Kultur trotz Corona So kam die Dante-Statue nach Krefeld

Mitte · Kultur trotz Corona Er steht auf dem Theaterplatz und scheint die Mediothek zu bewachen, aber was hat Krefeld mit dem Dichter zu tun?

Dante blickt auf den Theaterplatz.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Er steht überlebensgroß mit erhobenem Haupt und in Bronze gegossen auf dem Theaterplatz zwischen Mediothek und Theater: Dante Alighieri. Sein Blick schweift ein wenig hochnäsig anmutend über die Menschen hinweg, die — zu normalen Zeiten — an ihm vorbeigehen: Wissensdurstige Bücherei-Nutzer, fein gekleidete Theaterbesucher, weniger fein angezogene Menschen, die dort den Tag verbringen oder solche, die einfach nur vorbei gehen und vielleicht auch nicht wissen, dass diese Figur Krefeld zu „der“ Dante-Stadt macht.

Es lohnt, sich mit dem italienischen Poeten näher zu befassen, dessen Standbild im wahrsten Sinne des Wortes, eine bewegte Geschichte in Krefeld besitzt. Nicht zuletzt, da die Museen zurzeit geschlossen sind und der bronzene Herr beim Spaziergang „einfach so“ im Vorübergehen oder länger besichtigt werden kann. „Es ist das einzige Dante-Denkmal nördlich der Alpen“, berichtet Olaf Richter, der Leiter des Stadtarchivs. „Das zeichnet Krefeld aus.“ Es ist die zweite, vollkommen identische Version des Kunstwerkes vom Mailänder Künstler Giannino Castiglioni (1884 bis 1971). Ein Exemplar schuf er bereits 1947 für den Ehrenhof der Biblioteca Ambrosiana in Mailand, exakt in dem Jahr, in dem auch die 1865 gegründete Deutsche Dante-Gesellschaft im Wechsel mit anderen Städten, in Krefeld zu Gast ist.

Das Krefelder Denkmal despektierlich als „Zweitguss“ oder „Kopie“ zu bezeichnen, würde ihm allerdings nicht gerecht. Vielmehr ist es ein vom Künstler autorisierter Zweitguss. Die Gesellschaft hatte auf Einladung des früheren Bibliotheksdirektors Friedrich Schlüter damals ihren Sitz von Weimar nach Krefeld verlegt, was mittlerweile wieder rückgängig gemacht wurde. 1965, anlässlich des wohl 700. Geburtstages des Dichters und dem 100. Gründungstag der Dante-Gesellschaft, wurde der bronzene Dichter dann im Innenhof der alten Stadtbücherei aufgestellt.

„Krefeld ist eine Dante-Stadt“, schrieb Philologe und Dante-Freund Hans Bungarten 1997 in der Zeitschrift „Die Heimat“. Richter ergänzt: „Schon nach dem Zweiten Weltkrieg fanden Vorträge über Dante im Oberlichtsaal des Kaiser-Wilhelm-Museums statt. Hinzu kamen die literarischen Abende der Stadtbücherei, die sich gelegentlich dem Thema widmeten.“

Während die eine Dante-Figur in Mailand an prominenter Stelle vor der berühmten Biblioteca Ambrosiana steht, mussten die Krefelder die andere schon mal lange suchen. Sie stand zuerst im Innenhof der Bücherei, dann war der große Dichter vom Platz aus nur durch die Glasscheiben des frisch renovierten Theater-Foyers zu entdecken. Ein Jahr nach der Eröffnung der Mediothek fand Dante dann zwischen Mediothek und Theater seinen Nischen-Platz. 2013 rückte er durch das Betreiben von Hans Bungarten sowie des Krefelder Architekten Klaus Reymann auf seinen heutigen Platz vor.

Sie hatten ihn also vorgeholt und auf einen weißen Sockel gehoben. Dort blickt der Dichter nun weiterhin hoch erhobenen Hauptes und in mittelalterliche, lange Gewänder gehüllt über den Platz und ist für alle zu besichtigen. Auch in Corona-Zeiten.