Die Liebe zur Mode hat Lina Kamp schon früh entdeckt. Für die Krefelderin stand eigentlich schon immer fest, dass sie eines Tages selbst kreativ werden will und hat sich ihren Traum selbst erfüllt. In kleinen Schritten hat sie ihr eigenes Modelabel Nåltur aufgebaut, für das sie Blusen, Hosen, Kleider und noch viel mehr entwirft. Es sind Kleidungsstücke, die fast jede Frau tragen kann – und in Kürze auch deren Nachwuchs. Die erste Baby-Kollektion ist gerade in Produktion. Mütter und Kinder können demnächst also im Partnerlook unterwegs sein.
Beim WZ-Besuch prüft Lina Kamp gerade den Prototypen eines Kinder-Longsleeves. Ist der Schnitt gut? Sind die Nähte sauber? Stimmt die Qualität des Produkts? Fragen, auf die Lina Kamp eine Antwort geben muss. Schließlich ist die 32-Jährige hauptverantwortlich für das Label, in das sie viel Zeit und Leidenschaft investiert. Nachhaltigkeit ist ihr dabei ein besonderes Anliegen. Die Rohstoffe für ihre Kleidung kommen allesamt aus der Europäischen Union, oft bestehen die Stücke zu 100 Prozent aus Bio-Baumwolle, sind zudem nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert. Darüber hinaus sind die Produkte vegan und werden ohne Plastik zu den Kunden verschickt.
Vermarktung läuft in der Hauptsache über Instagram
Design, Qualitätsprüfung und Versand liegen in der Hand von Lina Kamp, die alle Aufgaben aus ihrer Altbau-Wohnung heraus steuert. Die Produktion erfolgt im Norden Portugals, inzwischen entstehen dort auch die Produktbilder. Nicht selten sind die Models am Strand abgelichtet, mit sommerlichen Blusen oder luftigen Hosen aus Leinenstoff. „Es war gar nicht so einfach, die passende Produktionsstätte zu finden“, sagt die studierte Design-Ingenieurin. Vor allem, weil die Stätten vor fünf Jahren noch gar nicht so sehr im Internet präsent, sondern oft nur über Umwege zu entdecken waren.
Schließlich hat Kamp eine Produktionsstätte gefunden, hat sie vor Ort besichtigt und lange mit ihr zusammengearbeitet, die ersten Kollektionen dort produzieren lassen. Durch Krieg und Inflation aber seien die Produktionskosten stark gestiegen, eine Alternative musste her. Die Hürde: „Es gibt Mindestabnahmemengen, mehr lasse ich nicht produzieren.“ Preislich könnten die Verantwortlichen der Designerin aber erst bei höheren Stückzahlen entgegenkommen. Freunde hätten ihr geraten, die Fühler in die Türkei auszustrecken, wo es ebenfalls viele Produktionsstätten gebe, die Kosten günstiger seien. Noch aber hängt ihr Herz am Produktionsstandort, wohl auch, weil sie das Land Portugal sehr mag.
Das zeigt sich inzwischen in ihren Kollektionen, die ursprünglich eher nordisch angehaucht waren. Weil Kamp auch Schweden sehr mag, erhielt ihr eigenes Label einen schwedischen Namen. Aus Nål, dem schwedischen Wort für Nadel, und dem Wort Natur wurde die Wortschöpfung Nåltur. Der Name ist Ausdruck der Nachhaltigkeits-Kriterien, die Kamp an ihre Kleidung hat. Das kommt an.
Viele ihrer Kunden werden über den Instagram-Kanal des Modelabels auf die Kleidung aufmerksam. Mehr als 15 000 Personen haben den Kanal abonniert. Zudem engagiert die 32-jährige Designerin hin und wieder Influencer, die das Marketing übernehmen und ihre Kleidungsstücke in den Sozialen Netzwerken bewerben. Ob die Maßnahmen erfolgreich sind, kann Kamp unmittelbar an den Bestelleingängen im Online-Shop prüfen. Instagram ist bislang auch die einzige Plattform, auf der sie aktiv Werbung betreibt und auf der sie sich durchaus auch Inspiration für neue Teile holt. „Manchmal frage ich meine Follower, was sie sich wünschen würden“, verrät Kamp. Die Anregungen, die als Antwort kommen, nimmt sie gerne auf und verarbeitet sie in neuen Designs, aus denen in wenigen Wochen verkaufsfähige Produkte werden.
Seit inzwischen fast sechs Jahren macht Lina Kamp jetzt Mode aus Krefeld. Angefangen hat sie mit bedruckten T-Shirts, später kam Stick dazu. Doch die heute 32-Jährige wollte mehr, eigene Schnitte, eigene Stoffe. Herausgekommen ist 2022 die erste eigene Kollektion, die in Portugal produziert wurde – angesichts der Corona-Krise durchaus ein unternehmerisches Wagnis. Doch die Pandemie hat der Krefelderin in die Karten gespielt, denn viele Leute haben online eingekauft. Davon profitierte auch Nåltur.