Natur und Umwelt Stadtverwaltung legt Projekt „Nachhaltige Niepkuhlen“ auf

Krefeld · Stadt will verhindern, dass der Naturraum gänzlich verschwindet und nur noch eine vertrocknete Landschaft bleibt. Auch die Bürger sollen eingebunden werden: Experten laden zu Niepkuhlen-Spaziergängen ein.

Die Niepkuhlen – hier im Bereich der Niepkuhlenbrücke - erkunden viele Krefelder gerne per Rad.

Foto: Stadt Krefeld

Die Krefelder Stadtverwaltung will nach eigener Angabe mit einem Bündel von Maßnahmen eine Zukunft für das Naturschutzgebiet Niepkuhlen sichern. Schließlich seien die Bilder von 2020 vielen Krefeldern noch präsent: Nach zwei Dürresommern war der Wasserstand im Naturschutzgebiet Niepkuhlen so stark abgesunken, dass weite Teile der attraktiven Wasserflächen und Feuchtgebiete deutlich geschrumpft waren oder gänzlich trockenfielen. Sichtbar wurde dies etwa am verbindenden Gewässerlauf im Bereich des Busenpfads, wo die Niepkuhlen in die Verberger Kull münden.

„Als Naturraum unterliegen die Niepkuhlen immer wieder Veränderungen. Der Klimawandel wird auch hier für eine veränderte Flora und Fauna sorgen“, sagt Dezernentin Sabine Lauxen, verantwortlich für den Fachbereich Umwelt. „Wir wollen aber verhindern, dass dieser wichtige Naturraum gänzlich verschwindet und nur noch eine vertrocknete Landschaft bleibt. Unser Ziel muss es sein, die verschiedenen Funktionen der Niepkuhlen für Natur- und Artenschutz, Freizeit, Erholung und Stadtbild zu erhalten. Aus diesem Grund starten wir das Konzept ,Nachhaltige Niepkuhlen‘, bei dem wir die Bürger stark einbinden wollen.“

Zur Geschichte der Niepkuhlen: Die Niep entstand durch Abtrennung einer Nebenrinne des Rheins vor über 6000 Jahren. Durch den Abbau von Torf und Grieserde zum Heizen oder als Düngemittel, aber auch durch Entwässerung höher gelegener Teile hat der Mensch den Niepkuhlenzug in den vergangenen 200 Jahren mehrfach verändert. Zuletzt sind im Jahr 2005 weite Teile der Niepkuhlen als Naturschutzgebiete ausgewiesen worden, um den Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und den Bürgern Naturerlebnis und Erholung zu bieten. In den vergangenen beiden Sommern allerdings fielen die Niepkuhlen trocken.

200 Jahre nach dem Torfabbau und den Entwässerungsmaßnahmen sei jetzt ein erneutes Eingreifen in den Wasserhaushalt der Niepkuhlen nötig. „Diesmal geht es um den Erhalt, nicht um das Trockenlegen“, betont Sabine Lauxen. „Wir werden vielleicht auch frühere Eingriffe korrigieren müssen.“ In Zeiten des Klimawandels müsse man die Ziele der Maßnahmen genau definieren. Eine Lösung im Gewässerschutz der Zukunft sei etwa, die Naturlandschaft als „Schwamm“ zu begreifen, der das Wasser länger zurückhalten kann, so Lauxen.

In einem neuen Konzept will die Stadtverwaltung jetzt eine dauerhafte Lösung erarbeiten. Ziel sei ein ganzheitliches und tragfähiges Zukunftskonzept. Perspektivisch solle eine Lösung gefunden werden, die die Niepkuhlen nicht dauerhaft abhängig von zugepumptem Grundwasser mache. Ein von der Stadt beauftragtes Expertenteam aus Hydrologen, Gewässerökologen und Landschaftsplanern beginne nun mit einer ersten umfassenden Bestandsaufnahme. Grundwassersituation, Wasserqualität, Flora und Fauna der Niep würden 2021 gründlich erhoben.

Doch die längeren Trockenperioden stellten nicht nur in Krefeld eine Herausforderung dar. In den vergangenen Sommern hätten viele Gewässer an Rhein und Ruhr extreme Niedrigwasserstände oder sind sogar gänzlich trockengefallen. Deswegen könne das Projekt „Nachhaltige Niepkuhlen“ Vorbildcharakter für viele Still- und Fließgewässer in der Region haben. Auch deshalb hätten Hochschulen Interesse, im Projekt mitzuwirken. Die benachbarte Hochschule Rhein-Waal habe ebenso Interesse bekundet wie die Universität Duisburg-Essen. Zusätzlich zum Fachgutachten seien wissenschaftliche Arbeiten zu den Niepkuhlen intendiert. Sie könnten auch dazu dienen, einen breiten fachlichen Diskurs zum Thema herzustellen.

Bürger sollen über das Projekt regelmäßig informiert werden

Eines sei allen beteiligten Akteuren besonders wichtig: Die Bürger sollen beteiligt werden. „Wir wollen zum Projekt und den Teilergebnissen regelmäßig informieren. Bürgerinnen und Bürger, auch die interessierte Fachöffentlichkeit und besonders die Naturschutzverbände laden wir ausdrücklich ein, das Projekt zu begleiten“, betont Lauxen. Zum Start dieses Dialogformates bietet die Stadtverwaltung einen öffentlichen „Niepkuhlen-Spaziergang“ an. Termine würden rechtzeitig bekannt gemacht, abhängig von der pandemischen Lage. Bei den Spaziergängen bestehe Gelegenheit, das Projekt und die beteiligten Fachleute kennenzulernen. Der Gewässerökologe und Wasserwirtschaftler Mario Sommerhäuser werde das Projekt begleiten und moderieren. Er habe sich bereits in seiner Doktorarbeit mit sommerlich trockenfallenden Gewässern am Niederrhein und Maßnahmen zu deren Schutz beschäftigt. 

„Zu einem späteren Zeitpunkt könnte auch eine Beteiligung in Planungswerkstätten stattfinden“, kündigt Sabine Lauxen an. Red