte es bereits unmittelbar nach Abpfiff gegeben, als Lebensgefährtin Kim Draisaitl mit Sohnemann Carlo an das Spielfeld kam und der Nachwuchs erst einmal auf Papas Arm wollte.
Später an diesem Abend, als die ersten Tränen getrocknet waren, schlug Niklas Wellen mit seinen Teamkameraden noch im TV-Studio der ARD-Sportschau auf. Zwar war dem Krefelder Ausnahme-Hockeyspieler auch hier die Enttäuschung über die verpasste Goldmedaille anzusehen, doch gab es im Studio schnell Grund zum Lachen.
Laute „Ernie, Ernie“-Sprechchöre gab es für Niklas Wellen, als Mats Grambusch erklärte, dass er fortan nicht mehr Kapitän der Mannschaft sei, sondern Niklas Wellen. „Wir haben eben eine neue Wahl gemacht. Der Ernie ist Kapitän“, sagte der Mönchengladbacher und gab sein Mikrofon gleich an Wellen weiter, der in Anlehnung an den Stromberg-Charakter „Ernie Heisterkamp“ von seinen Teammitgliedern eben „Ernie“ genannt wird. Deutet die plötzliche Kapitänswahl etwa eine unerwartete Fortsetzung von Wellens Karriere im Nationaldress an? Nach WZ-Informationen ist dies nicht der Fall. Die anekdotische Kapitänswahl war vielmehr Honorierung dafür, dass Wellen als fairer Sportsmann energisch auf die unsportliche Provokation des Niederländers Duco Telgenkamp nach Abpfiff reagiert und damit eine kurze Rudelbildung ausgelöst hatte – und nicht der eigentliche Kapitän Mats Grambusch.
Lob und Anerkennung von
Oberbürgermeister Frank Meyer
Wellen schwärmte in der Sportschau von der Intensität der Olympischen Spiele, die gerade im Vergleich zu Olympia in Tokio, bei denen aufgrund von Corona keine Zuschauer zugelassen waren, ganz besonders gewesen seien. „Die Spiele im Stadion waren unglaublich. Es war ein brutal enges Finale, wir waren nah dran“, sagte Wellen. Grundsätzlich sei es ein bitterer Moment. „Jetzt gerade haben wir schon gute Laune, aufgrund von...“, deutete Niklas Wellen wohl den Genuss des einen oder anderen alkoholischen Kaltgetränks nach Spielende an. „Ja, bitte?“, wollte es Moderatorin Esther Sedlaczek genauer wissen. Wellen antwortete nur vielsagend „Ja“ und blickte schon voraus: „Es gibt noch Momente, wenn wir zu Hause sind, in denen es schmerzt. Und dann überwiegt der Stolz.“
Das letzte Spiel im Trikot der deutschen Nationalmannschaft verfolgten auch Wellens Eltern von der Tribüne aus. Vater Dirk Wellen erklärte am Freitag: „Silber gewonnen, das ist das Motto für dieses Turnier. Die Mannschaft hat sich diese Medaille hart erarbeitet und verdient. Für unseren Niklas ist das ein wunderbarer Abschluss einer internationalen Karriere. Nach meinem Eindruck freut sich Niklas total auf die Zeit, die jetzt kommt, ohne viele Lehrgänge und Länderspiele.“
Für den Crefelder HTC wird der Angreifer weiter auf Torejagd gehen, nicht weniger stolz als die Eltern sei der gesamte Verein, wie CHTC-Koordinator Hans-Werner Sartory erklärt: „Es gab in seinem Jahrgang beim CHTC Spieler, die mit etwas mehr Talent gesegnet waren, aber es gab keinen, der Hockey so gelebt hat wie Niklas, der sich das durch Disziplin, Ehrgeiz und Bereitschaft alles erarbeitet hat.“ Für Sartory ist Wellen aktuell der beste Hockeyspieler der Welt, dürfe seine Nationalmannschaftskarriere eigentlich noch gar nicht beenden, doch vor allem sei der Stürmer eines: „Niklas ist ein Vorbild!“
Lob gab es auch von Oberbürgermeister Frank Meyer, der auch die Leistung der Fußballerinnen Lea Schüller und Nicole Anyomi würdigte: „Lea Schüller, Nicole Anyomi und Niklas Wellen haben uns gemeinsam mit ihren Mannschaften bei diesen Olympischen Spielen begeistert. Mit den Medaillen haben sie ihre phänomenalen Leistungen gekrönt und Historisches erreicht. Das bleibt ein Leben lang und darauf dürfen sie sehr stolz sein. Wir Krefelderinnen und Krefelder, die vor dem Fernseher mitgefiebert haben, sind es allemal.“
Stadtdirektor und Sportdezernent Markus Schön sagt: „Einmal Silber, zweimal Bronze – das ist ein großartiges Ergebnis für Niklas Wellen, Lea Schüller und Nicole Anyomi. Sie haben Deutschland und ihre Heimatstadt Krefeld klasse vertreten. Es freut mich sehr, dass diese euphorischen Olympischen Spiele in Paris auch von Krefelderinnen und Krefeldern mitgeprägt wurden.“