1993: Theater auf der Kippe
Vor 15 Jahren überredete Krefeld Mönchengladbach zum Sparprogramm.
Krefeld. Wie zieht man sich an den eigenen Haaren wieder aus dem Sumpf, wenn man nicht Münchhausen heißt? Die Mehrheit der Mönchengladbacher Ratsherren hat sich im Galopp in eine Theaterkrise geritten, aus der sie ohne fremde Hilfe nicht herauskommt.
Es sind 15 Jahre her seit jener turbulenten Spielzeit 1993/94, als das Gemeinschaftstheater schon einmal vor einem Kollaps stand. Damals schauten die Gladbacher gerade in die dunklen Tiefen eines defizitären städtischen Etats. Und es brauchte viel Überredungskunst der Krefelder Kollegen, dass noch der Rettungsanker eines Sparmodells geworfen werden konnte. Dieses Modell sah vor, dass vier Millionen Mark, über vier Spielzeiten gestreckt, einzusparen seien: je zwei für die beiden Städte. Unter anderem wurde das Orchester um sieben Personalstellen (auf 80) gestutzt.
Große Verdienste um den Fortbestand der Theatergemeinschaft - weiterhin das Paradebeispiel für eine gelungene Bühnenkooperation - hatten sich dabei Kulturdezernent Roland Schneider, Intendant Wolfgang Gropper und Geschäftsführer Reinhard Zeileis erworben. Eine der Bedingungen des Modells war übrigens, dass der Theateretat künftig jedes Jahr um zwei Prozent wachsen dürfe; später wurde das auf ein Prozent reduziert.
Seit dieser Zeit laviert das Theater mit so genannten "Haushaltsresten", basiert also auf Rücklagen, die nur durch intensivstes Einsparen angelegt wurden. Was hier und da in jüngerer Zeit sogar zu künstlerischen Defiziten im Spielplan führte. Kein Wunder, wenn der Intendant tagtäglich im Etat nach (längst nicht mehr vorhandenen) Üppigkeiten forscht.
Wir erinnern uns noch, dass in den Zeiten des Eike Gramss ein Opernbühnenbild schon mal 80 000 Mark gekostet hat. Die Rücklagen sind aufgezehrt. Hinzu kommt die Steigerung eines Personaltarifs, die, über zwei Jahre gestreckt, acht Prozent beträgt. Das summiert sich zu Millionen. Gebetsmühlenartig hatte der Geschäftsführer Zeileis über Jahre während jeder Kuratoriumssitzung darauf aufmerksam gemacht. Und keiner hat hingehört.
Die Gladbacher hatten vor vier Jahren die Reparaturbeschlüsse für die beiden Häuser mitgetragen. Nun wollen sie nicht mehr. Da passt es ins Bild, dass nun in Gladbach für die dortige Umbau-Spielzeit erwogen wird, das Publikum per Bus in die dann leerstehende Stadtwerke-Halle nach Krefeld zu karren. Damit ist das Diskussionsniveau endgültig in die Narretei abgestürzt. Und die diversen Vereine der Theaterfreunde lassen sich wie Lämmer zur Schlachtbank führen. Ohne ein einziges "Mäh".