Krefeld Rheinbrücke könnte bald wieder für Lkw freigegeben werden
Krefeld · Fachleute zeigen, wie heftig die Schäden am Denkmal über dem Rhein sind. Läuft alles nach Plan, könnte das Lkw-Verbot für die Brücke bald aufgehoben werden.
Auf dem Weg zum Termin verstopfen Lastwagen die Durchfahrt auf der Berliner Straße zur Rheinbrücke in Richtung Duisburg. Drei Minuten plus zeigt die Smartphone-Navi-App. Es werden dann doch eher 15 Stop-and-go, teilweise eingepfercht zwischen Lastwagen. Ein Grund ist der Bau des neuen Kreisels an der Floßstraße, ein anderer die Sperrung der Rheinbrücke (B288) für Lastwagen ab 7,5 Tonnen. Erst ab der Abzweigung Linner Straße wird es wieder besser. Einige Lastwagen-Fahrer scheinen erst kurz davor zu merken, dass sie dort abbiegen müssen. Beide Spuren der Berliner Straße werden so verstopft. Auf Duisburger Seite hat an diesem Morgen die Polizei eine Kontrolle eingerichtet, um zu schwere Lastwagen rauszuwinken.
Geht es nach den Planern, soll die angespannte Verkehrssituation möglichst bald ein Ende haben. Die Arbeiten im Bereich Floßstraße könnten laut Angaben der Stadt im November fertig werden - falls das Wetter mitspielt. Die schwerwiegenden Schäden der Uerdinger Rheinbrücke könnten im Dezember behoben werden.
Das Ziel sei zumindest, so viel zu sanieren, dass der Verkehr für Lastwagen vor Weihnachten wieder freigegeben werden kann, erklärt Stephan Huth, Ingenieur und Projektleiter Brückenbau vom Landesbetrieb Straßen.NRW. Danach könnten noch weitere Arbeiten durchgeführt werden. Anfang November könne die Sanierung beginnen. Auch dabei spiele aber das Wetter eine Rolle. Ein Wintereinbruch könnte zum Beispiel zu Verzögerungen führen.
Warum die Sperrung nötig geworden ist, zeigt seine Frau Anja Huth, die als Bauwerksprüferin für Straßen.NRW arbeitet und die Schäden an den Fahrbahnplatten der Rheinbrücke bei einer Routine-Überprüfung Anfang September entdeckt hat. Mittels Hub-Arbeitsbühne geht es von der Wiese auf der Duisburger Rheinseite circa zehn Meter in die Höhe. Anja Huth muss das Fahrzeug mit der kleinen Bühne teilweise vorsichtig durch die Lücken der Stahl-Streben der 1936 eingeweihten Brücke manövrieren. Wer so eine Fahrt nach oben das erste Mal erlebt, dem kann schonmal kurz schummrig werden.
Bei scheinbar jeder noch so kleinen Bewegung wackelt die schmale Plattform mit Geländer, die Platz für zwei Personen bietet. Oben angekommen, steuert Huth diese direkt unter eine von mehreren Beton-Fahrbahnplatten der Brücke. Hier ist der Autoverkehr nur stumpf zu hören. Zu sehen sind auffällige Abplatzungen und ein tiefergehender Riss, der sich quer von einer der grünen Längsstreben bis zur nächsten zu ziehen scheint.
Betonplatten reiben aneinander, das Material wird bröckelig
Eine von sieben bis acht gravierenden Stellen, die das Team von Straßen.NRW entdeckt hat, erklärt Brücken-Experte Stephan Huth. Die einzelnen, jeweils 22 Meter langen Betonplatten, die die Fahrbahn bilden, liegen auf dem Stahlgerüst oben auf. Wo sie nebeneinander liegen, reiben sie aneinander, kommen in Bewegung. So sei das Beton-Material an diesen Stellen allmählich zerrieben worden, erklärt Huth. Der „Schwerlastverkehr hat in erheblichem Maße zu den festgestellten Schäden beigetragen“, gibt Straßen.NRW im Internet dazu an. 4000 Lastwagen sind es mittlerweile täglich, schätze der Landesbetrieb, so Huth.
Wie das zu verstehen ist, zeigt ein Video, das Anja Huth während der ersten Feststellungen der Schäden gemacht hat. Zu sehen ist eine der rissigen Stellen. Zu hören ist das Geräusch eines herannahenden Lastwagens. Dann ist zu sehen, wie sich an der rissigen Stelle die ganze Betonplatte für einen Moment auf- und ab bewegt. Zu hören ist der Ausruf eines offenbar schockierten Straßen.NRW-Mitarbeiters.
Kein Wunder, dass es bis zum Verbot ab 7,5 Tonnen am 13. September nicht lange gedauert hat. Wie viele schwere Lastwagen noch gefehlt hätten, bis es „knack“ gemacht hätte, sei nicht abzuschätzen, so Huth weiter. Dass der Bereich unter der Brücke nicht ohne Grund eingezäunt ist, macht der Projektleiter mit zwei Griffen ins tiefere Gras der Rheinwiese deutlich. Dort holt er teilweise dicke Stücke des Betons hervor. Die seien von oben heruntergekommen - aus rund zehn Metern Höhe. Ein Grund, aus welchem Anja Huth nach der Schaufahrt mit der Hub-Arbeitsbühne erneut hochfährt und mit einem Hammer einige kritische Stellen testet. So kontrollieren sie und ihre Kollegen in regelmäßigen Abständen, ob sich die Schäden verschlimmern, weitere Betonbereiche anfangen zu bröckeln. Wäre das der Fall, sei eine Ausweitung des Verbots möglich.
Für das Alter der Brücke seien die bisher festgestellten Schäden nicht ungewöhnlich, meint Stephan Huth. Die Brücke sei zum Ende des Zweiten Weltkriegs nur im mittleren Bereich über dem Rhein durch die Wehrmacht zerstört worden. Dies bedeute, dass das verbaute Beton-Material teilweise schon mehr als 80 Jahre gehalten hat. Und: Für ihr Alter sei die Stahlkonstruktion im oberen Bereich in einem „super Zustand“. Und sie sei eine „sehr gutmütige Brücke“, weil sie bei Schaden rechtzeitig „Bescheid gibt“, so Stephan Huth.