Streit um Bordell in Krefeld Schließung des Eros-Centers kommt wohl vor Gericht
Krefeld · Über die Zukunft des Bordells an der Mevissenstraße in Krefeld wird wohl ein Gericht entscheiden. Denn der Betreiber wehrt sich gegen die Schließung.
Über die Zukunft des Bordells an der Mevissenstraße wird wohl ein Gericht entscheiden. Denn der Betreiber wehrt sich juristisch gegen Bemühungen der Verwaltung, den offenbar illegalen Betrieb zu schließen. Seit mehr als einem Jahr geht die Verwaltung gegen das Eros-Center vor. Damals, im Januar 2019, hatte der Krefelder Stadtrat ein Eingreifen forciert: Schluss mit Rotlicht an der Mevissenstraße. Die Stadt sollte ordnungsrechtliche Schritte einleiten. Das passierte – schließlich hatte auch Oberbürgermeister Frank Meyer auf die Schließung gepocht.
Es begann ein kompliziertes Verfahren. Dieses zieht sich bis heute, mit ungewissem Ende. Den aktuellen Stand des Vorgehens herauszufinden, ist dabei eine Herausforderung. Am einfachsten wäre das im Gespräch mit der Verwaltung. Schließlich ist sie zuständig dafür, die Schließung voranzutreiben. Doch die Ansprechpartner dort schweigen. Mitte des Monats erkundigte sich unsere Redaktion bei der Pressestelle der Stadt Krefeld nach dem Sachstand. Man bereite eine Stellungnahme vor und sei in Abstimmung mit den zuständigen Rechtsanwälten, hieß es. Die Verwaltung melde sich, sobald sie „sprachfähig“ sei. Auch nach wiederholter Nachfrage ist die Verwaltung offenbar immer noch nicht „sprachfähig“.
Auf zwei Wegen hatte die Stadt versucht, das Bordell zu schließen
Bescheid wissen zumindest die Politiker des Ordnungsausschusses. Dort war der Bordellbetrieb Thema in der Juni-Sitzung. Aus den Unterlagen gehen die Ansätze der Verwaltung hervor. Auf zwei Wegen bemüht sich die Stadt demnach, das Etablissement dicht zu machen. Der Fachbereich Sicherheit und Ordnung agiert auf Basis des Prostituiertenschutzgesetzes. Zudem ist die Bauaufsicht auf Grundlage der Landesbauordnung im Einsatz. Diese sprach eine Ordnungsverfügung zur Nutzungsuntersagung aus. Der Fachbereich Sicherheit und Ordnung lehnte zusätzlich einen Antrag nach Paragraf 12 Prostituiertenschutzgesetz ab. Dieser regelt die Erlaubnis für Prostitutionsgewerbe.
Nun wurden Klagen gegen beide Maßnahmen der Stadt erhoben. Diese werden wohl vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf verhandelt. „Die Betreiber wehren sich gegen alles“, sagt Joachim C. Heitmann. Er ist Chef der Krefelder FDP und sitzt im Ordnungsausschuss der Stadt. Seit vielen Jahren verfolgt er das Thema. Die Betreiber hätten sich auf die Hinterbeine gestellt. Das sei ihr gutes Recht. Wann der Streit zu einem Ergebnis kommt, ist kaum absehbar. Es könne sehr, sehr lange dauern, ist von einem Ausschuss-Vertreter zu hören. Dieser möchte zu dieser Sache lieber nicht namentlich in der Zeitung stehen. Seine Auskunft ist zumindest wenig optimistisch. Es sei davon auszugehen, dass die Eigentümer einen langen Atem hätten.
FDP-Mann Heitmann überrascht es nicht, dass sich die Schließung zieht. Damit sei von Anfang an zu rechnen gewesen. „Es hätte mich überrascht, wenn alles so durchlaufen würde.“ Schließlich geht es darum, einen Betrieb loszuwerden, der seit Jahrzehnten vor Ort agiert. Die Verwaltung hätte das Verfahren aus Heitmanns Sicht zudem kaum beschleunigen können. „Ich glaube, man hat das getan, was man kann.“
Das Gerichtsverfahren könnte also Finale eines Stücks zweifelhafter Stadtgeschichte werden. Im Oktober 2017 berichtete unsere Redaktion bereits über Ergebnisse eines von Oberbürgermeister Meyer geforderten Prüfberichts: Seit den 80er-Jahren sollen Absprachen mit dem Betreiber des Eros-Centers geduldet worden sein. Das Bordell soll daher keiner ordentlichen Prüfung unterzogen worden sein. Dafür sollen Spenden von etwa 340 000 Euro an die Stadt geflossen sein. Eine Prüfung der Staatsanwaltschaft zu den Vorfällen wurde ohne Ergebnis eingestellt. Zuvor war bekannt geworden, dass das Bordell nicht als solches bei der Stadt geführt wurde. Laut Bebauungsplan ist ein Bordellbetrieb verboten.
Zumindest kurzfristig ist ohnehin Ruhe an der Mevissenstraße. Die Corona-Auflagen unterbinden das Rotlicht-Gewerbe. Daran hält man sich offenbar auch im Eros-Center. Das Eingangstor ist momentan zu.