Video-Appell Elf Organisationen aus Krefeld fordern: „Keine Gewalt an Rettungskräften“
Krefeld · Gewalt gegen Rettungskräfte gibt es auch in Krefeld. Darauf machen elf Behörden und Organisationen aufmerksam.
Nach den Angriffen auf Feuerwehr und Polizei in der Silvesternacht – vor allem in Berlin – hat sich die Krefelder „Blaulicht-Familie“ kurzfristig zusammengesetzt und ein Video produziert. Auf diesem Weg appelliert das Partnernetzwerk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben an alle Bürger: „Keine Gewalt gegen Rettungskräfte!“
Für die Umsetzung des Projektes waren der Sprecher des Technischen Hilfswerk, Bastian Blum, und der Krefelder Blaulicht-Reporter Leonhard Giesberts (Regionalleiter Nonstop News NRW) zuständig. Die Idee dazu habe es schon länger gegeben, die Silvesternacht stellte jetzt den zusätzlichen Auslöser dar, so Blum. Elf von zwölf Organisationen stimmten rasch einer Beteiligung zu. Insgesamt vertreten sie mehr als 800 Rettungskräfte.
Tätliche Angriffe wie in der Silvesternacht sind in Krefeld selten. „Aber deutlich zu erkennen ist eine Steigerung der Respektlosigkeit“, berichtet Christoph Manten, Sprecher der rund 240 Beschäftigten der Feuerwehr. Dazu zählen Behinderungen bei Alarmfahrten, die Missachtung von Absperrungen sowie Pöbeleien – etwa wenn wegen eines Einsatzes eine Straße gesperrt werden muss.
Besonders hebt Manten die Arbeit vieler Ehrenamtler hervor. Allein die Freiwillige Feuerwehr zähle mehr als 200 Kräfte, Großeinsätze seien ohne sie gar nicht zu bewältigen. Wer aber aus Idealismus Leib und Leben riskiert, wolle sich dabei nicht beschimpfen lassen. Hier gebe es die Sorge, dass fehlender Respekt notwendige Strukturen kaputtmachen, dass Ehrenamtler ihren Dienst nicht mehr antreten könnten.
Bastian Blum beklagt eine zunehmende Entfremdung zwischen den Rettungskräften und der Bevölkerung. Oft wüssten Menschen, die aus anderen Kulturkreisen nach Deutschland gekommen sind, auch gar nicht, wie das Rettungssystem hier organisiert ist. „Ihnen fehlt das Vertrauen, da in ihren Heimatländern Militär und Polizei dafür zuständig sind.“ Unter dem Leitsatz „Wir sind Krefelder – genau wie Du!“ wolle man dem ganz persönlich entgegenwirken. So berichtet Tobias (40) vom Kommunalen Ordnungsdienst im Video: „Viele von uns haben bereits Erfahrungen mit Übergriffen gemacht.“ Daniel (42) vom Rettungsdienst erzählt von tätlichen Angriffen und Beleidigungen. „Erfahrungen, die weder den Job noch das Ehrenamt attraktiv machen“, beklagt Robert (24) vom Arbeiter Samariter Bund. „Dabei ist es für viele von uns eine Leidenschaft, für andere dazu sein“, ergänzt Feuerwehrmann Jürgen (55).
Nur die Krefelder Polizei taucht in dem Video, von dem es eine kurze und eine lange Version gibt, nicht auf. Dazu erklärt Polizeisprecher Bernd Klein, man hätte das Projekt prinzipiell gerne unterstützt. Es unterliege jedoch einem landeseinheitlichen Mediengenehmigungsverfahren – und das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalwesen der Polizei (LAFP) meldete Bedenken an. An den redlichen Absichten von Leonhard Giesberts, der kostenlos gearbeitet hatte, bestehe kein Zweifel – „und dennoch widerstrebt die avisierte Produktion dem polizeilichen Grundsatz der Gleichbehandlung aller Medien“. Denn bei der Beteiligung der Polizei könne der Anschein erweckt werden, Giesberts in Zukunft bevorzugt zu behandeln, so das LAFP.
Zu sehen ist das fertige Video zum Beispiel hier: