Vorhandene Aufnahmekapazitäten sind in Krefeld erschöpft
Die Turnhalle an der Breslauer Straße in Gartenstadt wird ab 15. November zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. Die Stadt Krefeld sieht sich zu diesem Schritt gezwungen, da nach Angaben von Oberbürgermeister Frank Meyer alle anderen Aufnahme-Kapazitäten ausgeschöpft sind.
„Die Situation hat sich zuletzt zugespitzt“, sagt der zuständige Fachbereichsleiter Andreas Pamp. Derzeit leben etwa 5000 Geflüchtete in Krefeld, davon sind 2152 in städtischen Einrichtungen, Sammelunterkünften, Wohnungen und angemieteten Hotelzimmern untergebracht. Der Stadtrat soll in seiner Sitzung am Donnerstag grünes Licht dazu geben, weitere 74 Plätze in Hotels zu schaffen. Schon jetzt sind es dort 62. Der Rat soll deren Anmietung bis ins kommende Jahr verlängern.
In der Turnhalle an der Breslauer Straße sollen etwa 80 Plätze geschaffen werden. Die betroffenen Vereine und Schulen (Gymnasium am Stadtpark sowie Bodelschwinghschule) seien schon verständigt worden, so Stadtdirektor Markus Schön. Denn bereits ab dem 6. November steht die Halle für den Schul- und Vereinssport nicht mehr zur Verfügung, da sie vor dem Eintreffen der ersten Geflüchteten hergerichtet werden muss. Den Schulen könne man aber andere Sportangebote machen.
Bereits im Vorjahr
gab es Vereinsprotest
Schon aus humanitären Gesichtspunkten weise man Menschen mit einer solchen Leidensgeschichte nicht gerne Feldbetten in einer Turnhalle zu, sagt Frank Meyer. Zudem sei eine solche Umnutzung ein Eingriff in die Lebensqualität, da der Schul- und Vereinssport davon betroffen ist. Bereits vor einem Jahr hatte sich der Verein für Zen-Kampfkunst Krefeld darüber beklagt, dass ihm die Turnhalle an der Breslauer Straße aus dem gleichen Grund wie jetzt kurzfristig nicht mehr zur Verfügung stand.
Halle Gerberstraße steht
zur Not noch zur Verfügung
Mehr als 40 Geflüchtete werden der Stadt Krefeld pro Woche zugewiesen. Sollten die bisher vorhandenen Betten-Kapazitäten nicht ausreichen, kann zur Not noch die Sporthalle an der Gerberstraße (40 Plätze) zur Unterbringung herangezogen werden. „Wir hoffen, dies vermeiden zu können“, sagt Markus Schön. Laut Pamp lagen die Zahlen an Geflüchteten 2015/2016 immer noch deutlich höher als im Moment. Damals habe man allein sechs Sporthallen belegen müssen. Zwischen Weihnachten und Neujahr gibt es keine Zuweisungen (Pamp spricht vom „Weihnachtsfrieden“), das Land erhöhe deren Zahl aber in den Wochen davor.
Derzeit gibt es in Krefeld noch 81 freie Plätze, die aber durch die angekündigten Landeszuweisungen schon alle belegt seien. Frank Meyer und Markus Schön kritisierten, dass das Land den Kommunen kein Geld bereitstelle, um vorab Plätze zu schaffen. Finanziert werde nur die tatsächliche Zahl der Zuweisungen. Frank Meyer appellierte zudem ans Land, den eigenen Aufnahmepuffer zu vergrößern. Diese liege derzeit bei 3000 Plätzen bis zum Jahresende – aber pro Woche kämen 2000 Menschen in NRW an.
Die Turnhalle Breslauer Straße, die zur ehemaligen Gartenstadtschule gehörte, war schon in der Vergangenheit mit Elektroanschlüssen ausgestattet worden, damit sich Geflüchtete dort selbst Mahlzeiten zubereiten können. Die nun erwarteten Menschen werden vor allem aus arabischen Staaten, Guinea und Afghanistan, aber vereinzelt auch aus der Russischen Föderation und Georgien kommen. Aus der Ukraine leben derzeit 3240 Personen in Krefeld. Sie sind überwiegend privat untergebracht. Auch 114 unbegleitete Minderjährige Asylsuchende („Umas“), also Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Eltern oder andere erwachsene Personen nach Deutschland geflohen sind, leben aktuell in Krefeld.