Althoff: Wohnen geht vor Bauen

Architekt kritisiert: „Das Gesicht der Stadt wird schlechter.“

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die beiden schlichten, aber massiven Holztische dominieren den Raum. Zahlreiche Bücher und Kataloge liegen darauf, meist mit architektonischem Bezug. Zwischen Büro und Galerie changiert der Ort mitten in der Krefelder Innenstadt, wohin sich der inzwischen 86-jährige Architekt und Künstler Ernst Althoff noch immer gerne zum Arbeiten zurückzieht.

Die Tische hat er selbst entworfen, zum Gespräch nimmt er auf einem stilvollen alten Thonetstuhl Platz. Einen eher trostlosen Anblick bietet dagegen die Aussicht durch das große Fenster auf den Anne-Frank-Platz. „Das Gesicht der Stadt wird schlechter“, bemerkt Althoff trocken. Die direkte Art, gerne mit einem ironischen Unterton gewürzt, ist Kennzeichen des Künstlers, den man wohl als Krefelder Urgestein bezeichnen kann. Trotz weltweiter Tätigkeit ist er seiner Heimatstadt immer treugeblieben und wohnt bis heute hier.

Sein Vater hatte eine Tischlerei, der Umgang mit Holz hat Ernst Althoff von klein auf geprägt. Bei seinem Vater absolvierte er eine Tischlerlehre. „Er ließ mich sehr viel ausprobieren“, erinnert sich Althoff. Nach Kriegsende studierte er Innenarchitektur an der später als Werkkunstschule bekannten „Meisterschule für Gestaltendes Handwerk“. 1948 bewarb er sich an der Düsseldorfer Kunstakademie, an der Hans Schwippert sein wichtigster Lehrer wurde.

Der Übergang zwischen Studium und praktischer Tätigkeit war fließend und führte ihn weit über das Rheinland hinaus. Mit seinen Entwürfen zu Häusern, Möbeln und Raumgestaltungen war er auf den Weltausstellungen in Brüssel (1958) und Montreal (1967) vertreten. Sein großes Vorbild ist bis heute Ludwig Mies van der Rohe, den er im Haus seines Lehrers Schwippert sogar einmal kennengelernt hat.

1963 wird er selbst Dozent an der Kunstakademie, an der er, später zum Professor ernannt, 30 Jahre lehrt. „Es hat mir Spaß gemacht“, betont Althoff und fügt hinzu: „Die Lehrtätigkeit war wichtiger als meine Arbeit als Architekt.“

Die Lehrtätigkeit hat Althoff dazu verholfen, sich seine Projekte aussuchen zu können. Für seine eigene Architektur galt die Devise „Wohnen geht vor Bauen“. In Krefeld realisiert er fünf Häuser, darunter 1968 einen für die damalige Zeit revolutionären Bungalow für seine eigene Familie. Statt der klassischen Aufteilung mit sehr unterschiedlich großen Räumen propagiert er gleiche Einheiten für Eltern und Kind. Als das Haus nach 20 Jahren seinen Zweck erfüllt hat, wird es demontiert und an anderer Stelle wieder remontiert.

Auch wenn er längst keine Häuser mehr entwirft, beschäftigen ihn trotz seines hohen Alters mehrere Projekte. So möchte er eine auf einfachsten Prinzipien beruhende Wohncontaineranlage realisieren und wird nicht müde, bezüglich Krefelder Bausünden den Finger in die Wunde zu legen.