Pappschachtel in Krefeld-Traar Sie hat einen Buchladen in der Krise übernommen - „Glück im Unglück“
Krefeld · Trotz Corona-Krise hat Linda Smentoch eine Buchhandlung in Krefeld-Traar übernommen. Warum das „Glück im Unglück“ war, hat sie unserer Autorin erklärt.
Wer wissen will, wer dem kleinen Maulwurf auf den Kopf gemacht hat, sollte Linda Smentoch danach fragen. Die 29-Jährige hat im März den Traarer Buchlanden die „Pappschachtel“ am Rathausmarkt von ihrer verstorbenen Vorgängerin, Sabine Dorf, übernommen. Doch statt feierlich neu zu eröffnen, zwang die Corona-Pandemie sie zunächst – wie alle anderen Geschäfte und Restaurant auch – zu schließen.
„Die Traarer haben uns dennoch gut unterstützt“, sagt sie dankbar und voll des Lobes. Denn auch wenn ihre Türen fürs Publikum geschlossen bleiben mussten, nahm sie am Telefon zahlreiche Bestellungen an, die sie in der Mittagszeit dann persönlich auslieferte. Vor wenigen Tagen hat sie ihre offizielle Eröffnung nachgeholt, und das Buch vom kleinen Maulwurf ist nur eines von unzähligen, die Jung und Alt zum Lesen einladen.
„Ich hatte Glück im Unglück“, erzählt Linda Smentoch, denn eine Geschäftsübernahme in solch Krisenzeiten ist ein großes Risiko. Das fünfköpfige Team ihrer Vorgängerin konnte sie bis auf eine Mitarbeiterin weitestgehend übernehmen. Drei arbeiten zusammen mit ihr im Buchladen, weshalb sie auch nur von „wir“ und „unserem Team“ spricht, obwohl sie alleine das finanzielle Risiko als Jungunternehmerin trägt Die vierte ehemalige Mitarbeiterin ist zu ihrer Mutter ins Geschäft Hellings (Post, Schreibwaren, Lotto und Reisebüro) an der Moerser Landstraße 407 gewechselt. Dort hat die gelernte junge Buchhändlerin die vergangenen sechs Jahre auch gearbeitet.
An Zufälle glaubt die 29-Jährige nicht. „In jeder Generation gab es einen Buchhändler“, erzählt sie. Da ist ihr Opa Heinz Hollnack und ihre Tante Sigrid Hollnack, da ist ihre Mutter, die zunächst die Buchhandlung ihrer Vaters in Moers übernimmt, bevor sie vor zwölf Jahren in Traar ein eigenes Geschäft eröffnet. „Ich habe schon als Kind gern gelesen“, sagt Linda Smentoch nicht überraschend. In der Oberstufe sei dann ihr Wunsch erwacht, Buchhändlerin zu werden. Und als die Inhaberin der „Pappschachtel“ überraschend starb und alle überlegten, ob und wie es mit der Buchhandlung nach 20 Jahren in Traar weitergehen könnte, zögerte Linda Smentoch nicht lange – und sagt zu.
An der Ladeneinrichtung hat sie nichts verändert. „Nur das Sortiment an Büchern, Bastel- und Schreibwaren noch um Spiele erweitert und das Schaufenster anders aufgebaut“, erzählt sie. Das kommt an. In nur einer halben Stunde während des Besuchs kommen sechs Kunden in das Geschäft, immer einzeln, nach und nach, mit Schutzmaske und nicht ohne sich zuvor am Eingang die Hände desinfiziert zu haben.
Unterstützendes Lernmaterial in der schulfreien Zeit ebenso wie Bastelmaterial und Bücher seien derzeit sehr gefragt. Und wer Anregungen sucht, findet die in dem neuen Flyer der „Pappschachtel“. Wer es nicht selber derzeit in der Woche täglich von 9 bis 13 und 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr in den Laden schafft, der kann auch per Mail oder auf der Internetseite (www.pappschachtel-traar.de) online bestellen oder schlicht zum Telefonhörer greifen. Für die Zeit nach Corona hat sie auch schon Pläne. In einer kleinen Reihe möchte sie Jungautoren fördern und die zu Lesungen in die Pappschachtel einladen. Angst davor, dass die Menschen nach der häuslichen Quarantäne das Interesse am Lesen und am Buch verlieren, hat sie nicht. Im Gegenteil: „Durch diese Zeit ist das Interesse daran erst so richtig wieder geweckt.“