Krefelderin in Neuseeland: „Das Beben war so schlimm: Ich dachte, das Haus stürzt ein“
Neuseeland: Eine Krefelderin ist als Austauschschülerin vor Ort.
Krefeld/Kaiapoi(NZ). Erst wackelten nur die Schranktüren, dann das Bett, schließlich der Boden und das ganze Haus. "Ich dachte, es ist ein Sturm, aber als ich aufstand und mich kaum auf den Füßen halten konnte, wusste ich, dass es ein Erdbeben sein muss", erinnert sich die Katrin Gradinger (16) aus Krefeld gut an die Nacht zum Samstag, als in und um die neuseeländische Stadt Christchurch ein Beben der Stärke 7,1 die Erde erschütterte.
Sie ist seit Juli Austauschschülerin in Kaiapoi (19 Kilometer von Christchurch entfernt) und besucht dort für ein halbes Jahr die Schule. "Ich dachte an die Worte meiner Gasteltern, die mich vorgewarnt hatten, mich bei einem Erdbeben in den Türrahmen zu stellen", erzählt die 16-Jährige und kam dieser Aufforderung auch sofort nach. "Dort fühlte ich mich aber alles andere als sicher und fragte mich, wann das Erdbeben endlich vorbei sein würde. Ich hatte wahnsinnige Angst und dachte, das Haus kracht jeden Moment ein", schildert Katrin Gradinger ihre Erfahrungen.
Seit dem heftigen Erdbeben am Wochenende plagen Nachbeben die Bewohner der Region. "Ich kann nicht mehr schlafen, weil man immer so angespannt ist", erklärt die Krefelderin erschöpft. "Noch letzte Nacht hatten wir eins mit der Stärke 5,1."
Die 16-Jährige, die das Michael-Ende-Gymnasium in St. Tönis besucht, hatte bei Antritt ihres Auslandsaufenthaltes nicht an solche Erlebnisse in Neuseeland gedacht. Überrascht ist sie über die Gelassenheit ihrer Gasteltern Ashley und Ngaire Rutter, die daran gewöhnt sind.
"Aber die Heftigkeit hat auch sie etwas überrascht. Ein Wunder, dass keine Menschen ums Leben gekommen sind. Wir haben noch Glück gehabt, unser Haus ist nicht beschädigt und wir hatten schnell wieder Strom und Wasser." In vielen anderen Wohnsiedlungen sieht es anders aus: die Hautpstraße über den Fluss ist gesperrt, die Straßen sind mit Schlamm bedeckt und überflutet, viele Häuser sind noch immer ohne Wasserversorgung und so beschädigt, dass die Bewohner aus Sicherheitsgründen woanders untergebracht werden müssen.
"Gutachter kontrollieren die Häuser auf ihre Sicherheit, die Aufräumarbeiten haben schnell begonnen und Mitarbeiter vom Stadtrat bringen Essen und Trinken", erzählt die Jugendliche. Auch Premierminister John Key kommt in die 12000-Einwohner-Gemeinde.
Zur Zeit hat Katrin Gradinger wegen des Bebens schulfrei, "aber da alle öffentlichen Gebäude zu haben und viele Freunde aus ihren Häusern raus mussten, habe ich nichts zu tun. Das alles hat mich mitten in einem wundervollen Aufenthalt getroffen", bedauert sie und hofft, dass so bald wie möglich wieder Normalität einkehrt.