Eisenbahn Krefeld und seine Bahnhöfe — Teil 1

Die Eisenbahnhistorie der Samt- und Seidenstadt ist vielfältig. Die WZ stellt mit vier Bahnhöfen die Anfänge der Staatsbahn vor.

Der Vorgängerbau des Krefelder Hauptbahnhofs um das Jahr 1880. Foto: Stadtarchiv Krefeld

Der Vorgängerbau des Krefelder Hauptbahnhofs um das Jahr 1880. Foto: Stadtarchiv Krefeld

Krefeld. Ab wann gibt es in Krefeld eigentlich Bahnhöfe? Die WZ begibt sich auf eine Zeitreise in die Vergangenheit.

Am 2. Dezember 1907 wurde der neue Hauptbahnhof in Krefeld eingeweiht. Foto: Stadtarchiv

Am 2. Dezember 1907 wurde der neue Hauptbahnhof in Krefeld eingeweiht. Foto: Stadtarchiv

Der Krefelder Hauptbahnhof an der Verlängerung des Ostwalls über den Südwall hinaus hat mehrere Vorgänger. Der erste Krefelder Bahnhof entstand 1849 für die Ruhrort-Crefeld-Kreis-Gladbacher-Eisenbahn. Der Zugang war zunächst nur von der Neusser Straße möglich. Die Schienen lagen zu ebener Erde, die Schranken waren wegen des Rangierens die halbe Zeit geschlossen. Ein Foto existiert auch im Stadtarchiv nicht. Einige Jahrzehnte später — die Schienen waren immer noch ebenerdig — entstand um 1880 ein gediegenes Bauwerk (siehe Foto oben). Doch auch dieser Bau befand sich zwischen zwei Gleiskörpern.

Der Oppumer Bahnhof wird nicht nur in der Gegenwart umgebaut, auch in der Vergangenheit gab es dort viele Arbeiten. So sah das Gebäude früher aus. Repro: Dirk Jochmann

Der Oppumer Bahnhof wird nicht nur in der Gegenwart umgebaut, auch in der Vergangenheit gab es dort viele Arbeiten. So sah das Gebäude früher aus. Repro: Dirk Jochmann

Er war eingeklemmt von den Schienen der Rheinischen und der Bergisch-Märkischen Eisenbahn. Einem Bericht im Jahrbuch „Die Heimat“ ist zu entnehmen, dass der Bahnhof lange mit einer Mauer umgeben und nur durch Tore zu erreichen war. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts baute man Dämme, legte die Gleise höher und führte die Straßen unter Brücken durch. Ab 1904 gab es eine Riesenbaustelle, bis am 2. Dezember 1907 der „neue“ Bahnhof eingeweiht werden konnte. Der Bahnhof, welcher die Bombardierung im Zweiten Weltkrieg erstaunlicherweise fast unbeschädigt überstand, ist ein typisch wilhelminisches Bauwerk. Man sieht Basalt, Sandstein, Allegorien, einen hohen Turm, eine imposante Uhr. Das Gebäude mit den dahinter liegenden Bahnsteigen wurde mehrfach renoviert. Die seit 1966 nicht mehr besetzte Bahnsteigsperre, an der man einst eine Bahnsteigkarte für 10 Pfennig kaufen musste, wurde erst 1980 abgebaut. Ein gläserner Ausgangspavillon nach Süden wurde 2004 angelegt. Letzte Errungenschaft sind die Aufzüge zu den Gleisen. Vorher mussten sich die Reisenden mit Gepäckbändern zufriedengeben, die häufig ihren Dienst verweigerten. Ein Restaurant mit Wartesälen ist ebenfalls längst Geschichte. Bemerkenswert ist, dass es die 1907 gegründete Bahnhofsmission in Krefeld immer noch gibt.

Eine historische Aufnahme des Uerdinger Bahnhofs mit seinem Vorplatz. Repro: Dirk Jochmann

Eine historische Aufnahme des Uerdinger Bahnhofs mit seinem Vorplatz. Repro: Dirk Jochmann

Sucht man nach einem weiteren Schwerpunkt der „Staatsbahn“, fällt einem sofort Oppum ein. Der Bahnhof des Stadtteils, in dem einst jeder Zweite bei der Bahn beschäftigt war, ist ein Haltepunkt gleich an drei Schienenstrecken. Güterverkehr auf der Bahnstrecke Duisburg-Ruhrort-Mönchengladbach gab es schon seit 1866. Das Bahnhofsgebäude wurde 1877 von der Rheinischen Eisenbahngesellschaft gebaut. Mit der Eröffnung der Bahnstation stieg die Bevölkerungszahl von Oppum stark an. Mehrfach wurde der Bahnhof umgebaut. 1963 riss die Bundesbahn das alte Empfangsgebäude ab. Die Gleise wurden untertunnelt und die Bahn elektrifiziert. 2014 begannen weitere Umbaumaßnahmen mit dem Einbau von Aufzügen und die Höherlegung von Bahnsteigen, um die Barrierefreiheit zu gewährleisten. Noch warten die Oppumer und ihre Gäste auf die Fertigstellung. Zwei weitere Einrichtungen gab es in Oppum, den großen Güterbahnhof und das Ausbesserungswerk.

Der Güterbahnhof befand sich etwa 700 Meter westlich des Personenbahnhofs im Bereich der Straße Am Verschubbahnhof. In klaren Nächten war das Geräusch der herabrollenden und auf andere Waggons aufstoßenden Wagen bis weit nach Bockum hinein zu hören. Wie auch in Hohenbudberg gab es neue Techniken, welche die Abrollberge überflüssig machen.

Doch die Zukunft hat schon begonnen. Im Einvernehmen mit Stadt und Wirtschaftsförderung entsteht auf 60 000 Quadratmetern in der Nähe der Tunnel auf dem Dießemer Bruch der Gewerbepark „Hochplateau“ auf dem Damm. Angeboten werden baureife Gewerbegrundstücke ab 1500 Quadratmeter. Eine Baustraße, die von der Straße Am Verschubbahnhof abbiegt und in die Höhe führt, ist nahezu fertig, die Kanalisation ebenso. Auch wird das Gelände wohl tangiert werden durch den Fahrradfernweg, der einmal vom Südbahnhof weiterführen soll.

Im Jahre 1892 wurde in Oppum die erste Eisenbahn-Reparaturwerkstatt — damals als Königliche Eisenbahn-Haupt-Reparaturwerkstatt — eröffnet. Heute ist das ICE-Instandhaltungswerk ein zeitgemäßes Werk. 1000 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. ICEs und elektrische Triebzüge des Nahverkehrs werden generalüberholt. Das Werk gehört zu den 15 Großwerken, in denen die Fahrzeuge der Bahn instand gehalten werden. Es ist insgesamt 202 000 Quadratmeter groß und erstreckt sich über vier High-Tech-Hallen mit je drei Ebenen, die es erlauben, alle drei Ebenen eines ICEs gleichzeitig zu bearbeiten.

Zum Bahnhof Uerdingen gibt es unterschiedliche Angaben. Zwei Strecken führten durch Uerdingen, ab 1849 die Bergisch-Märkische (Gladbach-Homberg) und ab 1866 die Rheinische (Duisburg-Köln). Ein erster Bahnhof soll 1849 entstanden sein. Ein neues Empfangsgebäude, das im Wesentlichen noch heute erhalten ist, entstand 1899. Das Gebäude wird aber nicht mehr genutzt. Die Uerdinger hoffen seit langem auf eine Revitalisierung. Pläne für ein Brauhaus warten schon lange auf eine Umsetzung. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts stand die Uerdinger Bahnhofsgaststätte schon mal im Mittelpunkt des Interesses. Einem Bericht zufolge tranken viele Arbeiter hier vor Arbeitsbeginn ein paar Bier. Bei Kontrollen im Jahr 1906 zählte man fast 40 Arbeiter in den Wartesälen III und IV. Doch das sahen die Firmenchefs nicht gern, erforderte die fortschreitende Technik doch einen nüchternen Arbeiter. Eine Polizeiverordnung verbot daraufhin den frühen Ausschank. Alte Krefelder kannten einstmals den Ausspruch: „Wer en Bahnekapp op hät, dä süppt“.

Eher kurios verlief die Untertunnelung und damit der südliche Anschluss des Bahnhofs an die Hochstadenstraße. Diese war im Vereinigungsvertrag von Krefeld und Uerdingen schon 1930 zugesagt, doch ist erst nach vielen Jahrzehnten vor einigen Jahren verwirklicht worden.

Der nächste Teil beschäftigt sich mit den Bahnhöfen Linn, Forsthaus, Hohenbudberg und Fischeln.