Staffelfinale Talk im Pavillon zur Bedeutung des Journalismus

Krefeld · Beim Staffelfinale von „Talk im Pavillon“ von Christiane Lange und Stefan Schröder ging es um die Arbeit der Zeitung

Stefan Schröder (l.) und Christiane Lange (r.) sprachen mit WZ-Redakteurin Yvonne Brandt (2.v.r) und RP-Redaktionsleiter Jens Voss über die Bedeutung und Entwicklung von gutem Journalismus im Lokalen.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Einen nicht alltäglichen Einblick in die Entwicklung und Arbeit der Lokalredaktionen in Krefeld gab es am Mittwochabend für die Besucher im Kaiserpark zu erleben. Dorthin hatten Christiane Lange und Stefan Schröder zu ihrem „Talk im Pavillon“ eingeladen. Mit WZ-Redakteurin Yvonne Brandt und Jens Voss, Leiter der Krefelder Lokalredaktion der Rheinischen Post, saßen zwei Experten auf dem Podium, die seit mehr als 30 Jahren die Entwicklung des Lokaljournalismus nicht nur miterlebt, sondern auch mitgeprägt haben.

In einem kurzweiligen Gespräch blickten die beiden Lokalredakteure, die kurz vor dem Ruhestand stehen, auf ihre Anfänge, als Texte zwar schon mit dem Computer geschrieben wurden, mehr als grüne Schrift auf schwarzem Grund jedoch nicht zu sehen war. „Heute arbeiten wir in einer anderen Welt“, stellte Brandt fest. Die Zeitungen seien viel digitaler aufgestellt, publizierten viel schneller, teils gebe es Eilmeldungen live aus Ausschuss- oder Ratssitzungen. Stefan Schröder, selbst Journalist, stellte die rhetorische Frage: „Vorbei sind also die Zeiten, in denen man nach einer Pressekonferenz erst einen Kaffee trinken gegangen ist, weil der Andruck der Zeitung erst spät am Abend ist?“

Tatsächlich sind diese Zeiten, so es sie je gegeben hat, längst Vergangenheit. Der technische Fortschritt verlangt schnelleres Arbeiten – auch, weil es neben Zeitungen immer mehr Konkurrenten auf dem Nachrichtenmarkt gibt, zum Beispiel durch Influencer und Blogger. „Viele Leute kennen den Unterschied zwischen einer Information aus einer Nachrichtenredaktion und einer solchen aus dem Internet nicht mehr“, vermutete Christiane Lange.

Wie aber kann man als Zeitungsredaktion im digitalen Zeitalter den Wert einer geprüften Nachricht besser vermitteln? „Die Grundregeln des Journalismus haben sich nicht verändert“, machte Voss deutlich. „Wer A hört, muss auch B hören.“ Und im besten Fall noch überprüfen, wer denn jetzt recht hat. Brandt stellte klar: „Die gute und sorgfältige Recherche ist maßgeblich. Es wird nichts veröffentlicht, was nicht gegengecheckt wurde.“ Selbst in einer vermeintlich positiven Nachricht könne es einen Haken geben, sagte die Journalistin, die seit 1990 bei der Westdeutschen Zeitung tätig ist. Ihre These untermalte sie mit einem passenden Beispiel: Jüngst habe die Stadt in einer Meldung die Entwicklung der Gewerbesteuer hervorgehoben, die besser sei als erwartet. „Aber einen Tag zuvor im Finanzausschuss wurde darüber berichtet, dass mehr Einnahmen auch weniger Schlüsselzuweisungen vom Land bedeuten“, erklärte Brandt.

Wichtig sei es zudem, an Themen dranzubleiben, immer wieder nachzufragen, wie der Stand der Dinge ist, nachzubohren, wo und wann immer es geht. „Die Medien haben eine Kontrollaufgabe“, fasste Christiane Lange zusammen und stellte die Frage, an welchen Themen ihre beiden Podiumsgäste über die Jahre drangeblieben seien. Brandt und Voss konnten eine ganze Reihe davon nennen. Rheinblick, Sanierung der Philadelphiastraße oder auch der Abriss des Seidenweberhauses sind nur drei davon. Beispiele, die zeigen, dass vieles in Krefeld Zeit braucht.

„Wo stehen wir denn gerade in Krefeld? Irgendwo zwischen Bronx und Duisburg oder gibt es wieder mehr Silberstreifen am Himmel?“, fragte Stefan Schröder etwas provokant. „In Krefeld hat sich in den letzten drei, vier Jahren einiges verändert. Die Politik hat gemerkt, dass man etwas tun muss, um die Stadt nach vorne zu bringen“, sagte Voss. „Es tut sich viel“, meinte auch Yvonne Brandt. „Das Projekt Rheinblick wird umgesetzt, die Philadelphiastraße wird endlich saniert, das alte Stadtbad wird belebt. Es ist eine ganze Menge passiert, das angesichts der Sorgen und Nöte der Menschen aufgrund der vielen Krisen untergeht.“