Krefelder sehen Influencer kritisch

Sie teilen ihr Privatleben im Netz, bewerben dabei Produkte und bekommen Geld dafür. Aber sind sie wirklich Vorbilder? Die WZ hat sich am Vera-Beckers-Berufskolleg mal umgehört.

Foto: Andreas Bischof

Sie sind die Idole der Gegenwart und Stars für viele Jugendliche. Und das, obwohl sie vor allem eines machen: Werbung. Influencer werden sie neudeutsch genannt. Das bedeutet wörtlich übersetzt „Beeinflusser“ und beschreibt Menschen, die in sozialen Medien tätig sind, beispielsweise auf Instagram oder Youtube, und Produkte, die sie von Unternehmen zugeschickt bekommen, für ihre Follower (Menschen, die ihnen folgen) anpreisen.

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Sprich, sie bekommen Geld, um potenzielle Kunden auf dem Laufenden zu halten. Dabei geben sie Empfehlungen ab und lassen ihre Follower so an ihrem Privatleben teilhaben. Zentraler Handlungsort ist also das Internet, wo sie Videos und Fotos mit ihrer Community teilen. Die „Fachgebiete“ können Mode, Beauty, Reisen, Ernährung oder Fitness sein. Hauptsache, viele Leute wollen es sehen. Die Video-Plattform Youtube ist besonders bei jüngeren Nutzern beliebt, ihre Helden sind „Die Lochis“ oder Bianca Heinicke, die bei „Bibis Beauty Palace“ Schminktipps gibt und Produkte testet. Letztere hat stolze 4,4 Millionen Follower.

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Was aber halten Jugendliche in Krefeld von dem Hype rund um die Influencer ? Allgemein gelten Influencer als Vorbilder und werden bewundert, aber am Vera-Beckers-Berufskolleg in Krefeld sind dazu kritische Statements zu hören.

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Beispielsweise von Sirin Sahin. Die 19-Jährige war selbst als Influencerin tätig und hat für Produkte geworben. Ihr Urteil über die Branche fällt jedoch negativ aus: „Mir wurde es zu viel und die Produkte waren von geringer Qualität. Außerdem hat es mich gestört, dass ständig fremde Leute auf mich zukamen.“

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Für Unternehmen zahlt sich das Unterfangen aus, denn sie sparen Geld, das sie sonst für Werbespots im Fernsehen ausgegeben hätten. Außerdem landet die Werbung über die digitalen Kanäle direkt bei der Zielgruppe. Dies hängt auch damit zusammen, dass die jüngere Generation sich mehr im Internet tummelt und weniger Inhalte in der Zeitung, im Fernsehen oder aus dem Radio konsumiert. Somit machen sich die Unternehmen die Glaubwürdigkeit der Influencer zunutze. Für die meisten ist es jedoch schwierig, ihr Einkommen auf diese Weise zu verdienen. So ist schon eine Followeranzahl im sechsstelligen Bereich auf Instagram nötig, um davon einigermaßen leben zu können. Außerdem ist die Konkurrenz auf dem Markt mittlerweile sehr groß.

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Laura Lambeck (18) ist zwar vom Thema positiv angetan, sieht dort aber dennoch keine Berufsperspektive: „Ich finde es zwar cool, aber es ist nicht das Wahre, weil es kein richtiger Beruf ist. Dennoch denke ich, dass es in Zukunft wichtiger werden wird.“ Denn auch wenn es kein richtiger Beruf ist, sind Unternehmen wie Otto schon dazu übergegangen, Influencer in eigens dafür eingerichteten Akademien, auszubilden. Das Stimmungsbild am Vera-Beckers-Berufskolleg hat Eda Ünal (18) recht treffend auf den Punkt gebracht: „Ab und zu habe ich mir beworbene Produkte gekauft, aber ich empfinde es als übertrieben und halte nicht viel davon. Selber würde ich es nicht machen.“

Andererseits erscheint das Dasein als Influencer vielen reizvoll, trotz einiger offensichtlicher Schattenseiten. Dennoch wird die Versuchung nach dem so scheinbar einfach verdienten Geld und dem Geltungsbedürfnis der Jugendlichen noch viele in ihren Bann ziehen.